Vereinigte Arabische Emirate

Vereinigte Arabische Emirate
الإمارات العربيّة المتّحدة

al-Imārāt al-ʿarabiyya al-muttaḥida
Vereinigte Arabische Emirate

Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate
Wappen der Vereinigten Arabischen Emirate
Flagge Wappen
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Abu Dhabi
Staatsform Patriarchalische Föderation Autonomer Emirate
Regierungsform Föderation von sieben autonomen Emiraten
Staatsoberhaupt Präsident Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan
Regierungschef Premierminister Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum
Fläche 83.600 km²
Einwohnerzahl 4.765.000[1]
Bevölkerungsdichte 64 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2010) 301.880 Mrd. US$ (33.) [2]
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 59,717 US$ (5.) [3]
Human Development Index 0.815 (32.)[4]
Währung 1 VAE-Dirham (Dh.) = 100 Fils
Unabhängigkeit 2. Dezember 1971
Nationalhymne ʿĪschī bilādī
Zeitzone MEZ+3, UTC+4
Kfz-Kennzeichen UAE
Internet-TLD . ae
Telefonvorwahl +971
United Arab Emirates in its region.svg

Die Vereinigten Arabischen Emirate (arabisch ‏الإمارات العربيّة المتّحدة‎, DMG al-Imārāt al-‘Arabīya al-Muttaḥida), kurz VAE, sind eine Föderation von sieben Emiraten im Südosten der Arabischen Halbinsel in Südwestasien. An der Küste des Persischen Golfes gelegen und mit Zugang zum Golf von Oman, grenzt das Land an Saudi-Arabien und Oman. Es besteht aus den Emiraten Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain.

Die Hauptstadt der VAE ist Abu Dhabi, als zweitgrößte Stadt des Landes (nach Dubai) auch ein wichtiges Industrie- und Kulturzentrum.[5]

Vor der Unabhängigkeit 1971 waren die VAE als „Vertragsküste“ oder „Vertragsoman“ bekannt, wegen der Protektoratsverträge, die die einheimischen Herrscher im 19. Jahrhundert mit dem Vereinigten Königreich abgeschlossen hatten.

Das politische System gründet auf der Verfassung von 1971. Der Islam ist die offizielle Religion und Arabisch die offizielle Sprache.

Die VAE besitzen die siebtgrößten Ölvorkommen der Welt, sind eine der am weitesten entwickelten Volkswirtschaften des Nahen Ostens[6] und eines der reichsten Länder der Welt mit einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von $ 54.607.[7] Das Land hat einen relativ hohen Human Development Index, im Weltmaßstab auf dem 35. Platz (Stand 2009).[8] Der Internationale Währungsfonds klassifiziert die VAE als “high income developing economy”.

Das Land ist Gründungsmitglied des Golf-Kooperationsrates sowie Mitgliedsstaat der Arabischen Liga, der Vereinten Nationen, der Organisation der Islamischen Konferenz, der OPEC und der Welthandelsorganisation.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Karte der Vereinigten Arabischen Emirate
Satellitenbild (Oktober 2004)

Staatsgebiet

Die Vereinigten Arabischen Emirate liegen in Südwestasien zwischen 22°50′ und 26°00′ nördlicher Breite und 51°00′ und 56°25′ östlicher Länge an der östlichen Küste der Arabischen Halbinsel. Der Süden und Westen des Landes grenzen über eine Länge von 457 km an Saudi-Arabien, der Osten über 410 km an Oman und über die Hoheitsgewässer im Westen an Katar. Im Norden schmiegt sich das Land an den Südbogen des Persischen Golfes und im Osten an den Golf von Oman, wo es das Staatsgebiet des Oman in zwei Teile trennt. Dort findet sich auch noch mit dem Gebiet um Nahwa eine Enklave zweiter Ordnung. Die Küstenlinie am Persischen Golf kann nicht genau bestimmt werden, da sie sich durch Verlagerung von Sand und Schlickmassen ständig ändert. Aus diesem Grund ist die Landesfläche nur ungenau anzugeben. Sie beträgt ca. 77.700 km² oder 83.600 km², wenn dabei die vom Iran 1992 einseitig übernommenen Tunb-Inseln (von Ra’s al-Chaima beansprucht) und die Insel Abu Musa (von Schardscha beansprucht) zusammen mit dem sie umgebenden Meeresgebiet eingerechnet werden.[9][10] Im August 1974 wurde mit Saudi-Arabien im „Riad-Vertrag“, vereinbart, dass die VAE die Landverbindung nach Katar und das anteilige Seegebiet am Chaur al-Udaid ab- und dafür Saudi-Arabien die territorialen Ansprüche auf die Oase Buraimi/Al-Ain aufgibt.[11]

Die VAE bestehen aus den Emiraten Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain. Das größte Emirat, Abu Dhabi, nimmt mit 67.340 km² zirka 87 % der Gesamtfläche des Landes ein, während das kleinste Emirat, Adschman, mit 259 km² nur 0,33 % der VAE ausmacht. Vor ihrem Abzug 1971 legten die britischen Protektoratsautoritäten die Grenzen zwischen den einzelnen Emiraten fest, um Territorialstreitigkeiten vorzubeugen, welche die Gründung der VAE hätten behindern können. Dies wurde von den Herrschern der jeweiligen Emirate zum größten Teil anerkannt. Einige wenige Konflikte wurden erst nach der Gründung der VAE beigelegt. Die kompliziertesten Grenzen sind im Hadschar-Gebirge, wo sich fünf Emirate um mehr als ein Dutzend Enklaven stritten.

Topographie

Dünen im Hinterland von Dubai
Topographische Karte der VAE

Die VAE sind fast vollständig von trockener Sandwüste bedeckt; über zwei Drittel des Landes werden von den nördlichen Ausläufern der Großen Arabischen Wüste (Rub al-Chali) eingenommen. Ihre Sanddünen können oft über Hunderte von Kilometern wandern und Oasen und Städte bedrohen. Großangelegte Bepflanzungen konnten das Vordringen der Wüste nur teilweise aufhalten. Die bedeutendsten Wüstenoasen sind Al-Ain/Buraimi im Grenzgebiet zu Oman und die Liwa-Oase im Süden. Zwischen Sandwüste und Nordküste gibt es eine 15 km breite Salzsumpfebene mit Salzpfannen und brackigem Grundwasser. Der Nordküste sind viele Inseln vorgelagert; noch 100 km vor der Küste ist das Meer nur 25 m tief. Die Inseln, Sandbänke, Untiefen und Korallenriffe behindern noch heute die Schifffahrt. Im Nordosten, auf der Landspitze zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman, erhebt sich steil der nördliche Abschnitt des Hadschar-Gebirges: Schroff aus der Wüste aufsteigend, erreicht es in der VAE seine höchsten Erhebungen im Dschabal Adhan (1127 m), Dschabal Yibir (1527 m) und Dschabal Jais (جيس) (ca. 1900 m). Hier können große Mengen von Grund- und Oberflächenwasser gewonnen werden. Flussbette, die sogenannten Wadis, durchziehen das Land.

Die Küste und die Inseln im Persischen Golf

Die Küste bei Abu Dhabi

Im Westen befindet sich der mehrere hundert Quadratkilometer große Sabkha Matti.[12] Es ist ein Gebiet mit einer Breite von 60 Kilometern und einer Tiefe von 150 km, reicht somit also bis nach Saudi-Arabien hinein. Der Sabkha Matti ist der Überrest eines einstigen Flusses, der im Inneren der Arabischen Halbinsel entsprang. Östlich davon liegen die Halbinsel Dschabal az-Zanna und der Industrieort Ruwais. In der Mitte der Nordküste finden sich eine Vielzahl von der Küste vorgelagerten Inseln, Halbinseln und auf der Höhe von Abu Dhabi ein ausgedehntes Netz von Lagunen und künstlicher Kanälen. Im Norden liegen die Großstädte Dubai, Schardscha, Adschman, die Stadt Umm al-Qaiwain entlang einer Bucht, in der auch von Mangroven bewachsene Inseln zu finden sind, und Ra’s al-Chaima, nur 20 km von der Grenze zum Oman entfernt. Von der Küste weit entfernt, liegen im Persischen Golf Inseln wie Das, Zirku, die Tunb-Inseln oder die vom Iran besetzten Inseln Abu Musa. Da der Persische Golf nur maximal etwa 100 m tief ist, sind einige dieser Inseln aus dem Meer aufragende Salzdome.

Das Landesinnere

Im Landesinneren findet sich die Wüste Rub al-Chali mit der Liwa-Oase im Süden und der Oasenstadt Al-Ain im Osten an der Grenze zum Oman. Der größte Teil des Landesinneren ist flache Wüste, doch gibt es Dünen südlich der Liwa-Oase mit Höhen über 100 m[13] und auch im Südosten des Landes. Der See Al-Wathba (24° 15′ 25″ N, 54° 35′ 50″ O24.25694444444454.597222222222) liegt 30 km südöstlich vom Zentrum Abu Dhabis entfernt. Er ist ein Sabkha, also ursprünglich meist nur im Winter ein See. Erst seit 1998, als aufbereitetes städtisches Abwasser dorthin geleitet wurde, ist ganzjährig offenes Wasser vorhanden, so dass dort sogar Flamingos brüten. Ein weiteres wichtiges Vogelbrutgebiet ist der See Al-Warsan (25° 9′ 28″ N, 55° 24′ 57″ O25.15777777777855.415833333333), 20 km südöstlich vom Zentrum Dubais entfernt in der Nachbarschaft zur Dubai International City, der 1990 entstand und ebenfalls durch aufbereitetes städtisches Abwasser gespeist wird.[14] Nur wenige Kilometer südlich von Al-Ain liegt der bis zu 1134 m hohe Dschabal Hafit, ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender, etwa 26 km langer Bergrücken.[15]

Das Hadschar-Gebirge und die Küste des Golfs von Oman

Karge Landschaft des Hadschar-Gebirges

Im Hadschar-Gebirge sind die höchsten Erhebungen der VAE zu finden: der Dschabal Jais (جيس) (ca. 1900 m)[16],Dschabal Yibir (1527 m) und der Dschabal Adhan (1127 m). Dort finden sich eine Reihe von Wadis, in denen gelegentlich Wasser fließt. So beispielsweise das Wadi Bih ((25° 49′ 40″ N, 58° 8′ 0″ O25.82777777777858.133333333333), wo seit 1993 mit dem Wadi Bih Run ein Langstrecken-Rennen stattfindet. Dieses Wadi ist ein traditioneller Verbindungsweg durch das Gebirge und führt durch das omanische Musandam über das Wadi Khabb Shamsi bis nach Dibba am Golf von Oman. Die Küste des Golfs von Oman ist fruchtbar und dicht besiedelt. Die wichtigsten Städte sind Fudschaira und Dibba. In Khor Fakkan gibt es einen Hochseehafen mit einem Container-Terminal.

