Ursula von Köln

Ursula von Köln
St. Ursula als Schutzmantelfigur

Die Heilige Ursula von Köln soll im 4. Jahrhundert nach Christus gelebt haben. Da ihr Leben jedoch nicht in zeitgenössischen Quellen bezeugt ist, sondern nur in wesentlich später entstandenen Legenden, gilt sie heute allgemein als reine Legendenfigur ohne historische Existenz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach den mittelalterlichen Legenden stammte Ursula aus der Bretagne und lebte im 4. Jahrhundert († angeblich 383). Nach der Legenda aurea sollte die bretonische Königstochter Ursula den Aetherius heiraten, Sohn des heidnischen Königs von England. Sie willigt ein, stellt allerdings drei Bedingungen, die der Bräutigam auch erfüllt: Innerhalb einer Frist von drei Jahren soll Prinz Aetherius getauft werden; eine Schar von zehn Gefährtinnen und 11.000 weiteren Jungfrauen soll zusammengestellt und eine gemeinsame Wallfahrt nach Rom unternommen werden.

Martyrium der Ursula und ihrer Gefährtinnen in einem siebenbürgischen Gemälde aus dem 16. Jahrhundert

Die Pilgerfahrt führt per Schiff nach Rom. Dort schließen sich ihnen der (nicht historisch belegte) Papst Cyriacus sowie (in einigen Versionen der Legende) einige Bischöfe und Kardinäle an. In einem Traum wird Ursula das Martyrium verkündigt. In Köln werden alle Pilger von den Hunnen getötet, die die Stadt belagern. Der Prinz der Hunnen verliebt sich allerdings in Ursula und bietet ihr an, sie zu verschonen und zu heiraten. Als sie ablehnt, tötet er sie durch einen Pfeilschuss.

Zu ihren Begleiterinnen zählen die Heiligen Cordula, die sich beim Angriff der Hunnen zunächst versteckt, sich dann jedoch auch dem Martyrium stellt, und Aukta.

Überlieferung

Kirche St. Ursula zu Köln

Die Legende ist in vielen Versionen erhalten, die vom 9. bis ins 13. Jahrhundert immer weiter ausgeschmückt wurden. Als erster Beleg gilt eine Inschrift aus dem 5. Jahrhundert, die in der Kirche St. Ursula zu Köln aufbewahrt wird. Die Echtheit dieser Inschrift, in der weder der Name Ursulas noch die Anzahl der Jungfrauen erwähnt werden, ist nicht gesichert. Die Ursula-Legende spielt auch eine wichtige Rolle in Gottfried Hagens Reimchronik der Stadt Köln.

Die Zahl 11.000 geht vermutlich auf einen Lesefehler zurück. In frühen Quellen ist zugleich auch von nur 11 Jungfrauen die Rede. Wahrscheinlich wurde die Angabe „XI.M.V.“ statt als „11 martyres virgines“ fälschlich als „11 milia virgines“ gelesen.

Im 12. Jahrhundert wurden zahlreiche Namen der Jungfrauen hinzuerfunden. Vor den Toren der Stadt Köln hatte man ein ehemaliges römisches Gräberfeld entdeckt, das man für den so genannten Ager Ursulanus (lat. = Ursula-Feld) hielt. Die ausgegrabenen Knochen wurden den 11.000 Jungfrauen zugeschrieben und als Reliquien verkauft.

Verehrung

Kunst

Der Traum der heiligen Ursula von Vittore Carpaccio (ca. 1495). Rechts im Bild der Engel, der ihr das Martyrium verkündet.

Ursulas ikonografische Attribute sind der Pfeil und das Schiff. Für die Gefährtinnen können Lichter (Kerzen oder Lampen) stehen.

Mittelalterliche Darstellungen zeigen Ursula als Schutzmantelfigur, die die Jungfrauen unter ihrem Mantel beherbergt.

Die Vita der Hl. Ursula wurde in der bildenden Kunst u.a. vom Brügger und Kölner Meister der Ursulalegende (Groeningenmuseum in Brügge; Wallraf-Richartz-Museum in Köln), von Tommaso da Modena, Hans Memling (Ursula-Schrein im Johannishospital in Brügge), Carpaccio, Caravaggio und Lodovico Carracci dargestellt. Häufig ist hier die Form des Zyklus, in dem mehrere wichtige Stationen des Lebens der Heiligen dargestellt sind.

Ordensgemeinschaften

Wappen der Britischen Jungferninseln

Geografie und Heraldik

Adaptionen der Ursulalegende in Dichtung und Musik

In der von Achim von Arnim und Clemens Brentano zusammengestellten Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn wird in dem Bayerischen Volkslied Der Himmel hängt voll Geigen (Wir genießen die himmlischen Freuden ...) in der letzten Strophe die Ursulalegende aufgegriffen:

Kein Musik ist ja nicht auf Erden,
Die unsrer verglichen kann werden,
Eilftausend Jungfrauen
Zu tanzen sich trauen,
Sankt Ursula selbst dazu lacht, ...[1]

Dieses Lied vertonte Gustav Mahler im Schlusssatz seiner 4. Sinfonie.

Gedenken

Am 21. Oktober ist Ursula zu Ehren ein nichtgebotener Gedenktag im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet, jedoch gebotener Gedenktag in Köln. Aus dem Allgemeinen Römischen Kalender wurde sie 1970 gestrichen, da es für den Ursprung der Legende keine Belege gibt.

Für ihren Gedenktag existieren zahlreiche Bauernregeln.

  • Zu Ursula muss das Kraut herein, sonst wird's noch lange draußen sein.
  • Lacht Ursula mit Sonnenschein, wird wenig Schnee vorm Christfest sein.
  • An Ursula muss das Kraut herein, sonst schneien Simon und Judas (28. Oktober) drein.

Daneben gibt es zahlreiche Ursulakirchen und St.-Ursula-Schulen.

Literatur

  • Oskar Schade: Die Sage von der Heiligen Ursula und den elftausend Jungfrauen: Ein Beitrag zur Sagenforschung. 3. Auflage. Rümpler, Hannover 1854 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Hl. Ursula – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. Achim von Arnim und Clemens Brentano. Winkler Verlag, München 1980, ISBN 3-538-06560-8, S. 208.

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