Eponymenlisten

Eponymenlisten

Eine Eponymenliste war im Altertum ein schriftliches Verzeichnis der Namen wichtiger Staatsbeamter, nach denen jeweils ein Jahr benannt war.

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Assyrische Eponymenliste

Im assyrischen Reich wurde nach dem Regierungsjahr des Königs oder nach dem sogenannten eponymen Beamten (līmu, altassyrisch līmum) datiert. Die Reihenfolge dieser Beamten und die wichtigsten Ereignisse aus diesem Jahr wurden in sogenannten Eponymenlisten festgehalten.

Ein typischer Eintrag lautet etwa:

„Im Jahr des eponymen Beamten Bêl-iqišanni, Statthalter von Šibhiniš, (Feldzug) gegen Hubuškia.“

Das älteste so überlieferte Datum ist 1876/75 v. Chr. Für die Zeit zwischen 892 und 648 v. Chr. liegen durchgehende Listen vor. Das Amt war offensichtlich hohen Beamten vorbehalten, meist Provinzstatthaltern, seit der mittelassyrischen Zeit konnte auch der König selber līmu werden. Salmanassar III. etwa war 827/26 v. Chr. līmu, Šamši-Adad V. 823/22, Aššur-nirari V. 753/752.

Als līmu sind zum Beispiel belegt:

  • Aššur-bêla-ka``in, oberster Heerführer (856/855 v. Chr.)
  • Aššur-bunaja-usur, königlicher Mundschenk (855/854 v. Chr.)
  • Abi-ina-ekalli-lilbur, Herold des königlichen Palastes (854/853 v. Chr.)
  • Aššur-taklak, königlicher Haushofmeister (805/804 v. Chr.)
  • Mutakkil-Marduk, oberster Eunuch (798/797 v. Chr.)

In neuassyrischer Zeit scheint sich eine feste Reihenfolge herausgebildet zu haben, in dem der König in seinem ersten Regierungsjahr līmu war, gefolgt von den hohen Hofbeamten und den Provinzstatthaltern in der Reihenfolge ihrer Bedeutung.

Aus dem Eponymenjahr des Bur-Saggile, Statthalter von Guzana, ist eine Sonnenfinsternis überliefert, die auf Grund astronomischer Berechnungen auf den 15. Juni 763 v. Chr. datiert wird und zur zeitlichen Verankerung der Liste dient.

Das Eponymat begann üblicherweise im Monat sippu. In unruhigen Zeiten, z.B. beim Fall des Reiches verwendeten manche Orten (z.B. Dur-Katlimmu) eigene Eponyme.

Römische Zeit

In römischer Zeit wurden ebenfalls Eponymenlisten erstellt, die sogenannten fasti consulares.

Literatur

  • I. L. Finkel, J. E. Reade: Lots of Eponyms. Iraq 57, 1995, 167-172.
  • Jean-Jacques Glassner, Chroniques Mésopotamiennes. 1993. Englische Übersetzung: Mesopotamian chronicles (edited by Benjamin R. Foster), Leiden: Brill, Biggleswade: Extenza Turpin, 2005. (Writings from the ancient world 19).
  • Alan Ralph Millard, The Eponyms of the Assyrian Empire 910-612 B.C. State Archives of Assyria Studies II (Helsinki 1994), Neo-Assyrian Text Corpus Project.
  • A. Sachs: Absolute Dating from Mesopotamian Records. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Series A, Mathematical and Physical Sciences. Bd. 269, Nr. 1193, 1970, S. 19-22.
  • Uwe Walter: Kalender, Fasten und Annalen – Die Ordnung der Erinnerung. In: Elke Stein-Hölkeskamp, Karl-Joachim Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt. C. H. Beck, München 2006, S. 40–58.

Weblinks


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