- Euro Banking Association
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Die Euro Banking Association (EBA) ist ein Verband von über 170 europäischen Banken und spielt heute eine maßgebliche Rolle in der Finanzindustrie, vor allem als Initiator neuer europäischer Zahlungsverkehrssysteme und als Entwickler ihrer Infrastruktur. Ziel der EBA war und ist die Schaffung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes auf diesem Gebiet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Aufbau
Bei ihrer Gründung 1985 in Paris bestand die Euro Banking Association (EBA) aus 19 Mitgliedern: 18 kommerziellen Banken und der Europäischen Investitionsbank. Die Europäische Kommission unterstützte diese Gründung ebenso wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Seitdem ist die Mitgliederzahl auf über 170 gestiegen: die Institute kommen aus allen Ländern der Europäischen Union sowie aus Norwegen, der Schweiz, Australien, China, Indien, Japan, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Zuerst verstand sich die EBA vor allem als Diskussionsforum für Zahlungsverkehrsspezialisten. Auf der Agenda standen die Förderung der europäischen Währungseinheit und die Entwicklung und das Management eines Clearingsystems innerhalb Europas. Bis heute besprechen die Entscheidungsträger der europäischen Finanzindustrie auf regelmäßigen EBA-Veranstaltungen aktuelle Fragestellungen. Der Verband spricht dann eine Meinung aus, die an nationale, europäische oder internationale Autoritäten gerichtet sein kann. Im Kommunikationsprozess mit regulatorischen und industriellen Institutionen beteiligt sich die EBA ebenso wie an der Formulierung von Geschäftsusancen für den Zahlungsverkehr auf Wirtschaftszweigebene. Dadurch trägt die EBA maßgeblich zur Vereinheitlichung der Zahlungsverkehrsmethoden der Banken in den einzelnen Ländern bei. Auch an der problemlosen Einführung des europäischen Zahlungsmittels Euro war die EBA grundlegend beteiligt. Einmal jährlich organisiert die EBA eine große Zahlungsverkehrskonferenz, den EBAday, der Ende Mai 2010 in Luxemburg stattfand. Für 2011 ist geplant, den EBAday in Spanien abzuhalten. Der Hauptsitz des Verbands befindet sich in Paris.
EBA Clearing
Die EBA Clearing Company wurde im Juni 1998 von 52 europäischen und internationalen Banken gegründet. Die ursprüngliche Aufgabe der EBA Clearing war das Betreiben des privaten Zahlungssystems EURO1, das die EBA an die EBA Clearing übergeben hatte. Inzwischen hat sich ihr Aufgabenspektrum auch auf die zwei Plattformen STEP1 und STEP2 ausgeweitet. Die EBA Clearing bietet damit Services im Zahlungsverkehr innerhalb Europas und vor allem der Europäischen Union an. Inzwischen hat das Unternehmen 66 Anteilseignerbanken. Die Akzeptanz des Marktes hat dazu geführt, dass sich die EBA Clearing, neben TARGET2, als vollwertiger Clearing- und Settlement-Dienstleister nicht nur für kommerzielle Zahlungen etabliert hat. Der Hauptsitz der EBA Clearing befindet sich in Paris, mit weiteren Büros in Brüssel, Frankfurt am Main und Mailand.
EURO1
EURO1 ist ein Zahlungssystem für Großgeldbeträge, das von der EBA Clearing betrieben wird. Kunden sind europäische Banken. Jeden Tag verarbeitet EURO1 durchschnittlich über 230.000 Zahlungen mit einem Gesamtwert von über 245 Milliarden Euro. Das System zählt heute 66 Teilnehmer und 60 Sub-Teilnehmer, größtenteils europäische Banken. Es unterliegt deutschem Recht (Kontokorrent-Prinzip/Single Obligation Structure).
STEP1
Für Kleinbetragstransaktionen bietet EBA Clearing seit 2000 mit STEP1 ein Zahlungssystem in Euro an, das täglich über 20.000 Transaktionen abwickelt. Seitdem kann der gesamte europäische Bankensektor mit Intra-EU Clearing- und Settlementdienstleistungen bedient werden. Die Zahl der STEP1-Mitglieder beläuft sich auf 96 Teilnehmer und 49 Sub-Teilnehmer; es sind meist kleine oder mittelständische europäische Banken. Die technische Infrastruktur von STEP1 ist die gleiche wie die des EURO1-Systems: beide nutzen die Nachrichten- und IT Infrastruktur von SWIFT.
