Edward Thatch

Edward Thatch
Die Piratenflagge von Blackbeard
Blackbeards Kopf an Maynards Schiff

Unter dem Namen Blackbeard (* 1680 (?); † 22. November 1718) ging einer der wohl bekanntesten englischen Piraten des karibischen Meeres in die Geschichtsbücher ein. Sein bürgerlicher Name ist nicht sicher bekannt. In der Literatur wird er sowohl Edward Teach als auch Edward Thatch genannt.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Über sein frühes Leben ist wenig bekannt. Er wird namentlich erst im Sommer 1717 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Vermutlich wurde er um 1680 in Bristol (England) geboren. Seine Karriere begann er als Matrose auf Schiffen, die während des spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) von Jamaika aus in See stachen. Die Kapitäne dieser Schiffe besaßen offizielle Kaperbriefe, die sie dazu berechtigten, im Namen der britischen Krone feindliche Schiffe zu kapern und Beute zu machen.

Viele Freibeuter machten nach 1714 jedoch mit ihrem einträglichen Geschäft weiter, ohne Genehmigung der Krone. Blackbeard diente in dieser Zeit an Bord eines jamaikanischen Schiffs unter dem Befehl des Piraten Benjamin Hornigold. Nach der Kaperung des französischen Handelsschiffes La Concorde wurde er von Hornigold zu deren Kapitän ernannt. Das erbeutete Schiff ließ er in Anlehnung an den Queen Anne's War in Queen Anne's Revenge umbenennen. Mit diesem Schiff hatte er, wie nur wenige Piraten, für einige Zeit ein großes Flaggschiff mit 40 Kanonen für seine aus bis zu vier Schiffen bestehenden Flottille. Teach und Hornigold gingen fortan getrennte Wege.

Leben als Kapitän

Zwischen 1716 und 1717 erwarb er sich bei wiederholten Beutezügen auf Schiffe und Küstenregionen der Westindies und der atlantischen Küste von Nordamerika wegen seiner angeblichen Grausamkeit ein finsteres Renommee.

Blackbeard hatte seine Hauptquartiere auf den Bahamas und auf dem Gebiet der britischen Kolonie Carolina. Der Gouverneur von North Carolina, Charles Eden, nahm Beute von Blackbeard an. Im Gegenzug gewährte er ihm inoffiziellen Schutz und eine amtliche Begnadigung. Schon nach einigen Wochen kehrte Teach jedoch zur Piraterie zurück. Umstritten ist, ob er sein Vermögen verprasst hatte und seine Finanzlage wieder aufbessern wollte, oder ob ihn, nach vielen Jahren auf See, das Leben an Land schlicht langweilte. Die Überfälle häuften sich in der Folgezeit.

Den Namen Blackbeard erhielt er wegen seines dichten schwarzen Bartes. Blackbeard, der sich mit mehreren Klingen, Messern und Pistolen behängt zeigte, wurde besonders wegen der brennenden Lunten bekannt, die er vor einer Schlacht in seinen langen Bart zu binden pflegte. Diese „teuflische“ Erscheinung, die er selbst kultivierte, hat ihn zum Inbegriff des unerschrockenen Freibeuters werden lassen. Dass sein Äußeres auch seinen Ruf als besonders grausamer Seeräuber begründete, hat so manchen Kapitän eines Handelsschiffs dazu gebracht, ohne Gegenwehr zu kapitulieren.

Obwohl Blackbeard durch seine äußere Erscheinung und sein Auftreten dafür sorgte, dass er gefürchtet wurde, ging es ihm nicht nur um Gewalt. Vor allem kleinere Schiffe kaperte er gerne, ohne auch nur eine Kanone abzufeuern. Diese Gewohnheit wurde ihm letztendlich zum Verhängnis.

Die Niederlage gegen Maynard

Blackbeard im Kampf mit Maynard. Gemälde von Jean Leon Gerome Ferris

Anlässlich der Belagerung des Hafens von Charleston, South Carolina, im Mai 1718, bei der Blackbeard, schwer drogen- und alkoholabhängig, lediglich eine Schachtel Laudanum im Wert von nur 600 Dollar sowie Medizin für seine Mannschaft forderte, beschloss der Gouverneur von Virginia, Alexander Spotswood, die Aussendung zweier Kriegsschiffe unter dem Kommando des Royal Navy Lieutenant Robert Maynard, um Teach festzunehmen bzw. zu töten.

