Eltviller Aue

Eltviller Aue
Herrenhaus, erbaut unter Graf Adalbert Franken von Sierstorpff
Teehaus, erbaut als Aussichtspunkt am Westende der Insel zeitgleich mit dem Herrenhaus

Die Königsklinger Aue oder Eltviller Aue ist mit einer Fläche von etwa 80 Hektar die vermutlich größte natürliche Binneninsel im Rhein zwischen Basel und Koblenz. Sie ist etwa doppelt so groß wie die Insel Mainau im Bodensee.[1] Die Insel gehört zur Ortsgemeinde Heidesheim am Rhein in Rheinland-Pfalz. Sie begleitet das Eltviller Rheinufer von den ersten Villengrundstücken bis zum Schwimmbad über eine Länge von 2,15 Kilometern (Stromkilometer 510,0 bis 512,1, die Strömungsleitwerke nicht mitgerechnet). Sie liegt zwischen der Hauptfahrrinne im Norden und dem linken Ufer im Süden. An der breitesten Stelle ist die Insel 500 Meter breit.[2] Strömungsleitwerke riegeln den Rheinarm zwischen der Aue und dem linken Ufer weitgehend ab, sodass dieser sich zu einer Stillwasserzone mit nur geringer Strömung gewandelt hat, die bei extremem Niedrigwasser ganz unterbrochen wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

An Stelle der Königsklinger Aue bestanden im Jahre 1575 drei kleinere Inseln, die sich später durch Anlandung und Rheinkorrektion verbunden und vergrößert haben. Im Westen lag die, je nach Lesart, Ringelaue oder Kingelaue, weiter stromaufwärts die Landschreiberaue und im Osten der Neue Sand. Für die Kingelaue gab es auch die Schreibweisen Kungelaue, Konigelauwe (Karnickelaue) und am Ende des 18. Jahrhunderts Königlingesaue, der dem aktuellen Namen schon sehr ähnlich klingt. Der Name könnte sich daraus erklären, dass dieses die Aue war, auf der im Jahre 840 Kaiser Ludwig der Fromme "gegenüber von Ingelheim" verstarb. Allerdings gibt es auch Grund zu der Annahme, dass dieses Ereignis auf der Mariannenaue stattgefunden habe. Jedenfalls befand sich die Insel bis zur Französischen Revolution im Eigentum des Kloster Eberbach, und auch die Landschreiberaue muss ihrem Namen zufolge zum kurmainzischen Rheingau gehört haben. Mithin ist die Bezeichnung Eltviller Aue schon durch jahrhundertelange Beziehungen zum Rheingau gerechtfertigt.

Im Frieden von Lunéville 1801 wurde die Fahrrinne der stromabwärts fahrenden Schiffe als Grenze Frankreichs festgelegt. Damit gehörte die Aue zum Linken Rheinufer. Diese Grenzziehung zwischen Eltville und der Eltviller Aue hatte über alle Wechselfälle der deutschen Geschichte seitdem Bestand. Sowohl nach dem Wiener Kongress als auch nach der Gründung des Deutschen Reiches und auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Hauptfahrrinne eine Grenze gezogen.

Als Folge der Säkularisation erwarb der Eltviller Handelskaufmann Johann Maria Kertel die Aue, die sodann Kertelaue genannt wurde.[3] Nach seinem Tode war sie von 1831 bis 1851 im Eigentum der Familie Langwerth von Simmern. Nächster Eigentümer war Salomon Marix, ein Seidenwarenhändler aus Lyon, der sich im gleichen Jahr in Eltville niedergelassen hatte.[3] 1912 hat Graf Adalbert Franken von Sierstorpff die Aue erworben und darauf am Rheinufer einen repräsentativen Herrensitz mit freiem Blick auf Eltville errichten lassen. Im Eigentum dieser Familie blieb die Insel bis 1955 und ist seitdem noch mehrmals in andere Hände übergegangen.

Natur

Seit 1992 gehört die Insel zum Naturschutzgebiet Haderaue-Königsklinger Aue, das eine Fläche von 165 Hektar hat. Schutzzweck ist die Erhaltung und Entwicklung der verbliebenen Relikte einer ehemals ausgedehnten Auelandschaft einschließlich der dem Land vorgelagerten Insel „Königsklinger Aue“ mit den Wasser- und Wasserwechselbereichen, Uferzonen, Sandbänken, Auewiesen und Auewaldresten als Standorte seltener wildwachsender Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften, als Lebens- und Teillebensräume seltener wildlebender Tierarten und aus wissenschaftlichen Gründen.

Literatur

  • Eltville. Baudenkmale und Geschichte, Band 1. Von Werner Kratz, 2. Auflage, Druck und Verlag Seb. Wolf OHG Eltville am Rhein, 1978 - Seite 130 bis 136

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt: Jahrbuch 2007, Seite 25: Ausgewählte Inseln (PDF-Datei 6,27 MB)
  2. Topografische Karte 1:25.000
  3. a b Helga Simon, Eltville, Aufsatz 2008

Weblinks

50.0214148.128087Koordinaten: 50° 1′ 17,1″ N, 8° 7′ 41,1″ O


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