Klima

Das Klima ist subtropisch bis tropisch mit sehr geringen Jahresniederschlägen, die meist im Winter fallen; häufig verdunstet der Regen, bevor er den Boden erreicht. Von Mai bis Oktober ist es extrem schwül. Vor allem im Winter und Frühsommer weht der Shamal („Der Nördliche“), ein Nordwestwind, der viel Sand und Staub mit sich bringt. Es kommt vor, dass Sandstürme aus dem Irak bis in die VAE wehen. Im Spätsommer sorgt ein feuchter Südostwind, Sharqi („Der Östliche“) genannt, besonders in der Küstenregion für unangenehmes Klima. Im Inland herrscht trockenes Wüstenklima. Im Hadschar-Gebirge ist es aufgrund der Höhenlage merklich kühler. Auf dem Jebel Jais, ein Bergstock nahe Ra’s al-Chaima, hat es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zweimal geschneit.[17]

Die durchschnittlichen Temperaturen und Niederschläge in Abu Dhabi sind:

Monat Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Minimal (°C) 14 15 17 21 24 26 29 30 27 23 19 16
Maximal (°C) 24 25 29 33 38 39 40 40 39 35 30 26
Niederschlag in mm 11 38 34 10 3 1 2 3 1 2 4 10
Akazien bei Fudschaira
Arabischer Oryx

Flora und Fauna

In den Oasen wachsen Dattelpalmen, Akazien und Eukalypten; die Wüste hat äußerst spärliche Vegetation mit Hartgräsern und Dornbüschen. Die einheimischen Tiere wurden durch intensive Jagd fast ausgerottet. In den Küstengewässern gibt es vor allem Makrelen, Barsche und Thunfische, selten Haie und Wale; die reichen Fischbestände gehen durch die Verschmutzung rapide zurück. Auf der Insel Sir Bani Yas wurde in den 1970ern von Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan ein Naturreservat für einheimische Pflanzen und Tiere angelegt, wo unter anderem Arabische Oryxantilopen und Geparden vorkommen. In den letzten Jahren wurde begonnen, im Süden der VAE Herden von Oryxantilopen wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. 2009 wurde das Wadi-Wuraya-Schutzgebiet als erstes Gebirgsschutzgebiet gegründet, um den seltenen Arabischen Tahr vor der Ausrottung zu bewahren.

Geschichte

Frühgeschichte

Ein Wachturm aus dem 18. Jahrhundert in Hatta

Archäologische Funde auf der Insel Umm an-Nar bei Abu Dhabi lassen auf eine Besiedlung schon im 4. Jahrtausend v. Chr. schließen. Bei Al-Ain fanden sich außerdem Zeugnisse einer um 2500 v. Chr. datierten Kultur, die im Hadschar-Gebirge Kupfer abbaute und damit handelte.[18] Der Fernhandel erhielt durch die Domestizierung des Kamels am Ende des 2. Jahrtausends v.Chr. einen großen Aufschwung.[19]

An den Landweg von Syrien in den heutigen südlichen Irak schloss sich der Seeweg über den Persischen Golf nach Indien, unter anderem über den wichtigen Hafen Omana (wahrscheinlich das heutige Umm al-Qaiwain). Perlentaucherei war schon seit alter Zeit ein wichtiger Erwerbszweig. Große Messen wurden unter anderem in Dibba abgehalten, zu denen Kaufleute aus der Region und sogar China kamen.[20]

Beginn der islamischen Ära

Entlang der antiken Handelswege nach Indien breitete sich im 6. Jahrhundert das Christentum bis in den südlichen Teil des Persischen Golfes aus. Das in den 1990er Jahren auf einer vorgelagerten Insel entdeckte christliche Kloster von Sin Bani Yas bestand bis in das 8. Jahrhundert und wurde offenbar ohne kriegerische Auseinandersetzungen aufgegeben. Im Jahr 630 trafen Boten des Propheten Muhammad aus Mekka ein und bekehrten die einheimischen Stämme zum Islam. Nach dem Tode Muhammads 632 kündigten sie das Bündnis und lösten sich von der neuen Religion. Die Entscheidungsschlacht der anschließenden Ridda-Kriege fand in Dibba statt und brachte die Niederlage der abtrünnigen Nichtmuslime und den endgültigen Triumph des Islams auf der Arabischen Halbinsel.

Im Jahr 637 war Julfar (heute Ra’s al-Chaima) einer der Ausgangsorte für die Invasion Persiens und entwickelte sich in den darauf folgenden Jahrhunderten zu einem reichen Hafen und zum Zentrum des Perlenhandels, dessen Daus den gesamten Indischen Ozean befuhren.

Im 7. Jahrhundert geriet die Küste unter den Einfluss der Charidschiten. Vom 9. bis 11. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Staat der schiitischen Qarmaten.

Portugiesische Kontrolle

Anfang des 16. Jahrhunderts kam das Gebiet unter direkten Einfluss des osmanischen Reiches,[21] das jedoch bald von den Portugiesen vertrieben wurde, die am Golf Stützpunkte zur Sicherung der Handelsroute nach Indien bauten.[22] Auf seiner Suche nach der „Gewürzroute“ nach Asien, die ihn schließlich nach Indien führte, war Vasco da Gama auf die Hilfe von Ahmad ibn Majid, einem Navigatoren und Kartographen aus Julfar, angewiesen.[23][24]

Die Portugiesen kontrollierten den Persischen Golf, bis sie um 1650 von omanischen Stämmen vertrieben wurden.

Von der „Piraten-“ zur „Vertragsküste“

Flagge der Trucial States

1747 ließen sich die Beduinen der Qawasim an der südlichen Golfküste nieder und nutzten das Machtvakuum am Golf, um nicht nur Perlenfischerei zu betreiben, sondern auch Piraterie gegen die Handelsschifffahrt, was zur Bezeichnung „Piratenküste“ führte. Zentren waren die Häfen Schardscha und Ra’s al-Chaima. Um 1780 war die Macht der Qawasim so stark gewachsen, dass sie eine Flotte von 60 Schiffen mit 20.000 Seeleuten mustern konnten, damit auch große Teile der persischen Golfküste beherrschten und den Handel Omans bedrohten. Gegenangriffe Omans blieben erfolglos. Da die Piraterie auch den Indienhandel bedrohte, unternahm Großbritannien zwischen 1806 und 1819 mehrere Strafexpeditionen, die 1820 in einem Friedensvertrag mit allen Emiraten kulminierten. Es gab danach immer wieder Angriffe auf Handelsschiffe, bis es 1853 zu einer Erklärung eines „ewigen Seefriedens“ kam. Sukzessive wurden die Emirate zu britischen Protektoraten, und als „Befriedetes Oman”, „Vertragsoman” oder „Vertragsküste” (Trucial States) bezeichnet.[25]

Der Vertrag von 1892 zwischen Großbritannien und einer Reihe von Golfemiraten zementierte das enge Verhältnis und legte fest, dass ohne britische Zustimmung die Scheichs kein Territorium veräußern oder Beziehungen mit anderen Staaten eingehen durften. Im Gegenzug gelobte Großbritannien, die „Vertragsküste“ gegen Angriffe von See und Land zu beschützen.[26]

Der Aufstieg und Fall der Perlenindustrie

Die Al-Fahidi-Festung in Dubai um 1959

Ende des 18. Jahrhunderts siedelte die Al-Nahyan-Familie aus dem Banu-Yas-Stamm von der Inlandoase Liwa nach Abu Dhabi (gegründet 1761) um, das sich zu einem wichtigen Zentrum der Perlenfischerei entwickelt hatte. Ein paar Jahrzehnte danach migrierte ein weiterer Zweig der Banu Yas nordwärts und gründete 1833 Dubai, das nicht nur Perlenfischerei betrieb, sondern auch zu einem bedeutenden Handelsplatz wurde. Perlen waren bis weit in das 20. Jahrhundert einer der wichtigsten Erwerbszweige. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und die Verbreitung von billigeren Zuchtperlen aus Japan führten zum Niedergang der Perlenindustrie am Golf.[27]

Ölboom

Anfang der 1930er Jahre erlangten die ersten Ölfirmen Konzessionen, um auf dem Gebiet der „Trucial States“ Bohrungen durchzuführen. Anfang der 60er Jahre wurde Öl in großem Umfang gefunden und 1962 die erste Schiffsladung von Abu Dhabi aus exportiert.

