Efendi

Efendi

Efendi (auch Effendi) ist eine türkische Form der Anrede und bedeutet so viel wie „Herr“. Der Plural lautet Efendiler. Die Herkunft dieses Begriffes ist unklar, ein Zusammenhang mit dem neugriechischen aphentes oder griechischen „authentes“ („unumschränkter Herr“) wird angenommen.

Inhaltsverzeichnis

Osmanischer Titel

Im Osmanischen Reich bezeichnete Efendi / ‏افندی‎ mittlere Beamte und Militärs (etwa im Rang eines Leutnants). Der Titel wurde dem Namen nachgestellt, er wurde in der Türkei 1934[1], in Ägypten 1953 abgeschafft. Bis dahin waren die nächsthöheren Titel Ağa, Bey, Pascha und Wesir.

Militärischer Rang in den ostafrikanischen Kolonialarmeen

Als Offiziersrang war Efendi auch in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika gebräuchlich, wo er für sog. „farbige“ Offiziere verwandt wurde. Die Schutztruppe entstand aus den meist sudanesischen Söldnern der sogenannten Wissmanntruppe (→ Hermann von Wissmann). Diese waren 1889 in Ägypten zur Aufstandsbekämpfung in Ostafrika angeworben worden und hatte osmanische Rangbezeichnungen beibehalten, die auch nach Überführung der Einheiten in die Schutztruppe bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft 1918 in Gebrauch blieben. Effendi war der höchste Rang, den ein Afrikaner erreichen konnte.

Aufgrund der unklaren Stellung gegenüber dem weißen Personal (das Farbigen nicht unterstellt werden sollte) wurde der Dienstgrad um 1900 auf den Aussterbeetat gesetzt, d.h. weitere Beförderungen fanden nicht mehr statt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren nur noch 12 Efendi aktiv. Im Krieg selbst kam es dann nochmals zu sporadischen Tapferkeitsbeförderungen in diesen Dienstgrad.

Auch in Britisch-Ostafrika spielte eine Rolle, dass die ersten dortigen Einheiten der britischen Kolonialarmee aus sudanesischen Söldnern bestanden. Bei den King’s African Rifles war Effendi bis in die 1930er Jahre und wieder seit 1956 der ranghöchste Warrant Officer (vergleichbar dem deutschen Feldwebelleutnant). Für afrikanische Soldaten war er bis 1961 der höchste erreichbare Dienstgrad. Er wurde vom Gouverneur verliehen (Governor’s Commissioned Officer), nicht vom britischen Monarchen (ähnlich in der britischen Indien-Armee die einheimischen Warrant Officers mit Viceroy’s Commission). Weißes Personal wurde nicht in diesen Dienstgrad befördert. Obwohl ranghöchster Warrant Officer, beschränkte sich die Befehlsgewalt des Effendi ausschließlich auf farbige Truppen.

In der Schreibweise afande wird das Wort in den Streitkräften und der Polizei der ostafrikanischen Länder als Anrede gegenüber Vorgesetzten im Sinne des englischen „Sir“ bis heute verwendet.

Religiöse und gesellschaftliche Verwendung

Im Sufismus wird Efendi noch bis heute von den Derwischen bestimmter Tariqas (Sufi-Orden) zur Anrede des Sheikhs verwendet.

Im heutigen türkischen Sprachgebrauch wird das Wort noch als höfliche Anrede verwendet (Beyefendi = „mein Herr“; Hanımefendi = „meine Dame“). „Efendim“ (wörtl.: „mein Herr“) ist als Reaktion im Sinne von „Ja, bitte?“ oder als Nachfrage „Wie bitte?“ üblich, wenn man angesprochen wird oder sich am Telefon meldet.

Siehe auch

Referenzen

  1. Per Gesetz Nr. 2590 vom 26. November 1934 über die Aufhebung der Anreden und Titel „Efendi“, „Bey“, „Pascha“ und dergleichen, RG Nr. 2867 vom 29. November 1934 (online).

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