STEP2
Das jüngste Produkt der EBA Clearing, STEP2, das 2003 in Betrieb genommen wurde, verarbeitet Massenzahlungen in Euro. Die Plattform ist neben EURO1 und STEP1 die dritte Säule der EBA Clearing für den europäischen Zahlungsverkehr. Außerdem ist STEP2 das erste und bis heute einzige pan-europäische Clearinghaus (PE-ACH – pan-European Automated Clearing House). Folglich erfüllt es die vom European Payments Council (EPC) verabschiedeten Grundsätze für ein PE-ACH. Der STEP2 XCT-Service ermöglicht die vollautomatisierte Abwicklung verordnungskonformer Überweisungen bis 50.000 Euro und zählt derzeit 106 direkte und über 1.700 indirekte Teilnehmer. STEP2 XCT wickelt zur Zeit täglich mehr als 190.000 Zahlungen mit einem Gesamtwert von über 840 Millionen Euro ab.
Der Italian Credit Transfer (ICT) Service, der im November 2006 startete, erleichtert es den ICT-Banken, ihre Inlandszahlungen schrittweise auf SEPA umzustellen. Die sieben direkten und 69 indirekten Teilnehmerbanken wickeln im Durchschnitt täglich mehr als anderthalb Millionen Überweisungen über den ICT-Service ab.
Seit dem Start des Einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (SEPA) bietet STEP2 den europäischen Banken auch den STEP2 SEPA Credit Transfer (SCT) Service an, der eine einheitliche Infrastruktur zur Abwicklung von SEPA-Überweisungen darstellt, sowie zwei SEPA Direct Debit (SDD) Services, die den gleichen Dienst für SEPA-Lastschriften ermöglichen. Der Service von STEP2 erstreckt sich damit nicht nur auf grenzüberschreitende, sondern auch auf nationale Transaktionen. Voraussetzung für die Abwicklung über die STEP2 SCT- und SDD-Services ist, dass Zahlungen die international standardisierte Kontonummer des Empfängers (IBAN) sowie den international normierten Bankcode (Bank Identifier Code BIC) der Empfängerbank aufweisen. Mit der SEPA-konformen Nutzung der STEP2-Plattform kann die Infrastruktur des europäischen Zahlungsverkehrs, die sich momentan noch durch starke Fragmentierung auszeichnet, vereinheitlicht werden.
Der STEP2 SCT Service wickelt über 650.000 Zahlungen pro Tag ab und umfasst momentan 121 direkte und über 5.000 indirekte Teilnehmer, die zusammen über 5.600 Finanzinstitutionen in Europa vertreten. Seit im November 2009 die Payment Services Directive in den meisten Staaten der EU in nationales Gesetz umgewandelt wurde und damit in Kraft trat, werden über den SDD Core und den SDD B2B ("Business to Business") Service auch SEPA-Lastschriften auf der STEP2-Plattform abgewickelt. Der SDD Core Service hat 67 direkte und mehr als 2.400 indirekte Teilnehmer, der SDD B2B Service zählt 46 direkte und mehr als 2.200 indirekte Teilnehmer.
Die EBA und die deutschen Banken
Die deutschen Banken nehmen bei der Nutzung der drei EBA-Services EURO1, STEP1 und PE-ACH (STEP2) Spitzenpositionen ein. Die Kontakte zu Banken im deutschsprachigen Raum wurden durch die Eröffnung des Frankfurter Büros der EBA Clearing im Jahr 2005 noch weiter gefestigt.
Euro Priority Payment Scheme
Das Priority Payment-Modell wurde von der EBA im Laufe des Jahres 2007 entwickelt. Es ist ein offener, nicht rechtlich geschützter Service, der allen Banken im europäischen Wirtschaftsraum zur Verfügung steht und ihnen einen Mehrwert in SEPA bietet. Finanzinstitute, die am Euro Priority Payment-Modell teilnehmen, garantieren, dass bis 12 Uhr mittags eingehende Überweisungen innerhalb von vier Stunden komplett abgewickelt werden. Dadurch können Banken ihren Kunden schnelle Innertages-Überweisungen in Euro anbieten.
Weblinks und Quellen
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