Agathos Daimon

Agathos Daimon
Antinoos als Agathodaimon. Kopflose Marmorstatue vervollständigt mit einem Antinooskopf, 130-138 n. Chr. Altes Museum, Berlin

Agathos Daimon (auch Agathodaimon; griechisch: Ἀαγαθὸς Δαίμων, Ἀγαθοδαίμων, „guter Geist“) bezeichnet in der griechischen Antike eine wohlwollende Gottheit.

Inhaltsverzeichnis

Mythologische Verbindungen

Nach dem Mahl wurde dem Agathos Daimon eine Weinspende dargebracht.[1] Häufig tritt in Verbindung mit ihm Agathe Tyche (griechisch Ἀγαθὴ Τύχη „gutes Glück“) als weitere Hypostase einer Segensformel auf. Als Agathos Daimon scheint auch ein schlangengestaltiger Schutzgeist des Hauses bezeichnet worden zu sein.

Nach Pausanias, der vermutet, dass Agathos Daimon eigentlich ein Beiname des Zeus sei, lag ein dem Agathos Daimon geweihter Tempel vor den Toren von Megalopolis an der Straße nach Maenalos in Arkadien.[2]

Weiter berichtet Pausanias, diejenigen, die das Orakel des Trophonios in Lebadeia konsultieren wollten, hätten mehrere Tage in einem dem Agathos Daimon und der Agathe Tyche geweihten Gebäude mit Vorbereitungen auf den Abstieg in die Orakelhöhle verbringen müssen.[3]

Im griechischen Alexanderroman[4] wird berichtet, dass beim Bau Alexandrias die Arbeiter durch eine Schlange erschreckt worden seien. Alexander befahl, die Schlange zu töten und an der Stelle ein Heiligtum zu errichten. Als das Heiligtum fertiggestellt war, wären zahlreiche Schlangen erschienen und in die Häuser des Tempelbezirks geschlüpft. Diese Schlangen hätte man als Agathoi daimones verehrt.

Im ptolemäischen Ägypten wurde Agathos Daimon mit dem altägyptischen Schicksalsgott Schai gleichgesetzt, der in seiner Tiergestalt als Schlange dargestellt wird.[5] Außerdem entstand im griechisch-römischen Ägypten eine synkretistische Verbindung von Agathos Daimon mit dem Schöpfergott Chnum.[6]

Buch der Sothis

Von diesen synkretistischen Kombinationen führt eine Linie zum Agathodaimon als Figur der hermetischen Schriften: Im Buch der Sothis wird Agathodaimon in der ersten göttlichen Dynastie ohne Abstammungsnachweis als dritter Herrscher nach Hephaistos und Helios aufgeführt. Ihm folgte Kronos; ebenfalls ohne verwandtschaftlichen Bezugshinweis.[7]

In der „Ecloga Chronograpica“ verweist Georgios Synkellos auf das „Buch der Sothis“, das Manetho für Ptolemaios Philadelphos verfasst haben soll. Zwischenzeitlich konnte das „Buch der Sothis“ jedoch als Fälschungswerk identifiziert werden, das unbekannte jüdische und christliche Autoren verfassten. Synkellos kommentiert bezüglich Agathodaimon: „Sohn des zweiten Hermes, Vater von Tat“.[8] Der altägyptische Gott Thot wird von Synkellos als erster Hermes betitelt, dessen „heilige Schriften nach der Sintflut in den Büchern des Agathodaimon übersetzt wurden“.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Fauth: Agathos Daimon. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 121–122.
  • Martin P. Nilsson: Geschichte der griechischen Religion. Bd. 2: Die hellenistische und römische Zeit. 4. Aufl. Beck, München 1988, ISBN 3-406-01430-5. S. 213ff.
  • Gerald P. Verbrugghe, John Moore Wickersham: Berossos and Manetho, Introduced and Translated: Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt. University of Michigan Press, 2001, ISBN 0-4720-8687-1

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Öfters in den Komödien des Aristophanes, siehe Der Frieden 300, Die Wespen 525, Die Ritter 105f.
  2. Pausanias, Beschreibung Griechenlands 8.36.5 (engl. Übersetzung).
  3. Pausanias, Beschreibung Griechenlands 9.39.5 (engl. Übersetzung).
  4. Pseudo-Kallisthenes 1.32.6 und 10ff.
  5. J. Quaegebeur: Le dieu égyptien Shaï dans la religion et l’onomastique. In: Orientalia Lovaniensia Periodica 2 (1975) S. 170–176.
  6. Philon von Byblos, zitiert bei Eusebius, Praeparatio Evangelica I.40.46. Siehe auch Heinz J. Thissen: Kneph − Ein verkannter Gott. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 112 (1996). S. 153–160 (PDF).
  7. Gerald P. Verbrugghe, John Moore Wickersham: Berossos and Manetho. S. 176.
  8. Bei G. R. S. Mead, Thrice-Greatest Hermes (London 1906) und Colpenhave, Hermetica (Cambridge 1992) erscheint Agathodaimon als der Vater des Thot.
  9. Gerald P. Verbrugghe, John Moore Wickersham: Berossos and Manetho. S. 174.

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