Erich der Heilige

Erich der Heilige
Erik IX. im dritten Siegel von Stockholm

Erik IX. der Heilige, Erik Jedvardsson (auch St. Erik oder Erik den helige), (* um 1120 in Västergötland, † vermutlich 18. Mai 1160 bei Uppsala) war von 1156 bis 1160 König von Schweden und gilt als Schutzheiliger Schwedens. Sein Gedenktag ist am 18. Mai (in Deutschland am 10. Juli).

Die Identität seines Vaters ist unbekannt. Eine Hypothese, die vom Namen Jedvard ausgeht, besagt dass er Engländer war. Nach einer literarischen Quelle soll der Name des Vaters Jedvard Bonde gewesen sein, diese Vermutung wird aber durch historische Schriften nicht gestützt. Erik hatte einen Bruder Joar Jedvardsson. Sämtliche Aussagen über Eriks Herrschaft sind historisch umstritten und möglicherweise lediglich Legenden.

1150 wurde Erik zum König der uppländischen Schweden gewählt. Unter seiner Regierungszeit vollendete man die alte Domkirche von Uppsala, die Erik zusammen mit dem Bischof Henrik einweihte. Wahrscheinlich wurde er 1155 oder 1156 König des gesamten damaligen Schwedenreiches. Innerhalb seines Reiches gab es noch verbreiteten heidnischen Widerstand gegen die Christianisierung, der aber unter Erik nahezu vollkommen beseitigt wurde. Wichtige Etappen auf dem Weg der Christianisierung waren die Ansiedlung der ersten Zisterzienser in Schweden 1143 und der Kirchentag von Linköping, die von Erik gefördert wurden. Er und seine Söhne waren in Auseinandersetzungen mit dem Sverkergeschlecht im die Herrschaft über Schweden verwickelt.

Kurz nach seiner Krönung ermunterte Bischof Henrik Erik zu einem Kreuzzug nach Finnland, um die noch heidnischen Finnen zu christianisieren. Nach harten Kämpfen siegten die Schweden, die ihren Stützpunkt in Turku hatten. Die St.-Eriks-Legende berichtet, wie er am Himmelfahrtstag, dem 18. Mai 1160, bei der Dreifaltigkeitskirche von Östra Aros (Uppsala) vom dänischen Fürsten Magnus Henriksson getötet wurde.

Von der Kirche erhielt Erik nie den offiziellen Heiligenstatus, da die römischen Bischöfe seine nationale Kirchenpolitik missbilligten. Erik war verheiratet mit Kristina Björnsdotter von Dänemark und hatte zwei Töchter und zwei Söhne. Einer der beiden Söhne, Knut Eriksson, war von 1167 bis etwa 1196 König von Schweden. Erik der Heilige ist im Stadtwappen von Stockholm abgebildet.

Inhaltsverzeichnis

Zum Tod Erik des Heiligen

Nachfolgend einige Auszüge aus der St. Eriks-Legende zum Tod von Erik dem Heiligen. Die mittelalterliche Ausdrucksweise und Grammatik ist in der Übersetzung nicht wiedergegeben.

"An diesem Tag war Christi Himmelfahrt, wo er (Erik) die Märtyrerpalme gewinnen und gen Himmel fahren sollte. An diesem Tage besuchte er die Dreifaltigkeitskirche die auf dem Berg steht, welcher Berg unseres Herrn genannt wird und wo nun die Domkirche ist. Da brachte ihm einer seiner Männer die Nachricht, dass sich vor der Stadt Feinde befinden und dass es besser wäre diesen mit Waffen zu begegnen.

Er soll darauf geantwortet haben: ´ ... ich hoffe beim Herrn, dass wir den Teil des Gottesdienstes, der noch verbleibt, feierlich an anderer Stelle hören werden.´ Als das gesagt war, überließ er sich Gott, bekreuzigte sich, verließ die Kirche, bewaffnete sich und seine Männer und ging mit ihnen – auch wenn es nur wenige waren – mannhaft gegen den Feind. Diese begannen den Kampf und schickten ihre Kämpfer hauptsächlich gegen den König. Nachdem der Diener des Herrn geschlagen am Boden lag, fügten sie ihm Wunden über Wunden zu, peinigten ihn und trieben ihr Spiel mit dem Halbtoten und schlugen ihm den pflegebedürftigen Kopf ab. (...) so tauschte er selig das Reich auf Erden mit dem himmlischen."

In der Legende sind einige Merkwürdigkeiten beschrieben, die bei Eriks Tod und an seinem Grab stattgefunden haben sollen. So wird erzählt, dass an der Stelle, wo Erik fiel, eine Quelle entsprang. Die Quelle gibt es noch heute an der Nordseite des neuen Dom von Uppsala. Sie ist mit einer großen gusseisernen Pumpe markiert.

Forschungsdebatte

Bis heute ist umstritten, was von den Erik zugeschriebenen Taten real und was Legende ist. Es gibt lediglich eine dänische Klosterchronik von kurz vor 1200, die als zeitgenössische Bestätigung gelten kann, dass Erik tatsächlich existierte. Alle anderen Aussagen über seine Herrschaft sind lediglich als Legenden überliefert.