Anders als sein Vorgänger nutzte ab 1966 Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan von Abu Dhabi die steigenden Einnahmen aus der Erdölförderung für ein umfangreiches Entwicklungsprogramm, von dem auch die ärmeren Nachbaremirate profitierten. Nachdem 1969 auch Dubai begonnen hatte, Öl zu exportieren, konnte Scheich Raschid bin Said Al Maktum, seit 1939 de facto Herrscher des Emirats, den neuen Reichtum auch dazu nutzen, die Lebensqualität seines Volkes zu verbessern.[28]

Grenzziehung

Bei den Grenzstreitigkeiten Abu Dhabis mit Saudi-Arabien über den südlichen Grenzverlauf des Emirates half ab 1955 Großbritannien mit, den Disput beizulegen.[29] Im Jahre 1974 trafen die beiden Staaten eine Vereinbarung, die diese Streitigkeiten beilegte. Allerdings ist diese noch nicht von der VAE-Regierung ratifiziert und die saudische Regierung erkennt diese Vereinbarung bisher nicht an. Die Grenze zwischen den beiden Staaten ist daher größtenteils eine De-facto-Grenze. Der genaue Grenzverlauf spielte bisher aber keine große Rolle, da im Grenzgebiet eine Sandwüste liegt. Die bei der Al-Ain/Buraimi-Oase ebenfalls umstrittene Grenze zum Oman ist bis heute auch offiziell nicht festgelegt, doch haben sich die beiden Regierungen im Mai 1999 darauf geeinigt, sie zu markieren.[30]

Scheich Zayid und die Union der Emirate

Scheichs Zayid bin Sultan Al Nahyan und Raschid bin Said Al Maktum 1972 kurz nach der Gründung der VAE

Von 1952 an hatte sich eine engere Zusammenarbeit der Emirate entwickelt, verstärkt nach dem Einsetzen der Erdölförderung. Im Laufe der 1960er Jahre verloren britische Ölfirmen zunehmend an Einfluss zugunsten von US-amerikanischen Unternehmen.[31]

Das bereits bestehende britische Büro für Entwicklung wurde vom Trucial States Council abgelöst, einem von den Herrschern der Emirate gegründeten Koordinierungsrat, zu dessen Generalsekretär und Rechtsbeistand Adi Bitar ernannt wurde, der Rechtsberater von Scheich Raschid bin Sa’id Al Maktu.[32]

Großbritannien verkündete 1967 die „East of Suez“-Politik, wonach es sich bis Ende 1971 von seinen Militärbasen und anderen Verpflichtungen östlich des Sueskanals zurückziehen würde. Damit würden zum 31. Dezember 1971 auch die Schutzverträge mit den Gebieten am Persischen Golf – außer den Trucial States auch Bahrain und Katar – enden.[33]

Die Herrscher von Abu Dhabi und Dubai beschlossen, ihre Emirate zu einer Union zusammenzuschließen, eine Verfassung ausarbeiten zu lassen (von Adi Bitar), und dann die Herrscher der anderen fünf Emirate einzuladen, der Union beizutreten.[34]

Am 2. Dezember 1971 entließ Großbritannien die Trucial States in die Unabhängigkeit. Am selben Tag trafen sich die Herrscher von Abu Dhabi, Adschman, Fudschaira, Schardscha, Dubai und Umm al-Qaiwain und gründeten die Vereinigten Arabischen Emirate, mit Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan als Präsident, die eine Woche später, am 9. Dezember, den Vereinten Nationen beitraten. Am 10. Februar 1972 trat Ra’s al-Chaima als siebtes und letztes Emirat der ehemaligen Trucial States den VAE bei.[35]

Jüngste Geschichte

1981 wurde mit Saudi-Arabien, Katar, Bahrain, Kuwait und Oman der Golf-Kooperationsrat gegründet. Nach der Annexion Kuwaits durch den Irak im August 1990 unterstützten die VAE die Maßnahmen der UNO zur Befreiung des Landes. Die Luftwaffenstützpunkte der VAE wurden während des zweiten Golfkriegs von den westlichen Alliierten als Ausgangspunkt für Militärschläge gegen den Irak genutzt. Mit den USA und Frankreich wurden 1994 bzw. 1995 Verteidigungsbündnisse geschlossen.

Die VAE unterstützen die US- und andere Koalitionsstreitkräfte in den Operationen in Afghanistan, wo die VAE auch Truppen entsandt hat, im Irak und im Kampf gegen den Terror, vorwiegend vom Flugstützpunkt Al Dhafra Air Base aus.

Tod der Scheichs Zayid und Maktum

Am 2. November 2004 starb der erste Präsident der VAE, Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan. Sein ältester Sohn, Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, folgte ihm auf den Thron als Herrscher von Abu Dhabi; außerdem wählte ihn der Oberste Herrscherrat gemäß der Verfassung zum Präsidenten der VAE. Scheich Muhammad ibn Zayid Al Nahyan, ein Bruder Scheich Chalifas, wurde demgemäß Kronprinz von Abu Dhabi.[36]

Im Januar 2006 starb Scheich Maktum bin Raschid Al Maktum, der Herrscher von Dubai und Premierminister der VAE, und sein Bruder, Kronprinz Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum, trat die Nachfolge an.

Politisches System

Seit der Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate im Jahre 1971 haben die Emirate ihre nationale Identität stetig weiterentwickelt und dabei von einem für die Region sehr hohen Maße an politischer Stabilität profitiert. Gemäß der provisorischen Verfassung von 1971 sind die VAE eine Föderation von sieben autonomen Emiraten. Im Mai 1996 genehmigte der Oberste Rat der Herrscher (Federal Supreme Council) Änderungen an der Verfassung, mit denen Abu Dhabi endgültig als Hauptstadt festgelegt und die vorher provisorische Konstitution als permanent verabschiedet wurde. Die Staatsform wird vom Auswärtigen Amt Deutschlands als „patriarchalisches Präsidialsystem mit traditionellen Konsultationsmechanismen” definiert. Es handelt sich um eine Kombination aus traditionellen und modernen Elementen, wobei die Regierung versucht, einen starken Modernisierungskurs mit der Erhaltung der islamischen und regionalen Traditionen zu konsolidieren. Die Macht liegt jeweils bei einem der sieben Emire, die jeweils das höchste Amt eines Emirats bekleiden. Die einzelnen Emirate, die jeweils nach ihrer Hauptstadt benannt sind, genießen einen gewissen Grad an Autonomie. Die Thronfolge ist erblich.

Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, Herrscher von Abu Dhabi und Präsident der VAE

Das Verwaltungssystem beinhaltet auf Bundesebene den Obersten Herrscherrat (Federal Supreme Council), das Bundeskabinett (Federal Cabinet), einen Ministerrat (Council of Ministers), ein Parlament, den Federal National Council, sowie eine unabhängige Judikative, an deren Spitze der Federal Supreme Court (das oberste Bundesgericht) steht. Die Mitglieder des Obersten Herrscherrates wählen untereinander einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten, die jeweils für fünf Jahre im Amt bleiben, bis eine Wiederwahl stattfindet. Der Herrscherrat hat sowohl legislative als auch exekutive Vollmachten. Er ratifiziert Bundesgesetze und Dekrete, gibt die Richtlinien der Politik vor, genehmigt die Nominierung des Premierministers und akzeptiert seinen Rücktritt. Auf Empfehlung des Präsidenten kann er den Premierminister auch seines Amtes entheben.

Der Ministerrat und das Kabinett, in der Verfassung beschrieben als die „exekutive Behörde der Föderation”, hat die üblichen Ministerialressorts und wird vom Premierminister geführt, der wiederum vom Präsidenten in Absprache mit den anderen Mitgliedern des Obersten Herrscherrates gewählt wird. Der Premierminister (seit dem 4. Januar 2006 Muhammad bin Raschid Al Maktum), derzeit auch der Vizepräsident (das war nicht immer der Fall), schlägt dann eine Liste der Minister vor, die vom Präsidenten ratifiziert wird.

Der Föderative Nationalrat

Der Föderative Nationalrat (engl. Federal National Council, Kürzel FNC) ergibt sich aus den Emiraten, basierend auf deren Bevölkerungszahlen. Seit Ende 2006 wird die Hälfte seiner Mitglieder durch einen Prozess indirekter Wahlen bestimmt.

Der FNC spielt eine wichtige Rolle in der Konsolidierung der Schura in den VAE und hat gemäß Verfassung sowohl eine legislative, als auch eine Aufsichtsrolle. Seine Pflicht ist die Untersuchung und – sofern notwendig – die Änderung von Entwürfen zu allen Bundesgesetzen. Er kann jederzeit einen Bundesminister einberufen und zur Effizienz seines Ministeriums befragen. Der Vorsitzende des FNC wird unter den Mitgliedern gewählt.

Seit den Wahlen zum Föderativen Nationalrat in den Vereinigten Arabischen Emiraten 2006 nimmt der FNC eine zunehmend proaktive Rolle ein. Im Rahmen der anhaltenden politischen Reform in den VAE ist langfristig geplant, aus dem Föderativen Nationalrat eine vollständig gewählte Institution zu machen. Der FNC ist Mitglied der Interparlamentarischen Union und der Arabisch-Parlamentarischen Union (APU).

Regierung

Auf Emiratsebene

Parallel zur föderativen Institutionen hat jedes einzelne der sieben Emirate auch eine lokale Regierung. Die Komplexität der Regierungen variiert von Emirat zu Emirat, abhängig von Faktoren wie Bevölkerung, Fläche und dem Grad der Entwicklung.

Das größte und bevölkerungsreichste Emirat, Abu Dhabi, hat einen eigenen zentralen Regierungsapparat, den Executive Council. Diesem gehören wiederum verschiedene Ministerien an. Das Emirat Abu Dhabi ist in zwei Regionen aufgeteilt: Die Western Region und die Eastern Region, die wiederum von offiziellen Repräsentanten des Herrschers geführt werden. Die beiden größten Städte, Abu Dhabi und Al Ain, werden von Stadtgemeinden verwaltet, welche jeweils einen Stadtrat haben, der dem Department of Municipalities and Agriculture unterstellt ist. Für die Western Region wurde eine neue Stadtbehörde ins Leben gerufen. Der Abu Dhabi National Consultative Council besteht aus 60 Mitgliedern führender Stämme und Familien und nimmt eine Rolle ein, die in etwa der des Federal National Council auf Bundesebene entspricht.

Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum, Herrscher von Dubai und Premierminister der VAE

Der Dubai Executive Council wurde 2003 gegründet und erfüllt für das Emirat ähnliche Funktionen wie der Executive Council Abu Dhabis. Ende 2006 wurde Scheich Hamdan bin Mohammed bin Raschid Al Maktum, der Sohn des Herrschers von Dubai, zum Vorsitzenden des Rates ernannt. Der Executive Council unterstützt den Herrscher des Emirats und Premierminister der VAE, Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum, bei der Vorbereitung von Entwicklungsplänen für Dubai und bei der Formulierung und Implementierung von Gesetzen auf Emirats- und Bundesebene. In den letzten Jahren gehörten zu den wichtigsten Projekten die Restrukturierung der Dubaier Behörde für Straßen und Transport (Dubai Roads and Transport Authority) sowie des Land Departments, welche beide eine entscheidende Rolle in der rasanten Entwicklung des Emirats spielen.

Die Emirate Sharjah und Ajman haben ebenfalls Executive Councils. Sharjah hat auch einen Consultative Council, der für das gesamte Emirat zuständig ist. An seine drei fernen Enklaven an der Ostküste des Landes hat Sharjah diverse Befugnisse an die lokalen Regierungen abgegeben, insbesondere in Kalba und Khor Fakkan.

In den übrigen Emiraten existiert ein vergleichbares Muster von Stadträten, Ministerien, Behörden und unabhängigen Institutionen. In den kleineren und fern gelegenen Ortschaften kann der Herrscher jedes Emirats einen lokalen Repräsentanten ernennen, einen Emir oder Wali, durch den die Anliegen der Einwohner an die Emiratsregierung getragen werden können. Oft sind die Repräsentanten Mitglieder der führenden lokalen Stämme.

Föderative Regierung

Die Kompetenzen der verschiedenen föderativen Institutionen und deren Beziehungen zu den einzelnen lokalen Regierungen haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Gemäß Verfassung können die Herrscher bestimmte Kompetenzen an die Bundesregierung abgeben. Ein historisches Beispiel hierfür war die Vereinigung der Streitkräfte Mitte der 70er Jahre. Bis heute sind die Verhältnisse zwischen der föderativen und den lokalen Regierungen von kontinuierlichen Veränderungen geprägt. Die traditionellen Regierungsmechanismen bleiben dennoch im Kern bestehen und entwickeln sich für sich weiter. Generell kann man sagen, dass die Emirate mit hohem Wohlstand wie Abu Dhabi, Dubai und Sharjah einen höheren Einfluss innerhalb der Föderation wahrnehmen.

Regierungsführung

Traditionell ist in den VAE der Herrscher eines Emirats – der Scheich – der Führer des mächtigsten, aber nicht unbedingt des bevölkerungsreichsten Stammes, während jeder einzelne Stamm einen eigenen Führer hat. Die Scheichs konnten ihre Herrschaft nur so lange aufrechterhalten, wie sie die Unterstützung des Volkes hatten. Ein essentieller Bestandteil dieses Prozesses von Herrschaft war das ungeschriebene, aber dennoch zentrale Prinzip, wonach die Bevölkerung freien Zugang zum Scheich haben sollte, und dass der Emir häufig einen offenen Madschlis abhalten sollte, in dem jeder Bürger seine freie Meinung äußern konnte.

Bis heute hat die Institution des Madschlis ihre Bedeutung im politischen System der VAE erhalten. In den größeren Emiraten halten nicht nur die Herrscher, sondern auch andere hochrangige Mitglieder der Herrscherfamilien regelmäßig offene Madschlis-Sitzungen, in denen jeder Interessent ein beliebiges Thema von persönlichem oder allgemeinerem Interesse ansprechen kann. In den kleineren Emiraten bleibt der Madschlis des Herrschers selbst bzw. seines Thronfolgers oder stellvertretenden Herrschers, im Kernfokus. Diese Zusammenkünfte werden unter anderem von traditionell denkenden Stammesangehörigen besucht, die Monate darauf warten, um dem Emir direkt ihre Anliegen oder Beschwerden vorzutragen statt den Weg über die nach dem modernen westlichem Vorbild strukturierten Behörden zu gehen. Auf diese Weise haben die bewährten Methoden traditioneller Herrschaft ihre Wichtigkeit erhalten und spielen in der Fortentwicklung des politischen Systems eine Kernrolle.

Außenpolitik

Botschaft der VAE in Berlin

Die VAE sind Mitglied der Vereinten Nationen (UN), der Arabischen Liga, der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), des Golf-Kooperationsrates (GCC), der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) und der Organisation arabischer erdölexportierender Länder (OAPEC).

Botschaften und Konsulate der VAE in der Welt
Länder mit Botschaften und Konsulaten in den VAE

In den 1970er Jahren wurde die Grenze zwischen Saudi-Arabien und den VAE verbindlich festgelegt. Allerdings wurde der genaue Grenzverlauf nie veröffentlicht, sodass nur die beiden Regierungen den genauen Verlauf kennen. 2004 hat sich Saudi-Arabien den Landkorridor, der bis dato das Emirat Abu Dhabi mit Katar verband, einverleibt. Dies hat immense Auswirkungen auf den Straßenverkehr zwischen Katar und VAE. Abgesehen von zeitraubenden Grenzkontrollen, können Frauen diese Strecke nun nicht mehr alleine ohne männlichen Fahrer zurücklegen, weil Frauen in Saudi-Arabien das Führen eines Kraftfahrzeuges nicht gestattet ist. Aus diesem Grund ist nun eine Brücke über das Meer zwischen den VAE und Katar im Gespräch.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein wichtiger Verbündeter der USA. Die Beziehungen zum Iran sind aufgrund dreier seit 1971 besetzter Inseln (Abu Musa) angespannt. 2008 erlaubte der Emir von Abu Dhabi Frankreich einen Flottenstützpunkt einzurichten und die Errichtung zweier französischer Kernreaktoren wurde vereinbart.[37]

Reisenden, in deren Reisepass sich Hinweise auf einen früheren Israel-Besuch finden, wird in der Regel die Einreise verwehrt. Daher sollte man sich gegebenenfalls vorher einen Ersatzpass ausstellen lassen.

Entwicklungshilfe

Die VAE haben kontinuierlich in großem Umfang Hilfe für von Konflikten und Naturkatastrophen heimgesuchten Ländern und Regionen in der 3. Welt geleistet.[38] Die wichtigste Agentur für Entwicklungshilfe in den VAE ist der Abu Dhabi Fund for Development (ADFD), der 1971 gegründet wurde und seitdem mehr als 12,6 Mrd. Dirham (3,45 Mrd. US$) an Hilfsleistungen bereitgestellt hat. Zusammen mit anderen Ausgaben belaufen sich die Leistungen durch den Fonds sowie die Regierung von Abu Dhabi auf insgesamt 24 Mrd. Dirham (6,54 Mrd. US$), womit 258 verschiedene Projekte in 52 Ländern versorgt wurden. [39]

Andere Hilfseinrichtungen sind die VAE-Abteilung des Roten Halbmondes, sowie Dubai Cares und Noor Dubai.

Verteidigung

Eine F-16 der VAE

Die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate (Union Defense Force, UDF) umfassen 50.500 Soldaten und setzen sich aus Heer (44.000 Mann), Marine (2.500 Mann) und Luftstreitkräfte (4.000 Mann) zusammen. In absoluten Zahlen lässt sich die Größe der Streitkräfte der VAE (ca. 50.500 Mann 2005) vergleichen mit der Größe der Streitkräfte der Niederlande oder Kanadas. Eintritt in die Armee ist freiwillig; es gibt keine Wehrpflicht. Das ausschließlich männliche Personal ist zu 70 % einheimisch.

Oberbefehlshaber der UDF ist der Herrscher von Abu Dhabi, Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan. Im Tagesgeschehen wird die Armee vom Kronprinzen Abu Dhabis, Scheich Muhammad ibn Zayid Al Nahyan, befehligt. Verteidigungsminister ist Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum, der Herrscher von Dubai.

In der Verteidigungspolitik der VAE kommt den USA eine zentrale Rolle zu. Ein 1996 ratifiziertes Abkommen erlaubt ihnen die Aufbewahrung von militärischem Material und die Nutzung von Flugplätzen. Die USA sind, neben Frankreich, auch einer der Hauptwaffenlieferanten. Soldaten und Offiziere aus den VAE üben regulär in US-amerikanischen Militäreinrichtungen. Im Jahr 2003 wurde im Al-Dhafra Luftwaffenstützpunkt gemeinsam mit den USA, Großbritannien und Frankreich ein Air Warfare Centre eingerichtet.[40]

Rechtsordnung

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben eine duale Rechtsordnung aus weltlichem und islamischem Recht. Während die Verfassung der VAE zwar das islamische Recht, die Schari'a, als Hauptrechtsquelle nennt, spielt diese laut dem Auswärtigem Amt in der praktischen Anwendung des Zivilrechts keine Rolle, mit Ausnahme von familienrechtlichen Angelegenheiten. Zugleich basiert das weltliche Recht insofern auf der Schari'a, als alte und neue Gesetze stets auf ihre Kompatibilität mit dem islamischen Recht geprüft werden und mit diesem vereinbar sein sollten. Laut Information der deutschen Auslandsvertretung in Dubai sind bei zivilrechtlichen Fragen die „relevanten Rechtsquellen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung” demnach: „1. Verfassung, 2. Bundes- und Emiratsgesetzgebung, 3. Schari'a, 4. Handelsbräuche und Praxis.”[41]

Die Unabhängigkeit der Judikative in Fragen des Zivil-, Straf- und Öffentlichkeitsrechts ist in den VAE verfassungsrechtlich festgesetzt. In legislativen und exekutiven Fragen ist der Oberste Herrscherrat, bestehend aus den Herrschern der sieben Emirate, auf Bundesebene die höchste Autorität.

