- Eugen Heinrich Schmitt
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Eugen Heinrich Schmitt (* 5. November 1851 in Znaim, Kaisertum Österreich; † 14. September 1916 in Berlin) war ein pazifistischer und antiklerikaler Philosoph und Publizist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er arbeitete zunächst als Kanzleischreiber in Zombor und studierte dann in Budapest Philosophie (Promotion 1888). Erste Aufsätze publizierte er unter dem Pseudonym Eugen Bulla um 1880 in der Zeitschrift Die Neue Gesellschaft. Von 1890 bis 1896 war er Bibliothekar im Justizministerium in Budapest. 1896 verzichtete er aus Gewissensgründen auf die Stelle und den Pensionsanspruch. Sein restliches Leben verbrachte er als Privatgelehrter und Kämpfer für seine Ideen. Da er seine anarchistischen Ansichten offensiv vertrat, wurde er wiederholt vor Gericht gestellt. Als Angeklagter trat er provozierend auf und erregte damit Aufsehen. Die Prozesse endeten mit Freispruch. 1908 übersiedelte er nach Berlin.
Denken
Schmitt ging ursprünglich von Ideen Hegels und Feuerbachs aus. Später entwickelte er, an den antiken Gnostizismus anknüpfend, eine eigene religiöse Philosophie („Neugnosis“), die er in zahlreichen Werken darlegte. Mit radikaler Konsequenz vertrat er sein Konzept der Gewaltlosigkeit und forderte zum Ungehorsam gegenüber staatlichen und kirchlichen Machtansprüchen auf. Dabei ermutigte ihn die grundsätzliche Zustimmung von Leo Tolstoi, mit dem er in brieflichem Gedankenaustausch stand. Rudolf Steiner äußerte sich anerkennend über Schmitts Nietzsche-Buch [1], Christian Morgenstern sah seine eigene religiöse Auffassung in Schmitts Gnosis bestätigt. [2] Bedeutenden Einfluss hatte Schmitt auf Anarchisten wie Pierre Ramus oder Robert Bodanzky.
Werke
- Das Geheimnis der Hegelschen Dialektik, beleuchtet vom concret-sinnlichen Standpunkte, Peffer, Halle 1888
- Michelet und das Geheimnis der Hegelschen Dialektik, Koenitzer, Frankfurt am Main 1888
- Die Religion des Geistes, Leipzig 1892
- Friedrich Nietzsche an der Grenzscheide zweier Weltalter, Leipzig 1898
- Leo Tolstoi und seine Bedeutung für unsere Kultur, Diederichs, Leipzig 1901
- Die Kulturbedingungen der christlichen Dogmen und unsere Zeit, Diederichs, Leipzig 1901
- Die Gnosis. Grundlagen der Weltanschauung einer edleren Kultur, 2 Bände, Diederichs, Leipzig 1903/07
- Reprint: Scientia, Aalen 1968, ISBN 978-3-511-02790-2
- Der Idealstaat, Räde (= Kulturprobleme der Gegenwart, Band 8), Berlin 1904
- Kritik der Philosophie vom Standpunkt der intuitiven Erkenntnis, Eckardt, Leipzig 1908
- Ibsen als Prophet. Grundgedanken zu einer neuen Ästhetik, Eckardt, Leipzig 1908
- Die positiv-wissenschaftliche Weltanschauung der Zukunft angesichts der Umwälzung der modernen Physik, Gemeinschaft der Gnostiker (= Flugschriften, Heft 1), Berlin 1909
- Was ist Gnosis?, Gemeinschaft der Gnostiker (= Flugschriften, Heft 2), Berlin 1912
- Friedensidee und Geistesfortschritt. Aus dem Nachlass (Veröffentlichungen des Schmitt-Archivs, Heft 1), Renaissance, Berlin 1919
- Gottesdienst oder Satansdienst? Ein Wort an das Gewissen der Zeit, Elischer, Leipzig 1920
- Dantes Göttliche Komödie im Lichte der intuitiven Erkenntnis (Vortrag von 1912), Twardy, Berlin 1921
Literatur
- A. Stöckelle: Eugen Heinrich Schmitt. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 253 f. (Direktlinks auf S. 253, S. 254).
- Kepes, F.: Eugen Schmitts Leben und Lehre, Leipzig 1918
Siehe auch
Nachweise
- ↑ In seiner Rezension unter dem Titel Ein wirklicher Jünger Zarathustras (in: Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte, Dornach 1966, S. 476) zählt er das Buch „zu den glänzendsten Morgensternen auf dem Himmel der modernen Gedankenwelt“.
- ↑ So in einem Brief vom 14. Juli 1908 an Friedrich Kayssler. Das Buch sei „die neueste (aber sicherlich nicht beste) Darstellung der gnostischen Ideen“; es biete „eine Fülle von anregenden und unerwarteten Mitteilungen und Zitaten“ – „Nur trägt eben kein Gelehrter vor, sondern ein Apostel.“
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