Enantiodromie

Enantiodromie

Enantiodromie (griechisch ἐναντιοδρομία „Gegenlauf“) ist die von Heraklit aus Ephesos (etwa 535–475 v. Chr.) entwickelte Vorstellung vom stetigen Gegeneinanderwirken der Kräfte, die allem Lebendigen als Grundgesetz des Seins und des kosmischen Rhythmus' innewohnt.

Heraklit formulierte: Panta rhei = „Alles fließt, wandelt und verwandelt sich in sein Gegenteil.“ Aus warm wird kalt, aus Tag Nacht, aus Sommer Winter, aus Leben Tod. Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben; wir sind es, und wir sind es nicht. Danach sei es auch unmöglich endgültig zu bestimmen, was gut und böse sei. Und jedes Urteil darüber sei lediglich ein Wähnen.

Der Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut Paul Watzlawick griff diesen Gedanken wieder auf und wies darauf hin, dass ein Zuviel des Guten stets ins Böse umschlage. Zu viel Patriotismus erzeuge Chauvinismus, zu viel Sicherheit Zwang oder zu viel Buttercremetorte Übelkeit.

Nach Clifford A. Pickover ist Enantiodromie darüber hinaus der Prozess, in dem sich ein Glaube in sein Gegenteil verwandelt. Pickover nennt als Beispiel das Damaskuserlebnis des Apostels Paulus von Tarsus.

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Enantiodrŏmie — u. Enantiotrŏpe (v. gr., Gegenlauf u. Gegenwendung), bei Heraklitos das stetige Gegeneinanderwirken der Dinge, bes. mittelst des Feuers, wodurch einige derselben entstehen, während andere untergehen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Enantiodromie — und Enantiotropie (griech., »Gegenlauf« und »Gegenwendung«), in Herakleitos System das stetige Gegeneinanderwirken der Dinge …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Primärprozess — Mit Primärprozess sind in der psychoanalytischen Literatur alle Vorgänge des unbewussten Seelenlebens zu bezeichnen, die mit dem Lustprinzip in Zusammenhang stehen. Demgegenüber bestimmen Sekundärprozesse die Beziehung zwischen Vorbewusstem und… …   Deutsch Wikipedia

  • Antinom — Eine Antinomie (griechisch ἄντι „gegen“, νόμος „Gesetz“; sinngemäß „Unvereinbarkeit von Gesetzen“) ist eine spezielle Art des logischen Widerspruchs, bei der die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut begründet oder (im… …   Deutsch Wikipedia

  • Participation mystique — Gruppenphoto 1909 vor der Clark University. Vorne: Sigmund Freud, Granville Stanley Hall, Carl Gustav Jung. Hinten: Abraham A. Brill, Ernest Jones, Sandor Ferenczi …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Watzlawik — Paul Watzlawick (* 25. Juli 1921 in Villach/Kärnten, Österreich; † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph und Autor. Seine Arbeiten hatten auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Watzlawick — Paul Watzlawick (* 25. Juli 1921 in Villach/Kärnten, Österreich; † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph und Autor. Seine Arbeiten hatten auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Watzlawik — Paul Watzlawick (* 25. Juli 1921 in Villach/Kärnten, Österreich; † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph und Autor. Seine Arbeiten hatten auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Antinomie — Eine Antinomie (griechisch ἄντι (antí) „gegen“, νόμος (nómos) „Gesetz“; sinngemäß „Unvereinbarkeit von Gesetzen“) ist eine spezielle Art des logischen Widerspruchs, bei der die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Watzlawick — Paul Watzlawick, 1977 Paul Watzlawick (* 25. Juli 1921 in Villach/Kärnten, Österreich; † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) war ein Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”