- Emile Chartier
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Émile-Auguste Chartier (* 3. März 1868 in Mortagne-au-Perche; † 2. Juni 1951 in Le Vésinet) war ein französischer Philosoph, Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte und wurde bekannt unter dem Pseudonym Alain.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Der Sohn eines Tierarztes absolvierte eine Ausbildung an der renommierten "École normale supérieure". Ab etwa 1903 veröffentlichte er in verschiedenen Tageszeitungen unter dem Pseudonym "Alain". Seine Beiträge fanden schnell großen Anklang. Als Philosophielehrer übte er speziell ab 1909 am Pariser Gymnasium "Henri IV." großen Einfluss auf später berühmt gewordene Schüler wie Raymond Aron, Simone Weil, Georges Canguilhem und André Maurois aus. Angesichts drohender Kriegsgefahr setzte sich Alain für den Pazifismus ein. Den Kriegsdienst leistete er zwecks Erfüllung seiner Bürgerpflichten trotzdem ab, wandelte sich aber keineswegs zum Kriegsbefürworter. Mit einer schweren Verletzung kehrte er 1917 aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Seine gegen den Krieg gerichtete Streitschrift "Mars ou la guerre jugée" erschien 1921. Darin empörte er sich auch über die menschenverachtende Behandlung der einfachen Truppe durch die Offiziere und die Kriegsmaschinerie im Allgemeinen. Politisch engagierte sich Alain bei den französischen "Radikalen", also bei republikanisch gesinnten Liberalen - und zwar vor allem für mehr Demokratie und Volksbeteiligung. In der Folgezeit bestimmte der Kampf für den Pazifismus und gegen den Faschismus seine Veröffentlichungen. Nach einem Schlaganfall im Jahre 1936 war Alain teilweise gelähmt.
Seit 1906 erarbeitete sich Alain ein eigenes literarisches Genre, die "Propos". Das waren kurze, konzise, treffend formulierte und von einem breiten Publikum begeistert aufgenommene Artikel, die alltägliche Vorgänge unterschiedlichster Art behandelten.
Alains Philosophie wollte zur Nutzung der eigenen Vernunft und des eigenen Denkvermögens sowie zum Ablegen von Vorurteilen anleiten. Sein kartesianisch geprägter Humanismus diente ihm nicht zum Entwurf eines geschlossenen philosophischen Systems, er nahm stattdessen Ideen aus vielerlei philosophischen Richtungen auf. Vorbilder waren ihm u. A. Platon, Descartes, Spinoza, Immanuel Kant und Auguste Comte.
Die die individuelle Wahrnehmung stets prägende eigene Urteilskraft sollte nach Alain möglichst immer in enger Verbindung mit Handlung und wirklicher Welt stehen und nicht einem alltagsfernen theoretischen System entspringen.
Alain verstand sich nicht als gottgläubiger Mensch und war nie zurückhaltend mit Kritik am Klerus; er achtete jedoch das religiöse Empfinden, interessierte sich für die psychisch nachweisbaren Effekte religiöser Phänomene und bemühte sich um analytische Einsichten zu diesem Thema.
Werke
- "Quatre-vingt-un Chapitres sur l'esprit et les passions" (1917)
- "Petit Traité d'Harmonie pour les aveugles" (1918)
- "Système des Beaux-arts" (1920)
- "Mars ou la guerre jugée" (1921)
- "Propos sur l'esthétique" (1923)
- "Lettres au Dr Henri Mondor" (1924)
- "Propos sur les pouvoirs - Eléments d'une doctrine radicale" (1925)
- "Souvenirs concernant Jules Lagneau" (1925)
- "Sentiments, passions et signes" (1926)
- "Le citoyen contre les pouvoirs" (1926)
- "Les idées et les âges" (1927)
- "La visite au musicien" (1927)
- "Propos sur le bonheur" (1928) deutsch: "Die Pflicht, glücklich zu sein" (1982, 2002)
- "Entretiens au bord de la mer" (1931)
- "Idées" (1932)
- "Propos sur l'éducation" (1932) deutsch: "Über die Erziehung" (1964)
- "Les Dieux" (1933)
- "Propos de littérature" (1934)
- "Propos de politique" (1934)
- "Propos d'économique" (1935)
- "Stendhal" (1935)
- "Souvenirs de guerre" (1937)
- "Entretien chez le sculpteur" (1937)
- "Les Saisons de l'esprit" (1937)
- "Propos sur la religion" (1938) deutsch: "Gedanken über die Religion" (1948)
- "Eléments de philosophie" (1940)
- "Vigile de l'esprit" (1942)
- "Préliminaires à la mythologie" (1943)
- "Vorschläge und Meinungen zum Leben" (1914)
- "Das Glück ist hochherzig" (1987)
- "Sich beobachten heißt sich verändern" (1994)
- "Die Kunst, sich und andere zu erkennen" (1991, 2002)
- "Im Haus der Menschen" (2002)
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Émile Chartier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biblioweb: Biografie, Bibliografie (Französisch)
- Werke in der digitalen Buchreihe "Les classiques des sciences sociales" (frz.)
Personendaten NAME Chartier, Émile ALTERNATIVNAMEN Alain (Pseudonym) KURZBESCHREIBUNG französischer Philosoph, Schriftsteller und Journalist GEBURTSDATUM 3. März 1868 GEBURTSORT Mortagne-au-perche STERBEDATUM 2. Juni 1951 STERBEORT Le Vésinet
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