Ernst Albert Naether

Ernst Albert Naether
Ernst Albert Naether
Judenstraße 2 in Zeitz 1846, hier begründete Ernst Albert Naether den Kinderwagenbau
Naethers Fabrikgebäude in Zeitz von 1908 im Jahr 2006
Grabmal Familie Naether Johannisfriedhof Zeitz

Ernst Albert Naether (* 10. März 1825 in Zeitz; † 5. November 1894 in Bad Kissingen) gilt als Begründer der deutschen Kinderwagenindustrie. Die ersten Kinderwagen überhaupt wurden in England hergestellt, wo 1840 die erste Fabrik eröffnet wurde.[1]

Inhaltsverzeichnis

Begründung der Kinderwagenherstellung

Nach einer Stellmacherlehre in Naumburg/Saale begab er sich, der Tradition folgend, von 1842 bis 1845 auf Wanderschaft.

1846 nach Zeitz zurückgekehrt, übernahm er die Stellmacherei seines Vater Gotthelf Naether in der Judengasse 2 in Zeitz und begann neben der Herstellung von Kutschen und Schlitten mit der Herstellung von Stuhlwagen für Kinder. Vereinzelt fertigte er auch schon hölzerne Untergestelle für Kinderziehwagen, nach denen die Nachfrage lebhaft stieg. Wann genau Naether erstmals in der eigenen Werkstatt einen kompletten Ziehwagen für Kleinstkinder baute, lässt sich nicht mehr genau bestimmen. 1850 findet sich der erste Hinweis in der Lokalpresse, dass Naether Kinderwagen baute. Sicher ist jedoch, dass er 1852 auf der Leipziger Messe eine Kinderziehwagen anbot. Mit unternehmerischem Geschick baute er seine Firma aus. Mitte der 1850er Jahre gab er den Großwagenbau zugunsten des Kinderwagenbaues auf. Kinderwagen aus Zeitz wurden in ganz Europa verkauft. Sechssprachig warb Naether in Zeitungsinseraten für seinen „Reform-Kinderwagen“. Der Katalog der Firma Naether aus dem Jahr 1896 enthält über 100 verschiedene Modelle. Ernst Albert Naether wurde nach seinem Tod auf dem unteren Johannisfriedhof in Zeitz beigesetzt. Durch Naethers Erfindungen und seine unternehmerische Tätigkeit erwarb die Stadt Zeitz den Ruf der "Stadt der Kinderwagen", weil es in keiner anderen Stadt Deutschlands eine vergleichbare Konzentration von Kinderwagenproduzenten gab.

Ausbau des Unternehmens und Verstaatlichung

In der Folgezeit entwickelte sich die Firma „E. A. Naether“ zu einer der bedeutendsten Kinderwagenfabriken Deutschlands. Die beiden Söhne des Firmengründers, Albin und Richard leiteten den Betrieb „E. A. Naether“ seit 1876. Bis 1894 wurde der Fabrikbau ständig erweitert. 1896 waren über 750 Arbeitskräfte hier beschäftigt. Aus dem Handwerkerbetrieb entwickelte sich ein auf Kinderwagen spezialisierter Großbetrieb, der 1910 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Obwohl er zahlreiche Mitstreiter und Nachahmer fand, blieb sein Betrieb bis zum Zweiten Weltkrieg der größte und erfolgreichste. Die Firma E. A. Naether bestand bis 1945.

1946 wurde Naether enteignet. Danach ging die Firma „E. A.Naether“ sowie auch andere bekannte Firmen in den VEB Zekiwa ein. Die Geschichte der Zeitzer Kinderwagenindustrie wird im Deutschen Kinderwagenmuseum in der Moritzburg in Zeitz dargestellt. Das Haus Judenstraße 2, in dem Ernst Albert Naether den Bau von Kinderwagen begründete, wurde im Januar 1996 trotz Einwände der Denkmalschutzbehörde aufgrund seines maroden Bauzustandes abgerissen. Die großflächigen Naether´schen Fabrikanlagen in Zeitz sind nach umfangreichen Abrissmaßnahmen nach 1990 nur noch teilweise erhalten, darunter das 1908 errichtete Hauptgebäude mit seiner markanten Fassade zur Zeitzer Badstubenvorstadt.

Einzelnachweise

  1. Béatrice Fontanel/Claire d'Harcourt, Baby, Säugling, Wickelkind. Eine Kulturgeschichte, Hildesheim 1998, S. 184

Weblinks


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