Eichsler Umgang

Eichsler Umgang

Der Eichsler Umgang ist eine traditionelle Prozession in der Gemeinde Eichsel auf dem Dinkelberg, heute ein Ortsteil von Rheinfelden (Baden).

Die Legende der drei heiligen Jungfrauen

Bereits die erste Erwähnung der Ende des 12. Jahrhunderts erbauten gotischen Kirche St. Gallus in Obereichsel (von der jedoch nur der Turm erhalten ist) erfolgte in Zusammenhang mit der Verehrung der Heiligen Drei Jungfrauen Kunigunde, Mechtrudis und Wibranda. Über die drei Jungfrauen ist nur wenig bekannt. Sie sollen etwa im 9./10. Jahrhundert, also noch in der Zeit der Karolinger, gelebt haben. Die Legende besagt, dass die drei Frauen zu den Anhängern und Märtyrern der heiligen Ursula von Köln gehörten, die von England nach Deutschland reisten, um die heiligen Missionare Fridolin von Säckingen und Gallus bei der Christianisierung zu unterstützen. Die Jungfrauen begleiteten die Heilige auf ihrer Fahrt nach Köln.

Auf dem Reiseabschnitt nach Basel erkrankten sie und starben in Rappersweier in der Nähe von Eichsel. Sie wurden daher in Eichsel begraben. Die Beisetzung erfolgte jedoch offenbar in bereits christianisierter Zeit, da ihre Gräber innerhalb der heutigen Kirche liegen, dicht an der Außenwand. Bald darauf ereigneten sich an ihren Gräbern angeblich Wunder.

Wallfahrt

1504 wurde die Verehrung der Jungfrauen als Heilige durch eine Untersuchungskommission unter Leitung des päpstlichen Legaten Kardinal Raimund Peraudi überprüft und ihre Gebeine in Reliquiaren in der Eichsler Kirche St. Gallus neu bestattet. Damit wurde ihre volksfrömmige Verehrung faktisch offiziell abgesegnet. Über 5000 Gläubige kamen damals nach Eichsel, um die offizielle Erhebung zu Heiligen mitzuerleben. In der Folgezeit entwickelte sich daraus eine regional bedeutende Wallfahrt. Infolge der vielen jährlich am Fest der Heiligen Jungfrauen in Eichsel zusammenströmenden Menschen entwickelte sich darüber hinaus geradezu ein Volksfestcharakter mit Jahrmarkt, Buden, Musik und Tanz.

Im Jahr 1820 beantragte daraufhin ein junger Vikar beim Verweser des Bistums Konstanz, das Fest zu verbieten, was auch prompt bereits am 18. Januar erfolgte. Der örtliche Pfarrer Schreiber bemühte sich jedoch ab 1852 erneut um eine Genehmigung, den Eichsler Umgang durchführen zu dürfen. Diese erhielt er nach einiger Zeit auch und seit 1862 wurde der Eichsler Umgang wieder abgehalten. Er wird seither in der noch heute bestehenden Form gefeiert.

Der Eichsler Umgang

Jährlich am dritten Sonntag im Juli findet seither zu Ehren der Heiligen Jungfrauen der „Eichsler Umgang“ statt. Am Tag des Umgangs werden liebevoll Blumenteppiche ausgelegt, hernach findet ein Festgottesdienst statt und anschließend die Prozession. Nach diesem kirchlichen Teil des Umgangs findet ein Dorffest statt. Der Eichsler Umgang ist auch heute noch ein Anziehungspunkt für die Bevölkerung aus weitem Umkreis.

Aus Anlass des 500. Jahrestages des Eichsler Umgangs zelebrierte 2004 Weihbischof Bernd Uhl von der Erzdiözese Freiburg in der überfüllten Kirche den Festgottesdienst.


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