- Eisenschimmel
-
Ein stichelhaariges Pferd oder Farbwechsler hat durch das Roan Gen (Rn) eine starke Einstreuung von weißen Haaren in das farbige Haarkleid. Das wird wie die Dominant weiße Farbe und mehrere Formen der Scheckung auf eine Mutation des KIT-Locus zurückgeführt1.
Man nennt ein stichelhaariges Pferd auch Eisenschimmel, Mohrenkopfschimmel oder Dauerschimmel. Pferdeliebhaber, die die Genetik wichtig nehmen, bezeichnen diese Zusammensetzungen mit Schimmel oft als falsch, da die Farbe des stichelhaarigen Pferdes genetisch völlig anders entsteht als die Farbe des Schimmel. Dennoch sind diese Farbbezeichnungen immer noch in Gebrauch.
Stichelhaarige Pferde sind selten.
Gebraucht man das Wort im erweiterten Sinne, wird auch jedes andere Pferd als stichelhaarig bezeichnet, das einzelne weiße Haare in Farbiges Fell eingestreut hat.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen
Ein stichelhaariges Pferd hat in die durch seine anderen Farbgene entstandene Farbe eingestreute weiße Haare im Fell. Davon ist überwiegend die Unterwolle betroffen, so dass Körperzonen mit wenig Unterwolle wie der Kopf und die Beine sowie Schweif und Mähne dunkler sind als der Körper.
Viele stichelhaarige Pferde werden heller, wenn sie im Herbst ihr Winterfell bekommen, da das Winterfell eine besonders dichte Unterwolle hat. Sie werden wieder dunkler, sobald sie ihr Sommerfell bekommen, das weniger Unterwolle hat.
Die meisten Roan zeigen aber sowohl im Winter als auch im Sommer ihre Stichelhaarigkeit.
Die Menge der eingestreuten weißen Haare kann sich von Pferd zu Pferd erheblich unterscheiden, bleibt aber abgesehen von den jahreszeitlichen Veränderungen das ganze Leben über gleich. Ein stichelhaariges Pferd hat also schon als Jährling in etwa so viele weiße Stichelhaare, wie es auch haben wird, wenn es am Ende seines Lebens an Altersschwäche stirbt.
Einzelne Stichelhaare können auch bei ganz normal gefärbten Pferden auftreten, beispielsweise in Form eines Fuchses mit Stichelhaaren, ohne dass das Pferd ein echter Roan ist. Ein Roan jedoch kann niemals ganz ohne Stichelhaare sein.
Genetik
Diese stichelhaarige Aufhellung der Haare eines farbigen Pferdes wird durch das Roan-Gen vererbt. Hierbei handelt es sich um eine Mutation des Kit-Locus, also um eine abgeschwächte Form des Leuzismus.
Dasselbe Gen ist beim Tobiano, der Dominant weißen Farbe des Pferdes und der Sabinoscheckung mutiert. Wenn ein Pferd für eines dieser vier Gene reinerbig ist (das Gen also zweimal hat), kann er keines der beiden anderen Gene haben. Wenn es nicht reinerbig ist, kann es höchstens zwei dieser Veranlagungen haben. Nahebei auf demselben Chromosom liegt der Extension-Locus des Pferdes, so dass die Fuchsfarbe oft gemeinsam mit der stichelhaarigen Farbe vererbt wird.
Die Stichelhaarigkeit entsteht, weil während der Embryonalentwicklung nicht ausreichend Stammzellen der Melanoblasten (Vorfahren der farbstoffbildenden Zellen) aus der Neuralleiste auswandern, so dass viele Haarzwiebeln nach Abschluss der Fötalentwicklung keine Melanozyten erhalten haben, die Farbstoffe produzieren könnten. Die Haare, denen diese Zellen fehlen, bleiben deshalb weiß.
In mehreren Studien konnten nur mischerbige Roans nachgewiesen werden, also Fälle, in denen nur eine Kopie des Gens vorhanden ist. Man geht deshalb davon aus, dass reinerbige Fohlen, die von beiden Elternteile das Roan-Gen bekamen, nicht überlebensfähig sind und bereits im Mutterleib absterben. Die Häufigkeit des Gens liegt in den Rassen, in denen es überhaupt auftritt, unter 5%. Deshalb werden nur selten zwei stichelhaarige Elterntiere miteinander gepaart werden, und das Fehlen von bekannten reinerbigen Pferden kann deshalb auch Zufall sein.
Nur bei einer einzigen Pferderasse, den Quarter Horse, gibt es diverse Hengste der Hancock Blutlinie, die ausschließlich stichelhaarige Pferde zeugten und deshalb homozygot sein mussten. Das könnte aber auch dadurch zu erklären sein, dass es sich hierbei um ein anderes, bisher noch unbekanntes Roan-Gen handelt.
Verwechslungsmöglichkeiten
Gebraucht man den Begriff „stichelhaariges Pferd“ im erweiterten Sinne, wird auch jedes andere Pferd als stichelhaarig bezeichnet, das einzelne weiße Haare in farbiges Fell eingestreut hat. Tiere, die dieser erweiterten Definition von "Stichelhaariges Pferd" entsprechen, sind oft schon äußerlich leicht damit zu verwechseln. Hier sind sie mit ihren exakten Namen aufgeführt.
- Schimmel: Schimmelfohlen werden dunkel geboren und bekommen dann allmählich immer mehr weiße Haare. Bei ihnen ist der Kopf normalerweise heller als der Körper.
- Rabicano: Hauptsächlich am Bauch eingestreute weiße Haare, während Kopf, Hals, die Beine, Schultern und Widerrist, sowie die Hinterbeine hoch bis zur Kruppe (Hintern) dunkler bleiben.
- Varnish Roan: Im Gesicht bleibt nur eine V-förmige Zeichnung dunkel, die dunkle Farbe an den Beinen reicht nur bis zu Knie und Sprunggelenk.
- Frosty Roan Es gibt offenbar ein Roan-Gen, das auf dem Rücken des Pferdes weiße Stichelhaare hervorruft, in Mähne, Schweif, als hätte es auf das Pferd geschneit. Kopf und Beine sind dunkel wie beim stichelhaarigen Pferd.
- Sabino Overo Das Sabino-Gen ruft manchmal eine stichelhaarige Farbe hervor, die recht unterschiedlich ausgeprägt sein kann, aber immer mit einer Blesse oder Laterne verbunden ist.
Siehe auch
Weblink
- Taktklar: (Classic) Roan / Farbwechsler
- Equinecolor: Roan
- Liste der Hancock Quarter Horse Hengste, die ausschließlich stichelhaarige Pferde zeugten
- Englischer Artikel über die Stichelhaarige Farbe und die Hancock-Hengste
Quelle
- Marklund S, Moller M, Sandberg K, Andersson L: Close association between sequence polymorphism in the KIT gene and the roan coat color in horses. Mamm Genome. 1999 Mar;10(3):283-8. PMID 10051325
- Coat colour, lethal dominant roan (Phene ID 434, Group 000210) in Equus caballus. In: OMIA - Online Mendelian Inheritance in Animals. http://omia.angis.org.au/retrieve.shtml?pid=434
- Coat colour, roan (Phene ID 2497, Group 001216) in Equus caballus. In: OMIA - Online Mendelian Inheritance in Animals. http://omia.angis.org.au/retrieve.shtml?pid=2497
- D. Phillip Sponenberg, Henry T. Harper, and Anne L. Harpar: Direct evidence for linkage of roan and extension loci in Belgian horses. The Journal of Heredity 1984:75(5):413-414
Wikimedia Foundation.