Erzgießerei-Schale

Erzgießerei-Schale
Innerseite der Schale

Die Erzgießerei-Schale ist eine im rotfigurigen Stil verzierte Trinkschale des nach dieser Schale („Namenvase“) mit dem NotnamenErzgießerei-Maler“ bedachten attischen Künstlers aus dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. Herausragend an der Schale ist die auf der Außenseite gezeigte Arbeit in einer Athenischen Bronzegießerei. Damit gewährt das Werk einen Einblick in die Technik der antiken Metallverarbeitung.

Schon das Innenbild („Tondo“) der Schale (Kylix) hat einen direkten Bezug zur Metallverarbeitung. Gezeigt wird der Gott der Schmiedekunst, Hephaistos, wie er der Göttin Thetis Rüstung und Waffen für ihren Sohn Achilleus übergibt, der im Trojanischen Krieg kämpft. Achilleus wird diese einsetzen, um den während seiner Kampfpause getöteten Freund Patroklos zu rächen. Dies ist kein ungewöhnliches Motiv, ist doch der trojanische Sagenkreis häufig auf griechischen Vasen dargestellt worden.

Ungewöhnlich hingegen ist das Außenbild. Gezeigt wird eine Bronzewerkstatt, in der mehrere Arbeitsschritte in der Herstellung unterschiedlicher Bronzestatuen zu sehen sind. Im Zentrum der einen Seite (Seite A) steht innerhalb eines Holzgerüstes die Statue eines überlebensgroß gefertigten Kriegers. Mit einem Rundschild schützt er seinen Körper, mit der rechten Hand hat er seine Lanze zum Stoß erhoben. Ungewöhnlich ist die Hochstellung der Wangenklappen des Helmes; mit diesem Kunstgriff wollte der Bildhauer wohl das Gesicht der Statue betonen. Die Statue scheint in der Endfertigung zu sein, denn zwei Arbeiter, von denen einer durch die charakteristische Lederkappe als Schmied gekennzeichnet ist, sind mit der Glättung der Oberfläche beschäftigt. Zu beiden Seiten steht je ein auf einen Stab gestützter Mann. Die zwei sehen den Arbeitern bei ihrem Werk zu. Es handelt sich aber nicht um weitere Arbeiter, wohl auch nicht um die Besitzer der Werkstatt, sondern offenbar um zufällige Passanten, die auf dem Weg in die Palästra waren. Dort wollten sie sich sportlichen Tätigkeiten widmen, wie man anhand der aufgehängten Sportgegenstände – einem Ölfläschchen und einem Striegel, mit dem nach dem Sport das Öl wieder vom Körper entfernt wurde, – erkennen kann.

Außenbild, Seite mit dem Ofen und der Zusammensetzung der Sportlerstatue

Auf der gegenüberliegenden Seite (Seite B) wird eine zweite Statue geschaffen. Bei ihr handelt es sich offenbar um einen Wettkämpfer. Die kopflose Statue liegt auf einem Sandbett, ein Arbeiter führt gegen einen der Statuenarme, den er in der Hand festhält, einen vorsichtigen Schlag mit einem Hammer aus. Der Statuenkopf liegt ihm zu Füßen. Wie man anhand der Linie zwischen Statuenhand und -arm erkennen kann, sind die zwei Teile noch nicht endgültig verbunden. Zur Verlötung der Teile wird offenbar im Ofen gerade das Lot erhitzt, eine niedrig schmelzende Legierung auf Blei-, Antimon- und Zinnbasis. Hinter dem Ofen kann man einen Jüngling erkennen, der den Blasebalg zum Schüren des Feuers bedient, vor dem Ofen sitzt ein Arbeiter und hält eine Stange ins Feuer.

Werkstätten dieser Art fanden sich im Athener Töpferviertel Kerameikos. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass der Erzgießerei-Maler den Vorgang nach eigenen Beobachtungen wiedergeben konnte. Allerdings sind einige Details wie der Ofen nicht den archäologischen Erkenntnissen entsprechend wiedergegeben und zeigen somit offenbar der Malerei geschuldete, leichte Abwandlungen der Realität. Zumindest ein Teil der gezeigten Arbeiter scheint aus dem Sklavenstand zu stammen. So sitzt der Mann vor dem Ofen in der Art, dass man sein Geschlecht erkennen kann; in dieser Form, die als unschicklich galt, wurden nur Satyrn und Sklaven dargestellt.

Auf der Schale finden sich drei Kalos-Inschriften: Innen steht O PAIS KALOS (der Knabe ist schön), auf der Außenseite A DIOGENES KALOS NAICHI (Diogenes ist auch schön) sowie auf Außenseite B O PAIS KALOS NAICHI (dieser Knabe ist auch schön). Abgesehen von ein paar Fehlstellen der Thetisfigur auf der Innenseite ist die Schale in einem hervorragenden Zustand. Die spätarchaische Tonschale wird in die Zeit um 490/80 v. Chr. datiert. Sie hat einen Durchmesser von 30,5 cm. Ursprünglich waren solche Schalen für das Symposion gedacht. Dieses Stück wurde allerdings nach Etrurien exportiert und in Vulci gefunden. 1837 wurde die Erzgießerei-Schale für die Antikensammlung Berlin erworben.

Literatur

  • Gerhard Zimmer: Trinkschale. Namensgebendes Werk des Erzgießerei-Malers, in: Andreas Scholl (Hrsg.): Die Antikensammlung: Altes Museum. Pergamonmuseum, von Zabern, Mainz 2007, S. 68f., ISBN 978-3-8053-2449-6
  • Gerhard Zimmer: Antike Werkstattbilder, Mann, Berlin 1982 (Bilderheft der Staatlichen Museen Preussischer Kulturbesitz, Heft 42) ISBN 3-7861-1381-5

Weblinks

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