Entenschnabel (Glienicke)

Entenschnabel (Glienicke)
Entenschnabel, Erinnerungsstele in Glienicke, 2011

Am Entenschnabel im Norden Berlins bildete die Berliner Mauer einen ihrer absurdesten Verläufe. Die Straße Am Sandkrug in der brandenburgischen Gemeinde Glienicke/Nordbahn ragt in einem schmalen Streifen – dem Entenschnabel – von Ost nach West in das Berliner Gebiet hinein. Sie wird durch die zu den Berliner Ortsteilen Frohnau und Hermsdorf gehörenden Straßen Am Rosenanger, Am Pfingstberg und Burgfrauenstraße umgeben. Nach der Teilung Berlins in die alliierten Sektoren kam das umliegende Gebiet zu West-Berlin (Frohnau im Norden bis zur Westspitze des Entenschnabels, Hermsdorf im Süden) und die Grundstücke zu beiden Seiten der Straße Am Sandkrug wurden durch den Mauerbau auf drei Seiten vom Berliner Areal abgetrennt. Bemerkenswert ist die Lage im Verhältnis zur Frohnauer Straße Am Rosenanger. Da diese auf einer kleinen Anhöhe liegt, konnten zu Zeiten der Teilung die Bewohner jener Grundstücke über die Mauer hinweg auf die zur DDR gehörenden Grundstücke in der Straße Am Sandkrug herabblicken.

Die umgrenzte Fläche war so schmal, dass der für Berlin typische Grenzstreifen hier keinen Platz gefunden hätte bzw. keine Nutzfläche geblieben wäre. Die Grenzsicherung bestand nur aus der eigentlichen Mauer und dem sogenannten ‚Hinterlandzaun‘ und war nur rund drei Meter breit. Am Ende der Sackgasse wurde später eine größere Freifläche geschaffen. Aus diesem Grund durften dort nur noch zuverlässige DDR-Bürger (meistens SED-Mitglieder) wohnen. Alle Besucher, auch Handwerker oder Ärzte, bedurften einer Sonderbewilligung. Gelegentlich konnten die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen, denn auch sie hatten sich nach den Sonderregeln für Grenzgebiete zu richten.

Der historische Streckenverlauf der Bundesstraße 96 von Hermsdorf nach Frohnau führte östlich am Entenschnabel vorbei in nördlicher Richtung über DDR-Gebiet. Am 1. Juni 1952 sperrte die DDR die Durchfahrt. Damit musste der Verkehr von der Berliner Straße aus kommend über die Burgfrauenstraße und die Zeltinger Straße zur Oranienburger Chaussee umgeleitet werden. Davon war auch Frohnaus wichtigste Buslinie, die damalige A12, betroffen.[1]

Vor dem Fall der Mauer gab es mehrere Initiativen des West-Berliner Senats, einen Gebietsaustausch herbeizuführen. Dies scheiterte allerdings unter anderem daran, dass das Gebiet des Entenschnabels bewohnt war.

Inzwischen ist der historische Streckenverlauf der Bundesstraße 96 wieder durchgängig befahrbar.

Heutige Situation

An der Bundesstraße 96, neben der Einfahrt zur Straße Am Sandkrug befindet sich heute eine Erinnerungsstele und Gedenktafeln des Berliner Mauerweges. Die Straße ist nach wie vor eine Sackgasse.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sperrung der B 96 am Entenschnabel
  2. Mauerwegabschnitt Hohen Neuendorf–Hermsdorf
52.62777777777813.305555555556

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