Die Royal Navy erwartete ihn mit zwei kleinen Sloops in Höhe von Ocracoke Inlet. Bei diesen beiden Schiffen, der Ranger und der Jane, handelte es sich um extra für diese Aktion gemietete Handelsschiffe, die vorübergehend mit dem Namenszusatz HMS (His Majesty's Ship) versehen und mit zusätzlich 56 Mannschaftsmitgliedern der HMS Pearl und der HMS Lyme, die auch an der Aktion beteiligt waren, bemannt wurden. Da beide Schiffe offensichtlich keine Kanonen an Bord hatten, entschloss sich Blackbeard, die Schiffe zu entern. Als Blackbeards Männer die gegnerischen Schiffe, die vermeintlich eine geringe Besatzung hatten, entern wollten, stampfte Maynard mit dem Fuß auf die Planken. Dies war das Zeichen für die Männer, die die beiden Schiffe anstelle der Kanonen „geladen“ hatten, an Deck zu stürmen. Blackbeards Männer waren in der Unterzahl. Primäres Ziel Maynards war es, Blackbeard zu töten. Nachdem dies gelungen war, sprangen viele der Piraten ins Meer oder ergaben sich.

Blackbeards Leiche wies 25 Wunden auf, davon fünf von Pistolenkugeln. Er wurde enthauptet und sein Kopf an den Bugspriet von Maynards Schaluppe gehängt, bis die Piratenjäger wieder in Virginia eintrafen.

Die Legende besagt, dass Blackbeards Körper noch zwei Runden um das Schiff schwamm, bevor er auf den Meeresboden hinabsank. Andere sagten, es seien sogar sieben Runden gewesen.

Legenden haben Blackbeard romantisiert, und er wurde zum Thema von Romanen, Spielfilmen und Berichten. Sein mutmaßliches Schiff wurde 1996 nahe Beaufort, North Carolina entdeckt und ist mittlerweile Teil einer Touristenattraktion.

Politische Komplikationen

Die Beweggründe des Gouverneurs, Blackbeard aufzubringen, werden in der General Historie of the Most Notorious Pyrates von Cpt. Charles Johnson – möglicherweise ein Pseudonym von Daniel Defoe – beschrieben; die zweite Ausgabe von 1726 bedient sich dabei eines besonders scharfen Tones. Hiernach hat Spotswood keinesfalls rechtschaffen die „Geduld verloren“, sondern eindeutig illegal gehandelt. Er war als Gouverneur von Virginia nicht berechtigt, in North Carolina einzuschreiten. Obwohl man ihm zugute halten kann, dass er vermutlich eine Allianz Blackbeards mit dem Piraten Charles Vane befürchtete und vorbeugend verhindern wollte, findet sich doch keine legale Grundlage für sein Eingreifen, zumal Blackbeard zu diesem Zeitpunkt kein Überfall in Virginia offiziell vorgeworfen werden konnte.

Eine Theorie für Spotswoods Handeln sind seine innenpolitischen Schwierigkeiten in Virginia, die besonders mit dem wachsenden Einfluss der Siedler um Philip Ludwell den Jüngeren zusammenhingen. Was im Nachhinein besonders schwer gegen Spotswood spricht, sind seine Verleumdungsversuche gegen Eden, mit denen er versuchte, sein eigenes Eingreifen (also die Festnahme der überlebenden Piraten und vor allem die Beschlagnahme sämtlicher Besitztümer der Piraten) zu rechtfertigen. Spotswood warf Eden und einem seiner Mitarbeiter, Tobias Knight, nämlich vor, mit Blackbeard gemeinsame Sache gemacht zu haben und durchweg korrupt zu sein. Dieser Streit zog sich über Jahre hin, und führte am Ende zu Edens Rehabilitation und Spotswoods Entlassung aus dem Dienst.