Der Kult um Erik

Der Kult um den Hl. Erik ist im Zusammenhang mit dem Olavskult in Nidaros zu sehen. Das Erzbistum Uppsala war 1164, also 10 Jahre nach dem Erzbistum Nidaros, gegründet worden. Im Gegensatz zum norwegischen Erzbistum blieb das schwedische Erzbistum dem dänischen Erzbistum Lund untergeordnet. Dies hatte Papst Alexander III. ausdrücklich so bestimmt. Das schwächte die Autorität des Erzbischofs in Uppsala, und so kam es im Mittelalter zu einem dauernden Bestreben, sich von der Vorherrschaft von Lund zu lösen. Für dieses Ziel sollte auch ein eigener Heiligenkult eingesetzt werden, der auch zu eigenen Einnahmen aus dem Pilgerwesen führen würde. Die früheste schriftliche Überlieferung, dass Erik zu Ehren ein Heiligenfest stattfand, besteht in einem liturgischen Kalender aus dem Jahre 1198, dem Vallentunakalender. Dort wird das Fest des Hl. Erik für den 18. Mai notiert. Vorher kann der Kult nur sehr lokal gewesen sein. Das schriftliche Material über die Domkirche in Alt-Uppsala erwähnt Erik in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts überhaupt nicht. Statt seiner tritt der Hl. Lars (=Laurentius) hervor. In einem Brief von 1232 nennt der Papst die Domkirche "titulo beati Laurentii Martiris insignita". Ein Ursache dafür wird darin gesehen, dass dem Dom zu Uppsala lange Zeit ein eigens Domkapitel fehlte, das sich um einen Heiligenkult hätte bemühen können. Es wird zwar für das Ende des 12. Jahrhundert von einem Domkapitel gesprochen, doch man weiß nicht, wie groß es war und wie es organisiert war. Es muss bald aufgelöst worden sein, denn der Papst stellt in einem Brief von 1224 fest, dass in Uppsala ein Domkapitel fehle. Erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts werden energische Anstalten für einen Erikskult unternommen.[1] 1256 schrieb der Erzbischof Lars von Uppsala an den Papst und bat um die Gewährung des Ablasses für den Besuch des Grabes des Hl. Erik. Nun wurde Erik auch zum Kirchenpatron des Domes gemacht. Dies geschah im Zusammenhang mit der Verlegung des Erzbischofssitzes von Alt-Uppsala nach Östra Aros, wie das heutige Uppsala damals hieß. Alt-Uppsala war zu abgelegen, und der dortige Dom hatte daher zu wenige Besucher. Erst anlässlich dieser Umsiedlung kam Östra Aros als Todesort von Erik ins Gespräch. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Östra Aros vor der Umsiedlung des Bischofssitzes irgendeine Bedeutung im Zusammenhang mit Eriks Tod hatte. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der historische Todesplatz längst in Vergessenheit geraten war und die Geistlichkeit der Domkirche damit freie Hand hatte, den Todesort selbst zu bestimmen. Treibende Kraft war der Erzdiakon und spätere Erzbischof Folke Johansson aus dem mächtigen Ängel-Geschlecht, ein Verwandter der Königsfamilie. 1273 fand die feierliche Translation der Reliquien von Gamla Uppsala nach Ostra Aros statt. So ähnlich war bereits beim heiligen König Edmund von East-Anglia verfahren worden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die heilige Quelle entdeckt; denn in Nordeuropa waren heilige Quellen für die Kultetablierung notwendig. Man findet sie bis nach Island verbreitet. Allerdings gelang es nicht, die Quelle im Kult zu verankern. Sie wird in keinem Mirakelbericht über Erik erwähnt und hatte auch sonst keine Bedeutung.

Treibende Kräfte in der Etablierung des Erikskultes waren besonders die Dominikaner und Franziskaner. Erzbischof Lars, in dessen Amtszeit erstmalig der Erikskult erwähnt wird, war selbst Franziskaner. Der Verfasser der Erikslegenden war Prior des Dominikanerklosters in Sigtuna. Auch Erzbischof Johannes, der als erster Erik in seinem Siegel führte, war vorher Prior in Sigtuna gewesen, und in vielen Wunderberichten treten Personen der beiden Bettelorden auf. Neben der Geistlichkeit war auch die Königsmacht an dem Erikskult interessiert. Der Anspruch Birger Jarls auf den Königsthron für seinen Sohn Valdemar wurde auf dessen über die Mutter hergeleitete Verwandtschaft mit Erik d. Hl. gestützt. Die neue Dynastie stattete den Dom und das Kapitel mit Donationen großzügig aus. Eine Wundergeschichte im Zusammenhang mit Birger Jarl zeigt die Konkurrenz zu Olav dem Heiligen: Birger Jarl war Anfang 1290 schwer erkrankt. Sein engster Vertrauter Karl Tyske ging den Heiligen Erik um Hilfe an, nachdem er durch das Los hatte bestimmen lassen, welchen Heiligen er anrufen sollte, Olav oder Erik oder St. Nikolaus. Natürlich fiel das Los auf Erik, und nach einem Gelübde für eine Wallfahrt genas Birger. Dieser Karl war der Bruder des späteren Erzbischofs in Uppsala Nils Kettilsson. Die Geistlichkeit, die Königsmacht und die Aristokratie von Uppland bildeten ein Netz um den Dom zu Uppsala und den dortigen Erikskult. Die Upplands-Aristokratie legte besonderen Wert auf eine irgendwie geartete Verwandtschaft mit Erik dem Heiligen, und die Heiligenlegenden um ihn erwähnen viele Aristokraten aus diesen Familien.

Trotz dieser Bemühungen konnte sich der Erikskult nicht über das Kernland in Uppland hinaus ausbreiten. Die nördlichen Gebiete des Erzbistums blieben vom Kult nahezu unbeeinflusst. Die Überrepräsentation der Geistlichen und der Aristokraten bei den überlieferten Pilgern lässt vermuten, dass der Eriks-Kult ein Elitekult blieb, der nie eine Verwurzelung im einfachen Volk fand.

Fußnoten

  1. Für dieses und das folgende: Ingrid Lundegårdh: "Kampen om den norrländska Olavskulten." In: Helgonet i Nidaros. o.O. (1997). S. 115-137.

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