- Hephaistos
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Hephaistos (griechisch Ἥφαιστος, latinisiert Hephaestus, eingedeutscht Hephäst) ist in der griechischen Mythologie der Gott des Feuers und der Schmiede und entspricht dem römischen Vulcanus. Er gehört zu den zwölf olympischen Gottheiten, den Olympioi.
Inhaltsverzeichnis
Mythos
Der Sohn des Zeus und der Hera (oder von Hera in Parthenogenese erzeugt) wurde, da er klein, hässlich und schreiend auf die Welt kam, von seiner Mutter vom Olymp geschleudert und fiel bei der Insel Lemnos in den Okeanos. Seither war er lahm. Dort wurde er von den Meernymphen Thetis und Eurynome gerettet, gesundgepflegt und aufgezogen. [1] Bei ihnen lernte er die Schmiedekunst und fertigte ihnen Schmuck. Sein Kult war wegen der Vulkantätigkeit dieser Insel von Lemnos ausgegangen, die Römer lokalisierten seine Werkstätte unter dem Ätna.
Erwachsen, schickte er seiner Mutter einen goldenen Thron. Als sich Hera darauf setzte, wurde sie gefesselt und niemand konnte sie befreien. Erst nach inständigen Bitten der anderen Götter kehrte Hephaistos auf den Olymp zurück und befreite Hera.
Nach einer anderen Darstellung soll Hephaistos bei einem Streit von Zeus und Hera die Mutter unterstützt haben, worauf ihn der Vater am Fuß packte und vom Olymp herabwarf. Ein thrakischer Volksstamm, die Sintoi, der nach Lemnos ausgewandert war (dort fiel Hephaistos ins Meer), pflegte ihn gesund, aber ein Hinken blieb.
Zur Versöhnung beschloss Zeus, ihm Aphrodite zur Frau zu geben. Doch Aphrodite betrog ihn unter anderem mit Ares. Hephaistos erfuhr davon und fertigte ein kunstvolles, unzerstörbares Netz, das er am ehelichen Bette befestigte. Als sich – so berichtet es Homer – Aphrodite und Ares in dem Bett vergnügten, wurden sie in diesem Netz gefangen, und Hephaistos rief die anderen Götter herbei, die bei dem Anblick in ein schallendes Gelächter ausbrachen, das sprichwörtliche „Homerische Gelächter“.
Die Werkstätten des Hephaistos befanden sich unter dem Vulkanon, wo die Zyklopen seine Schmiedegesellen waren. Weitere Gehilfen waren Bia (= Kraft) und Kratos (= Stärke). Als Geburtshelfer erwies er sich, als Athene dem Kopf des Zeus entsprang („Hephaistosschlag").
Als Dank soll ihm Zeus Athene als Braut zugedacht haben. Athene verschwand jedoch, als Hephaistos sich mit ihr vereinigen wollte, und der Samen fiel auf die Erde. So wurde Erichthonios, (aus eris – Streit und chthon – Erde) der legendäre Held der Athener, von Gaia geboren. Auch die Aglaia, eine der drei Chariten (Töchter des Zeus und der Eurynome) soll der „ruhmreiche Hinkfuß” Hephaistos geschwängert haben. Hesiod verschweigt allerdings den Namen des Kindes (Theogonie, 64 u. 945f.).
Als sein Kind gilt der Bildhauer Ardalos. In den Metamorphosen bezeichnet Ovid den keulenschwingenden Räuber Periphetes, den Theseus und Erichthonios erschlugen, als einen Sohn des Hephaistos.
Werke des Hephaistos
In seiner unterirdischen Schmiede fertigt Hephaistos seine berühmtesten Werke, die Attribute der Götter und Waffen von Helden:
- zwei mechanische (goldene) Dienerinnen (Prototyp des Roboters)
- Tor des Palastes und eherne Hallen auf dem Olymp als Wohnung der Götter (Prototyp des Stahlbaus)
- Thron für Hera mit unsichtbarer Fessel
- Zepter und Donnerkeil für Zeus
- den Wagen des Helios
- der Halsschmuck der Harmonia
- die Aigis der Athena
- die Feuerspeienden Stiere des Aietes (im Auftrag von Zeus)
- Gestalt der Pandora (als Gattin für Epimetheus) [2]
- Bogen der Artemis
- Pfeile für Eros und Apollon
- Fangnetz für seine mit Ares untreue Gattin Aphrodite
- Kette, um Prometheus an den Kaukasus zu fesseln (in der Tragödie des Aischylos)
- die Rüstung des Ares
- Waffen und Schild des Achilles (im Auftrag der Thetis)
- Schild des Aeneas (im Auftrag der Aphrodite)
- Talos, den Bronzeriesen, der Kreta bewachte
Mythologisches
Hephaistos ist der einzige Handarbeiter unter den olympischen Gottheiten. Das könnte auf eine religiöse Bedeutung der Schmiedekunst weisen. Der Topos vom „Schmiedegott" kommt auch in der finnischen Mythologie vor (Ilmarinen), und ein „lahmer Schmied" erscheint in der germanischen Sage (Wieland der Schmied). Dies hat zu der Vermutung geführt, es handle sich hier um ein europäisches Wandermotiv. Die Brüder Grimm fanden eine Ähnlichkeit zum nordischen Loki. Wahrscheinlicher ist jedoch eine Verwandtschaft zu kleinasiatischen und syrischen Schmiedegöttern, wie Pygmalion, Kinyras und Kothar.
Kunst
Der schmiedende Hephaistos wird in der bildenden Kunst oft dargestellt, beispielsweise von Tintoretto, Bassano, Rubens, Tiepolo, Velázquez und van Dyck.
Einzelnachweise
Literatur
- Frank Brommer: Hephaistos. Der Schmiedegott in der antiken Kunst. von Zabern, Mainz 1978, ISBN 3-8053-0334-3
- Frank Brommer: Die kleinasiatischen Münzen mit Hephaistos. In: Chiron 2 (1972), S. 531-544
- Marie Delcourt: Héphaistos ou la légende du magicien. Belles Lettres, Paris 1982, ISBN 2-251-33414-9
- A. Hermary, A. Jaquemin: Hephaistos. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band IV, Zürich/München 1988, S. 627–654.
- Marie Luise Kaschnitz: Hephaistos. In: (dies.): Griechische Mythen. Insel, Frankfurt a. M. & Leipzig 2001, ISBN 3-458-17071-5, S. 51-62 (dichterische Nacherzählung des Mythos)
- Adolf Rapp: Hephaistos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2036–2074 (Digitalisat).
Weblinks
Commons: Hephaestus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Hephaistos im Theoi Project (engl.)
- Hephaistos, Gott des Feuers
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