Andere Quellen geben als Grund für das Ende von Spotswoods Gouverneursamt allgemeine Querelen mit dem Rat von Virginia und dessen prominentem Mitglied James Blair an.

Probleme der Geschichtsschreibung

1724 veröffentlichte ein Captain Charles Johnson das Buch A General Historie of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pyrates. Darin werden die Abenteuer verschiedener Piratinnen und Piraten, neben Edward Teach zum Beispiel auch Anne Bonny und Mary Read, ausführlich beschrieben. Dieses Buch, dessen Beschreibungen Eingang in die allgemein anerkannte Geschichtsschreibung gefunden haben, ist eine geschickte Verwebung historischer Daten mit rein fiktionaler Erzählung.

Gerade in Bezug auf das Leben und die Erscheinung Edward Teachs ist es heute nahezu unmöglich, Fiktion und tatsächliche Ereignisse voneinander zu trennen. Nur einige Begebenheiten aus seinem Leben, wie zum Beispiel seine Rolle bei der Blockade von Charleston, sind mit historischen Quellen zweifelsfrei belegt. Bei vielen anderen Episoden lässt sich die Geschichtlichkeit des Überlieferten weder beweisen noch widerlegen. Ebenso wenig ist es bis heute gelungen, eindeutig festzustellen, ob der Robinson-Autor Defoe tatsächlich auch der Autor der General Historie of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pyrates ist. Nur Indizien deuten darauf hin. So erinnert zum Beispiel die Beschreibung der brennenden Lunten in Blackbeards Bart an das für Defoe typische Stilmittel, Szenen mit ungewöhnlichen Details auszuschmücken, um sie für den Leser interessanter zu gestalten.

Verfilmungen

Schon in der Stummfilmzeit ist die Figur des Blackbeard in mehreren Verfilmungen aufgetreten, zum Teil als Nebencharakter, zum Teil auch als Hauptperson. Der Disney-FilmBlackbeard's Ghost“ von 1968 stellt dabei allerdings nur eine geschönte, kindgerechte Version seines Charakters dar. In dem Kinderfilm Jimmy und die Piraten (The Boy and the Pirates, 1960) von Regisseur Bert I. Gordon ist Blackbeard (Murvyn Vye) zwar schon eher ein Bösewicht, aber immer noch ziemlich „zahm“. Auch im japanischen Anime bzw. Manga One Piece gibt es einen Charakter namens Blackbeard, der allerdings nicht auf dem historischen Piraten basiert.

  • 1911 – Blackbeard, US-amerikanischer Stummfilm (IMDb)
  • 1952 – Blackbeard, the Pirate (dt.: Kampf um den Piratenschatz), Spielfilm mit Robert Newton als Blackbeard und Keith Andes als Edward Maynard (IMDb).
  • 2005 – Blackbeard (dt.: Blackbeard - Der wahre Fluch der Karibik), Fernseh-Dokumentation mit James Purefoy als Blackbeard und Roger Barclay als Lt. Maynard (IMDb).

DVDs

  • Blackbeard - Der wahre Fluch der Karibik. Alles über die echten Räuber der Meere. Doku-Drama. Bestellnr. 4006448 75388 7

Literatur

  • Joel K. Bourne, Jr.: Blackbeard lebt! Archäologen suchen in einem Schiffswrack nach Hinweisen auf den wildesten Seeräuber aller Zeiten. in: National Geographic Deutschland. Hamburg, Juli 2006, S.106-121.
  • Robert Bohn: Die Piraten. C.H. Beck, München 2002 (2. Aufl.). ISBN 3-406-48027-6
  • Konstam Agnus: Blackbeard. America's Most Notorious Pirate. Wiley & Sons, Hoboken NJ 2006.
  • Captain Charles Johnson (möglicherweise ein Pseudonym für Daniel Defoe): A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pyrates. London 1724, The Lyons Press, Guilford Conn 2002 (Repr.). ISBN 1-58574-558-8 (englisch)
  • Charles Johnson: Umfassende Geschichte der Räubereien und Mordtaten der berüchtigten Piraten. Robinson-Verlag, Frankfurt/M. 1982. ISBN 3-88592-009-3 (deutsche Ausg.)

Weblinks


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