Höchste gerichtliche Instanz im Staat ist das Hohe Bundesgericht der Union (High Federal Court of the Union). Dieser besteht aus einem Oberanwalt, dem Chief of Justice, und nicht mehr als fünf Richtern, die vom Präsidenten ernannt werden. Das Hohe Bundesgericht ist dazu befugt, die Rechtsprechung zu überprüfen; auch kann es in Streitigkeiten zwischen Bund und Emiraten oder zwischen den Emiraten schlichten bzw. Urteile fällen. Nicht zuletzt ist das Bundesgericht dazu befugt, rechtliche Verstöße und Fehlverhalten seitens der Kabinettmitglieder und hoher Regierungsbeamter zu verfolgen und zu ahnden. Die föderative Rechtsordnung besteht aus mehreren Bundesgerichten (Federal Courts) erster Instanz. Diese sind verantwortlich für Angelegenheiten innerhalb deren territorialen Kompetenzbereich bzw. Angelegenheiten, die gemäß Verfassung für sie vorbehalten sind. Die von diesen Bundesgerichten gefällten Urteile können in den nächsthöheren Gerichten, den Federal Appellate Courts (Bundesberufungsgericht) und in letzter Instanz dem High Federal Court (Hohes Bundesgericht, siehe oben), angezweifelt werden. Eine Ausnahme bilden hierbei die Emirate Dubai und Ra’s al-Chaima, deren lokale Gerichte juristische Kompetenzbereiche verantworten, die nicht zwingend zu den Bundesgerichten gehören. [42]

Verbraucherschutz

Obwohl seit Jahren an einem Gesetz gearbeitet wird, um die Rechte des Privatverbrauchers festzulegen, existiert bis heute noch keine verbindliche Regelung. Das bedeutet, dass es keine gesetzliche Gewährleistung gibt; der Verkäufer kann sich stets auf den Standpunkt gekauft wie gesehen berufen. In der Praxis aber räumen viele große Kaufhäuser und Supermarktketten teilweise großzügige Umtauschmöglichkeiten ein, beispielsweise eine Rückgabe bei Nichtgefallen innerhalb einer Woche. Bei Streitigkeiten mit kleinen Händlern kann jedoch die Behörde bei der Schlichtung des Streites behilflich sein.

Arbeitsrecht, Sozialversicherung

In den VAE gibt es ein stark an den Interessen der Arbeitgeber orientiertes Arbeitsrecht, das die meisten Aspekte, wie Arbeitszeiten, Ausscheiden aus dem Unternehmen und Kündigungsrecht regelt. Die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer bedarf grundsätzlich der Genehmigung des Arbeitsministeriums. Die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung wird jeweils für 3 Jahre erteilt und kann erneuert werden. Sie gilt für einen bestimmten Arbeitsplatz, kann jedoch beim Arbeitgeberwechsel mit dessen Einverständnis auf einen anderen Arbeitsplatz übertragen werden.

Die normale Arbeitszeit beträgt acht Stunden pro Tag bei sechs Tagen in der Woche, d.h. 48-Stunden-Wochen sind die Regel. Im Einzelhandel sowie Gaststätten- und Hotelgewerbe können diese Arbeitszeiten aber durchaus auf neun Stunden pro Tag ausgeweitet werden. Im Gegensatz dazu werden in zum Beispiel körperlich anstrengenden Jobs die Arbeitszeiten oft verkürzt und in Schichten aufgeteilt, dies ist besonders im Baugewerbe üblich. In Regierungsbehörden, die relativ viele Einheimische beschäftigen, ist eine 35-Stunden-Woche die Regel. Wie in allen islamischen Ländern ist der Freitag frei. Traditionell bestand das Wochenende für Büroangestellte aus Donnerstagnachmittag und Freitag. Mittlerweile wird aber immer häufiger eine 5-Tage-Woche eingeführt, wobei dann Freitag und Samstag frei sind. Während des Ramadans werden die regulären Arbeitszeiten bis auf zwei Stunden pro Tag reduziert. Ansonsten sind zum Teil auch unbezahlte Überstunden nicht selten.

Es gibt zehn gesetzliche Feiertage pro Jahr. Hinzu kommen Urlaubstage, deren Anzahl von der Beschäftigungszeit abhängt. Wer zwischen sechs und zwölf Monaten arbeitet, bekommt monatlich zwei Tage dazu. Wer länger als ein Jahr beschäftigt ist, erhält ab dem zweiten Jahr 30 Tage bezahlten Urlaub zusätzlich zu den gesetzlichen Feiertagen, Krankheitsurlaub sowie (für Frauen) Mutterschutz und Erziehungsurlaub.

Gewerkschaften gibt es in den VAE nicht, die Koalitionsfreiheit für Arbeitnehmer und die betriebliche Mitbestimmung sind unbekannt. Im Streitfall zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber fungiert das „Ministry of Labour and Social Affairs“ (Ministerium für Arbeit und Sozialordnung) als „Schiedsrichter“ und versucht zu vermitteln. Falls diese Bemühung nach Ansicht einer der Parteien erfolglos bleibt, kann das Verfahren vor Gericht gehen. Streiks sind in den VAE verboten, begrenzte Arbeitsniederlegungen z.B. wegen ausbleibender Löhne oder groben Verstößen gegen die Arbeitsnormen hat es jedoch schon gegeben.

Die Vereinbarung einer Probezeit ist in den VAE üblich. Drei Monate nach erfolgreicher Probezeit beginnt das Recht auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bereits nach 90 Tagen Arbeitsausfall steht dem Arbeitgeber jedoch ein Kündigungsrecht zu. Nur im Emirat Abu Dhabi gibt es eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht, Dubai plant deren Einführung. Da es in den VAE keine Arbeitslosen- und Rentenversicherungspflicht gibt, muss hier jeder Arbeitnehmer selbst privat vorsorgen.

Verwaltungsgliederung

Administrativ sind die VAE in die Emirate Abu Dhabi, Dubai, Schardscha, Adschman, Ra’s al-Chaima, Umm al-Qaiwain und Fudschaira aufgeteilt, die die Föderation bilden:

 
Lage der einzelnen Emirate
 
Die kleineren Emirate nordöstlich von Abu Dhabi
Name Fläche (km²) Einwohner[1]
Ende 2008
Abu Dhabi 67.340 1.559.000
Umm al-Qaiwain 777 53.000
Fudschaira 1.165 143.000
Ra’s al-Chaima 1.684 231.000
Schardscha 2.590 946.000
Dubai 3.885 1.596.000
Adschman 259 237.000
VAE 77.700 4.765.000

Emirate

arabischer Name Flagge Lage Informationen
Abu Dhabi (arabisch ‏أبو ظبي ‎ / Abū Ẓabī)
Flagge Abu Dhabis Lage Abu Dhabis in der Vereinigten Arabischen Emirate Abu Dhabi (‚Vater der Gazelle‘) ist das größte der sieben Emirate und hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Die mit Abstand größte Stadt des Emirats ist Abu Dhabi, die auch gleichzeitig die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist.
Adschman (arabisch ‏عجمان ‎ / ʿAdschmān) Flagge Ajmāns Lage Ajmāns in der Vereinigten Arabischen Emirate Das Gebiet von Adschman zerfällt in drei Teilstücke und ist mit 260 km² das kleinste der Vereinigten Arabischen Emirate. Das Scheichtum wird von der Al-Nuaimi-Familie regiert und ist mangels Ölvorräte oder Möglichkeiten zur Landwirtschaft das ärmste Emirat, wodurch es von Subventionen der reichen Nachbarn abhängig ist.
Dubai (arabisch ‏دبي ‎ / Dubayy) Flagge Dubais Lage Dubais in der Vereinigten Arabischen Emirate Da 99 % der Einwohner des Emirats Dubai in der gleichnamigen Stadt leben, spielt sich dort nahezu das gesamte wirtschaftliche, soziale und politische Leben des Emirats ab. Dubai ist vor allem für seine vielen spektakulären Bauprojekte wie Wolkenkratzer, Hotels, Einkaufszentren, künstlich angelegte Inseln und Vergnügungsparks bekannt. Es verfügt auch über den wichtigsten Hafen. Besondere Bedeutung hat es als internationales Handelszentrum v.a. als Gold- und Diamantenumschlagplatz, als Stätte des Reexports von Konsumgütern sowie als Freizone für Kommunikation und Technologie.
Fudschaira (arabisch ‏ الفجيرة ‎ / Al-Fuǧayrah) Flagge Al Fujairahs Lage Al Fujairahs in der Vereinigten Arabischen Emirate Fudschaira (‚Sonnenaufgängchen‘) besteht aus zwei Hauptgebieten. Als Hamad II. 1975 an die Macht kam, schaffte er die bisherige komplett rote Flagge ab und übernahm die Bundesflagge der Vereinigten Arabischen Emirate
Ra’s al-Chaima (arabisch ‏رأس الخيمة ‎ / Ra's al-Ḫaymah) Flagge Ras Al Khaimas Lage Ras Al Khaimas in der Vereinigten Arabischen Emirate Das Emirat Ra’s al-Chaima (‚Spitze des Zeltes‘), das aus zwei Teilterritorien besteht, lebt hauptsächlich von Tourismus, Handel und Landwirtschaft. Diverse archäologische Ausgrabungsstätten zeigen einiges von der Geschichte des Emirats.
Schardscha (arabisch ‏الشارقة ‎ / aš-Šāriqa) Flagge Schardschas Lage Schardschas in der Vereinigten Arabischen Emirate Schardscha (‚Von der Sonne beschienen‘) besteht aus fünf Teilterritorien und ist das drittgrößte der Arabischen Emirate. Es war bis Mitte der 1950er Jahre das bedeutendste der VAE, konnte aber aufgrund der vergleichsweise geringen Erdöl-Vorkommen nicht mit dem Wachstum Abu Dhabis und Dubais mithalten.
Umm al-Qaiwain (arabisch ‏ام القيوين ‎ / Umm al-Qaywayn) Flagge Umm Al Quwains Lage Umm Al Quwains in der Vereinigten Arabischen Emirate Das Territorium von Umm al-Qaiwain (‚Heim der Kormorane‘) besteht aus einem zusammenhängenden Stück und nicht wie die meisten anderen Emirate aus Teilterritorien. Es hat die geringste Einwohnerzahl und nimmt etwa 1 % der Gesamtfläche der VAE ein. Wichtig für die Wirtschaft des Emirates sind Fischerei und Dattelanbau.

Bevölkerung

Die Bevölkerungszahl der VAE gehört zu den am schnellsten wachsenden der Welt. Bei der Gründung 1971 wohnten nur 180.000 Menschen in den Emiraten; die letzte offizielle Schätzung Ende 2008 gab 4.765.000 an.

Der rasante Bevölkerungszuwachs ist vor allem auf die vielen Arbeitsimmigranten zurückzuführen.

Von den 4.765.000 Einwohnern sind 892.000 Staatsbürger der VAE und 3.873.000 ausländische Arbeitsmigranten,[1] was einer Ausländerquote von fast 80 % entspricht. Von den inländischen Staatsbürgern sind wiederum 70 % Araber, darunter 10 % Nomaden. Die übrigen 30 % verteilen sich auf ethnische Iraner, Inder, Bangladescher, Pakistaner und Philippinos. 22,4 % der Bevölkerung waren 2004 jünger als 15 Jahre. Die Gesetze der VAE sehen in der Regel keine Einbürgerung vor. Kinder, die im Land geboren werden, erhalten die Staatsbürgerschaft der VAE nur, wenn der Vater Staatsangehöriger der VAE ist. Im Emirat Dubai ist eine Einbürgerung für dort geborene Personen ab dem 30. Lebensjahr unter bestimmten Bedingungen möglich. Ausländern ist es auch möglich, eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, um sich in den VAE dauerhaft niederzulassen. Nur etwa 1 % der Landesfläche ist besiedelt; der Verstädterungsgrad lag 2004 mit 85 % sehr hoch. Die Lebenserwartung lag im gleichen Jahr bei 79 Jahren. Amtssprache ist Arabisch; außerdem wird Hindi, Urdu und Persisch gesprochen; Englisch gilt als Handelssprache und wird zunehmend im Alltag zwischen den ethnischen Gruppen als „lingua franca“ eingesetzt. 96 % der staatsbürgerlichen Bevölkerung sind Muslime, davon 16 % schiitischer Richtung. 10 % sind Christen,[43] siehe dazu Protestantismus in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Römisch-katholische Kirche in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Ausländer

Laut dem Wirtschaftsministerium gab es 2008 in den VAE rund 3.873.000 Arbeitsmigranten.[1] Folgende Zahlen der Herkunftsländer sind Schätzungen der jeweiligen Botschaften (Auswahl, es fehlen Angaben aus den meisten arabischen Ländern):

Arbeitsimmigranten

Die VAE haben einen ungewöhnlichen Bevölkerungsaufbau. Etwa 80% der Einwohner sind Arbeitsmigranten (expatriates genannt), was einem der weltweit höchsten Ausländeranteile entspricht. Ausländische Arbeitnehmer, die eine Anstellung finden, erhalten ungeachtet ihrer Herkunft umgehend eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, wobei allerdings noch ein Gesundheitstest bestanden werden muss. Die harte Regel, dass bei Verlust der Arbeitsstelle der Arbeitnehmer nach 30 Tagen das Land verlassen muss, wenn er in diesem Zeitraum keine neue Anstellung findet, wurde 2009 abgeschafft. Die Entgelte sind sowohl für unqualifizierte Arbeiter, als auch für hochqualifizierte Experten meist deutlich höher als in den Herkunftsländern. Der Lohn für ungelernte Kräfte ist allerdings wesentlich geringer als die Vergütung qualifizierter Fachkräfte. Es wurde vereinzelt von Fällen berichtet, in denen inländische Arbeitgeber die Löhne ihrer einfachen ausländischen Mitarbeiter für Monate nicht ausgezahlt haben. Solche Vergehen seitens der Arbeitgeber ziehen inzwischen strenge Strafen nach sich. Migranten aus Industrieländern erhalten im Regelfall umfangreiche compensation packages mit hohen Basisgehältern und zusätzlichen Bezügen. Dies hat seit den 1990er-Jahren zu einem starken Zustrom an westlichen Arbeitsmigranten geführt, vor allem aus Großbritannien (120.000) und den USA (28.000), aber auch zunehmend aus Frankreich (10.000) und Deutschland (8.000).

Wirtschaft

Öl ist das Hauptprodukt der VAE

Die VAE gehören zu den ölreichsten Staaten der Erde und liegen in der so genannten strategischen Ellipse. Das BIP pro Kopf gehört zu den höchsten der Welt. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Emiraten sind jedoch extrem, da nur drei der sieben Emirate Erdöl fördern. Die Einnahmen aus dem Ölexport schwankten in den letzten Jahren aufgrund des scharfen Wettbewerbs auf dem internationalen Ölmarkt beträchtlich. Trotzdem ist das BIP 2004 um 8,5 % gewachsen. 3 % des BIP wurden im gleichen Jahr in der Landwirtschaft, 55 % in der Industrie und 42 % im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Die Militärausgaben lagen 2003 bei 3,1 % des BIP, die Ausgaben für Bildung bei 1,6 % und die für Gesundheit bei 3,3 %. Im Jahr 2000 waren 8 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft erwerbstätig, 33 % in der Industrie und 59 % im Dienstleistungssektor. Zur Arbeitslosigkeit gibt es keine offiziellen Angaben, es herrscht Vollbeschäftigung. Jedoch wird von einer steigenden Arbeitslosigkeit unter der einheimischen Bevölkerung ausgegangen. Die Inflation lag 2007 im Durchschnitt bei 8 %. Die hohe Teuerungsrate ist vor allem auf den festen Wechselkurs zum Dollar und die stark gestiegenen Mietkosten zurückzuführen.

Aufgrund der ungleich verteilten Erdöl- und Erdgasvorkommen in den einzelnen Emiraten wird auf der Ebene der Staatseinnahmen der VAE ein solidarischer Einkommensausgleich praktiziert. In austarierter Abstufung fließt das Geld von reicheren Emiraten wie Abu Dhabi in wirtschaftlich benachteiligte und rohstoffarme Gebiete, wie zum Beispiel Ra’s al-Chaima, um eine gleichmäßige ökonomische Entwicklung zu gewährleisten.

Die Währung der VAE ist an den US-Dollar gekoppelt

Obwohl die VAE immer weniger auf Einnahmen aus der Öl- und Gasproduktion angewiesen sind, spielen die diesbezüglichen Exporte noch eine große Rolle, besonders in Abu Dhabi. Ein Bauboom, eine expandierende verarbeitende Wirtschaft und ein blühender Handels- und Dienstleistungssektor helfen den VAE, ihre Wirtschaft zu diversifizieren. Über das Land verteilt gibt es momentan Bauprojekte im Wert von 350 Mrd. US-$.[44] Unter diesen sind der Burj Khalifa, das momentan höchste Gebäude der Welt, der Dubai World Central International Airport, und die drei künstlichen Palmeninseln, sowie die Dubai Mall und, in Abu Dhabi, die Inseln Saadiyat und Yas, für Kultur und Motorsport.

Fertigerzeugnisse, Maschinen und Transportequipment machen zusammen 80 % der Importe aus.

Die größte Investitionsbehörde, die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA), verwaltet zirka 360 Mrd. US-$ in Auslandsinvestitionen und hat zirka 900 Mrd. US-$ in Anlagen.

Landwirtschaft

Al-Ain ist einer der wenigen Orte der VAE, wo Landwirtschaft betrieben werden kann

Seit den 1970er Jahren werden viele Wüstengebiete durch systematische Bewässerung in landwirtschaftlich nutzbare Gebiete verwandelt. Oft werden zur Bewässerung fossile Grundwasservorräte angezapft, meist sehr salzhaltig und nicht trinkbar, deren Versiegen absehbar ist. Tabak, Gemüse, Datteln und Zitrusfrüchte können daher, wenn auch nur in kleinen Mengen, angebaut werden. Auch in den grundwasserreichen Gebieten um al-Ain und im Hadschar-Gebirge können Landwirtschaft und Viehzucht betrieben werden. Die Geflügelzucht wurde stark ausgebaut. In den Emiraten Adschman und Umm al-Qaiwain ist der Fischfang Haupterwerbsquelle.

Bodenschätze und Industrie

Abu Dhabi fördert mit Abstand die größten Mengen Erdöl und Erdgas; es folgen Dubai und Schardscha. Abgesehen von der Erdöl- und Erdgasverarbeitung gibt es Aluminiumproduktion (mit Erdgas als Energiebasis), Herstellung von Düngemitteln, Zement und anderen Baustoffen sowie Metallverarbeitung. Abu Dhabi verfügt über den Großteil der Industrie.

Handel und Dienstleistungen

Es gibt (außer in den Freihandelszonen) einen generellen Importzoll von 5 %; für bestimmte Warengruppen gelten Ausnahmen. Die nicht-erdölfördernden Emirate setzen auf Handel und in den letzten Jahren verstärkt auf den Tourismus. Die Stadt Dubai ist in dieser Hinsicht federführend. Auch der IT-Sektor mit eigenen Stadtteilen für Unternehmensniederlassungen ist in Dubai am weitesten entwickelt. Vermehrt investiert das Land auch in neue Dienstleistungs- und Technologiebranchen, um sich weiter vom Rohstoffmarkt unabhängig zu machen. Eine wichtige (staatliche) Rolle spielt hierbei unter anderem die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA). Unternehmensgründungen durch Ausländer sind nur bei Beteiligung Einheimischer (Unternehmen) von mindestens 51 % möglich, mit Ausnahme von Zweigstellen.

Importiert wurden 2004 Güter im Wert von 61,9 Mrd. US-$, darunter zu 26 % Edelsteine und Schmuck, zu 21 % Maschinen und elektrische Ausrüstungen, zu 9 % unedle Metalle, zu 8 % Fahrzeuge und Ausrüstung, zu 8 % Textilien und zu 5 % chemische Erzeugnisse. Hauptlieferanten waren zu 10 % die VR China, zu 9 % Indien, zu 7 % Japan, zu 6 % Deutschland, zu 6 % Frankreich, zu 6 % die USA, zu 4 % die Republik Korea und zu 4 % Italien. Exportiert wurden 2004 Waren im Wert von 107,9 Mrd. US-$, darunter 36 % Rohöl, Gas und Derivate, zu 30 % Reexporte und zu 15 % lokal hergestellte Waren. Hauptabnehmer waren zu 26 % Japan, zu 11 % die Republik Korea, zu 5 % Thailand, zu 4 % Iran, zu 3 % Indien, zu 3 % Pakistan und zu 3 % Singapur.[45]

In Dubai sitzt die Börse Dubai International Financial Exchange (DIFX), die neben einheimischen Werten auch Zertifikate auf Fonds oder ausländische Indizes anbietet.

Dubai Media City ist Teil der TECOM-Freizone

Eigentumsverhältnisse

Alle Unternehmen (ausgenommen in Freihandelszonen) müssen zu mindestens 51 % einem Einheimischen gehören. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass nur Emirater in Führungspositionen sitzen. Allerdings tritt der Einheimische häufig nur als sogenannter „Sponsor” auf, das heißt, dass durch vertragliche Absprachen versucht wird zu erreichen, dass der ausländische Partner die Kontrolle über die Geschäftsführung erhält sowie einen größeren Anteil am Gewinn, als es seiner Beteiligung am Unternehmen entspricht. In den vielen Freihandelszonen können Unternehmen von Ausländern in der Regel unabhängig von einem einheimischen Bürger betrieben werden. Meist darf jedoch von einer Freihandelszone kein Wirtschaftsverkehr in die Emirate hinein stattfinden, obwohl diese Regel kaum eingehalten wird. Die Regierung leitet auch eine Kampagne, die zum Ziel hat, in allen staatlichen Stellen, wie zum Beispiel bei der Post, Polizei, Verwaltung, in Banken oder beim Militär eine bestimmte Quote von einheimischen Arbeitnehmern sicherzustellen. Diese Kampagne läuft unter dem Namen „Emiratisierung”.

Urheberrecht und Markenrecht

Hauptartikel: Urheberrecht der Vereinigten Arabischen Emirate

Die Bekämpfung von gefälschten Markenprodukten wird in den einzelnen Emiraten sehr unterschiedlich verfolgt. Sie reicht von regelmäßigen Razzien in den Verkaufsläden und der Verhängung von Haftstrafen gegen die Händler in Dubai bis zum offenen Verkauf in den staatlichen Kaufhäusern Cooperative Society in Abu Dhabi. Hierbei ist besonders Dubai bemüht, internationalen Unternehmen zu zeigen, dass es den Schutz des geistigen Eigentums ernst nimmt.

Steuerpolitik

In den VAE fallen keine direkten Steuern an. Die Kosten der Verwaltungsbehörden werden mit Gebühren finanziert, und auf Alkohol muss eine Abgabe in Höhe von 30 % gezahlt werden. Es gibt Bestrebungen, eine Mehrwertsteuer einzuführen, allerdings ist geplant, diesen Schritt gemeinsam mit den anderen GCC-Ländern zu machen. Gesetze zur Einkommens- oder Unternehmensbesteuerung gibt es schon seit Jahrzehnten, doch ist der Steuersatz auf 0 % festgelegt, was also eine Nichtbesteuerung bedeutet.

Doppelbesteuerung

Deutschland

Die Bundesrepublik Deutschland hatte 1996 mit den VAE ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen. Es war das einzige dieser Art von Deutschland mit einer Steueroase und trat nach zweijähriger Verlängerung zum 10. August 2008 außer Kraft. Am 23. Dezember 2008 wurde zwar ein neues DBA paraphiert,[46] jedoch nie unterzeichnet und veröffentlicht. Neuverhandlungen führten zu einem am 1. Juli 2010 unterzeichneten DBA,[47] in dem eine rückwirkende Anwendung ab dem 1. Januar 2009 vereinbart wurde. Das DBA wurde am 14. Juli 2011 ratifiziert.

Österreich

Die Republik Österreich hat mit den VAE ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen. Es ist seit 2005 anwendbar und sieht insbesondere eine vollständige Entlastung von Quellensteuern für Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren vor.

Schweiz

Die Schweizerische Eidgenossenschaft kennt seit dem 8. Januar 1992 ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Unternehmen, die Luftfahrzeuge im internationalen Verkehr betreiben. Dieses Abkommen befreit die Unternehmen gegenseitig (ungeachtet vom Standort der Dienstleistungserbringung) von Einkommen-, Vermögens- und Kapitalgewinn- und Vermögenssteuern.

Grundbesitz

Grundstücke konnten bisher von Ausländern ausschließlich in Dubai in besonders ausgewiesenen Gebieten erworben werden. Darüber hinaus gestattet Dubai die Pacht von Grundstücken und Eigentumswohnungen nach englischem Muster über 99 Jahre. In letzter Zeit sind auch unbefristete Pachtverträge möglich. Durch die Pacht erwirbt der Eigentümer eine Aufenthaltserlaubnis für die Dauer der Laufzeit. Diese muss allerdings alle 3 Jahre für zirka 1000 Euro verlängert werden. Mit diesem Titel ist allerdings keine Arbeitserlaubnis verbunden, dazu ist ein Arbeitsvisum notwendig. Trotzdem zieht diese Möglichkeit insbesondere Pakistaner und Inder an, die sich damit einen Zweitwohnsitz erwerben. Seit 2005 bietet auch das Emirat Ra’s al-Chaima Ausländern den Besitz von Grundstücken und Immobilieneigentum in besonders ausgewiesenen Gebieten an, wie zum Beispiel im Al Hamra Village. Weitere Emirate planen ähnliche Änderungen.

Viele Ausländer haben in der Dubai Marina Wohnungen gekauft

Im Punkt Eintragung der Eigentumsrechte tun sich die meisten Emirate allerdings noch sehr schwer. Dubai spielt hier wieder einmal den Vorreiter und hat im März 2006 das Gesetz Nr. 7 für Eigentumsrechte und Grundbucheintrag erlassen. Dieses Gesetz regelt die Eigentumsrechte von Immobilien und die Eintragungen ins Grundbuch. Es behandelt derzeit ausschließlich die Eigentumsrechte von Villen und Townhouses. Für Apartments, wie zum Beispiel in The Greens oder der Dubai Marina, gibt es noch keine einheitliche Rechtsprechung, welche die Eintragung in das Land Departments verbindlich regelt. Der Eigentumsübertrag ist ausschließlich über die Master Developer Emaar, Nakheel und Dubai Properties möglich und hier gibt es noch Diskussionen über die Beiträge für Instandhaltungsmaßnahmen sowie die allgemeinen Nebenkosten (Maintenance, Service Gebühren etc.). Die Regierung strebt diesbezüglich eine schnelle Einigung und Regelung der noch offenen Punkte an, um ausländischen Immobilienkäufern die notwendige Rechtssicherheit bieten zu können.

Arbeitsalltag, Lohnentwicklung

Probleme im Arbeitsalltag ergeben sich durch den unterentwickelten Rechtsschutz der Arbeitnehmer (siehe oben: Arbeitsrecht). Bei Arbeitgeberwechsel oder Kündigung eines Arbeitsverhältnisses innerhalb des ersten Beschäftigungsjahres muss eine Bescheinigung (Non-Objection Certificate) vom Arbeitgeber ausgestellt werden, welcher keine Bedenken sieht, dass sich der Mitarbeiter eine neue Beschäftigungsstelle sucht. Sollte diese nicht ausgestellt werden, wobei der Arbeitgeber seine Entscheidung nicht begründen muss, folgt ein sechsmonatiges Arbeitsverbot und teilweise auch Einreiseverbot in die VAE. Dieses unausgewogen starke Arbeitgeberrecht wird gern gegen „einfache“ Arbeitnehmer aus Entwicklungsländern angewendet und ermöglicht Erpressungen über Lohnfragen und Urlaubsansprüche am Ende des Arbeitsverhältnisses. Bei hochqualifizierten Arbeitnehmern wird meist ein individueller Arbeitsvertrag geschlossen, der bei beiderseitiger Einhaltung kaum zu Problemen führt.

Durch den schwachen Schutz des Arbeitnehmers kommt es regelmäßig im niedrig entlohnten Bausektor, wo bis etwa 500.000 der ausländischen Arbeitskräfte beschäftigt sind, zu Unregelmäßigkeiten bei den Lohnzahlungen der geringverdienenden Arbeiter. Diesen mittellosen Arbeitern bleibt allerdings nichts anderes übrig, als zeitweise ohne Lohn weiterzuarbeiten, da diese sonst ohne Arbeit, die im Vergleich zu ihrem Ursprungsland gut bezahlt wird, ihre Familien in ihren Heimatländern nicht mehr versorgen könnten.

Die durchschnittlichen Monatseinkommen im Niedriglohnsektor liegen bei:[48]

  • Facharbeiter: 750 bis 1.500 AED/Monat (zirka 190–375 Euro)
  • Ungelernte Arbeiter: 400 bis 650 AED/Monat (zirka 100–160 Euro)
  • Sonstige: Zwischen 2,50 und 6,50 AED/Stunde (zirka 0,50–1,60 Euro)

Es ist gängige Praxis, dass Arbeitgeber die Reisepässe ihrer Arbeiter zur Sicherheit für die Dauer des Arbeitsverhältnisses einbehalten. Dies dient unter anderem dazu, Diebstähle und Betrug am Unternehmenseigentum von Mitarbeitern zu verhindern, da diese nicht mehr ohne Weiteres das Land verlassen können. Außerdem erschwert es den Wechsel der Arbeitnehmer zu einer besser bezahlten Stelle. Anfang 2005 wurde diese Praxis öffentlich kontrovers diskutiert. Unter anderem verlangten auch die Behörden von Angestellten, die dienstlich mit Geld zu tun hatten, die Einbehaltung von Reisepässen. Dies führte schließlich zu einem gesetzlichen Verbot (Reisepässe sind persönliche Reisedokumente), Reisepässe einzubehalten, außer bei der Erledigung von Behördengängen. Bei Missachtung können mehrere Zehntausend Dirham als Geldstrafe gegen den Arbeitgeber festgesetzt werden. Trotzdem ist das Einbehalten der Pässe bei einfachen Arbeitnehmern weiterhin gängige Praxis.

Arbeitnehmern steht ein Beschwerderecht bei den lokalen Arbeitsministerien im Falle von Problemen mit dem Arbeitgeber zu. Doch durch die schwerfällige Bürokratie dauern Entscheidungen teilweise sehr lange. In den letzten Jahren hat der Visumsbetrug zugenommen. Vielen Interessenten vom indischen Subkontinent wurden gegen Zahlung von für sie sehr hohen Gebühren versprochen, problemlos eine Arbeitsstelle und somit auch eine Aufenthaltserlaubnis in den VAE zu erlangen. Im Nachhinein stellte sich in fast allen Fällen heraus, dass sie Betrügern aufgesessen waren. Da dieses Vorgehen der Visumsbeschaffung auch gegen die einheimischen Gesetze verstößt, werden diese Vorfälle von den Betroffenen selten angezeigt, was auf eine hohe Dunkelziffer dieser Betrügereien schließen lässt.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 54,7 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 55,1 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 0,2 % des BIP.[49]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 124,9 Mrd. US-Dollar oder 54,0 % des BIP.[49]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur und Verkehr

Die Emirate verfügen über eine der fortschrittlichsten Infrastrukturen für Transport und Verkehr im gesamten Nahen und Mittleren Osten. Getrieben vom wirtschaftlichen Rekordwachstum der letzten Jahre entstehen riesige Infrastrukturprojekte in allen Emiraten, vor allem aber in Abu Dhabi und Dubai.

Die Brücke zur Saadiyat Island im Bau

Das Emirat Abu Dhabi investiert in den kommenden vier bis fünf Jahren insgesamt rund 100 Mrd. US-Dollar in Infrastrukturprojekte. Neben Großinvestitionen in Energie und Industrie plant Abu Dhabi einen neuen Flughafen, einen der weltgrößten Seehäfen, eine Industriezone in Taweelah, die Mohammed bin Zayed City, die Khalifa Cities A und B sowie die riesigen neuen Stadtteile auf Saadiyat Island, Reem Island, Lulu Island und Al Raha Beach. Viele dieser Projekte wurden als Antwort auf die rasant ansteigenden Bevölkerungszahlen in der Hauptstadt konzipiert. Die Restrukturierung des gesamten Innenstadtgebietes ist bereits weit fortgeschritten.

Auch in Dubai entstehen riesige Infrastrukturprojekte, die bei einem jährlichen Bevölkerungswachstum von rund 20 % notwendig sind. Hierzu gehören ganze Städte, die an verschiedenen Stellen des Emirats entstehen und in den nächste Jahre mehrere Millionen neue Einwohner beherbergen sollen. (Siehe Artikel Dubai)

Straßenverkehr

Auch die entlegensten Winkel der VAE werden durch asphaltierte Schnellstraßen verbunden

Autobahnen (E-Routes) und Schnellstraßen (D-Routes) sind in der Liste der Fernstraßen in den Vereinigten Arabischen Emiraten verzeichnet.

Um den Anstieg der Zahl privater PKWs zu bremsen, hat die Regierung im November 2008 entschieden, dass etwa 100 verschiedenen Personengruppen die Ausstellung von Führerscheinen verweigert wird.[51]. Davon betroffen sind Arbeitsimmigranten ohne akademischen Grad, wie Köche, Handwerker, Hausmädchen, Wachleute etc.

Taxis sind ein wichtiger Teil des ÖPNV in Abu Dhabi

Stadttaxis sind ausreichend in allen Hauptstädten der einzelnen Emirate sowie in Al-Ain vorhanden. Die Fahrtkosten eines Taxis kann man je nach Strecke aushandeln.

In Dubai verantwortet die dortige Roads and Transport Authority (RTA) den Bau neuer Straßen wie auch den ÖPNV. Im Juli 2007 hat die RTA das automatisierte Maut-System Salik eingeführt, um Entlastung für Dubais Hauptstraßen zu schaffen. Das System nutzt die neueste Technologie und erlaubt den freien Fluss des Verkehrs ohne Unterbrechung. Bei jeder Überquerung eines Salik Toll Gate werden per Funk (Radio Frequency Identification) die Daten des Fahrzeugs aufgenommen und DHS 4 (etwa 0,63 Euro) vom Konto abgezogen.

Es existieren ein staatlich betriebener, emirateübergreifender Buslinienverkehr sowie private Kleinbus-Unternehmen.

Schienenverkehr

Der Bau einer Bahnlinie, die die GCC-Staaten verbindet, ist aktuell in der Ausschreibung. Die Bauphase ist für 2013 bis 2017 geplant.[52] In diesem Zusammenhang gab es auch Gespräche mit Bundeskanzler Gerhard Schröder 2005 über den Kauf eines deutschen Bahnsystems. Die Strecke soll knapp 1.500 km lang sein und von Kuwait über Saudi-Arabien, eventuell Bahrain, Katar und die VAE verlaufen und schließlich in Oman enden. Die erste Phase des 25-Mrd.-US-Dollar-Projektes wird eine 270 km lange Frachtverbindung zwischen Abu Dhabis Shah-Sour-Gasvorkommen und Ruwais an der Küste des Persischen Golfs sein.[53]

Etihad Airways ist die offizielle Fluglinie der VAE

Flugverkehr

Emirates war die zweite Fluglinie der Welt, die die A380 einsetzte
Air Arabia ist eine der ersten Billigfluglinien der Region

Alle Hauptstädte der Emirate und Al-Ain unterhalten internationale Flughäfen. Teilweise sind die Routen auf die Nachbarländer beschränkt. Im Inlandverkehr existieren Flugverbindungen etwa von Abu Dhabi nach Dubai oder von Abu Dhabi nach Ra’s al-Chaima. Ein Abflug gilt immer als Ausreise aus dem Land, selbst wenn der Flug nur in ein anderes Emirat führt. 40 Kilometer von Dubai entfernt entsteht gerade der größte Flughafen der Welt, Dubai World Central International Airport.

Die nationale Fluglinie des Emirats Abu Dhabi war früher Gulf Air, die über Drehkreuze in Bahrain und Oman verfügte. Im September 2005 kündigte das Emirat an, sich aus Gulf Air zurückzuziehen, um sich auf Etihad Airways zu konzentrieren. Etihad ist seit 2003 die neue nationale Airline der VAE. Die in Dubai ansässige Airline Emirates wurde 1985 gegründet und ist heute die am schnellsten wachsende Fluglinie der Welt. Beobachter gehen davon aus, dass Emirates bis zum Jahre 2018 zur größten Airline der Welt werden könnte.[54] Im Emirat Schardscha hat die führende Billigfluggesellschaft der Region, Air Arabia ihren Sitz.

Fluggesellschaften (Auswahl):

Schiffsverkehr

In den VAE gibt es mehr als 20 Häfen. Die größten sind Jebel Ali und Port Rashid in Dubai, Port Zayid in Abu Dhabi, Port Khalid in Schardscha, Port Saqr in Ra’s al-Chaima und der Hafen von Fudschaira.[55]

Der Hafen von Jebel Ali in Dubai ist der größte im Nahen Osten

In Abu Dhabi kommen 80 % aller Importe über den Seeweg. Ein neuer Hafen, die Khalifa Port and Industrial Zone (KPIZ) auf halbem Weg zwischen den Städten Abu Dhabi und Dubai gelegen, wird ab 2011 der Haupthafen des Emirats sein und bis zu 2 Mio. TEU abfertigen können.

Jebel Ali, am südlichen Stadtrand von Dubai, ist mit einer Fläche von 134,68 km² und 67 Ankerplätzen der größte Hafen des Nahen Ostens und der größte künstliche Hafen der Welt. Mit Umwandlung von Port Rashid, zur Zeit 13-größter Containerhafen der Welt, in ein Gebiet für urbane Bauprojekte und Tourismusverkehr, z.B. Reiseschifffahrt, wird dessen Güterverkehr nach Jebel Ali verlegt. Jebel Ali wurde 13 Jahre in Folge zum „Besten Hafen des Nahen Ostens“ gekürt.[56]

Fährverbindungen bestehen zwischen allen großen Häfen und mit Iran.

Öffentlicher Personennahverkehr

Die Dubai Metro wurde am 9. September 2009 eröffnet

Abu Dhabi plant den Bau der Abu Dhabi Metro mit einer Ringlinie mit 19 Stationen. Später soll eine Metro bis zur Grenze des Emirates Dubai führen und mit der roten Linie der Dubai Metro verbunden werden.

In Dubai ist die Roads and Transport Authority (RTA) unter anderem für die Dubai Metro und das bestehende Bus-Netzwerk zuständig. Die RTA hat kürzlich 300 Busse der MAN AG gekauft, um den Verkehrsproblemen der Stadt zu entgegnen, weitere 700 Busse folgen im Laufe der Dubai-Metro-Eröffnung. Des Weiteren gibt es eine bis zu 16-spurige Autobahn, die den Schwerlastverkehr um Dubai herumführen soll (Emirates Road). Die erste Metro-Strecke ist am 9. September 2009 eröffnet worden und der vollständige Betrieb für 2012 geplant.

Elektrizitätserzeugung

Strom wird mit Hilfe von gasbefeuerten GuD-Kraftwerken erzeugt. Oftmals existieren große Kraftwerkskomplexe mit mehreren Kraftwerken. Beispiele sind die Anlagen Al Taweelah (Emirat Abu Dhabi) und Dschabal Ali (Dubai), mit 10 bis 25 einzelnen Blöcken. An diese Kraftwerke sind meist Meerwasserentsalzungsanlagen angeschlossen. Ein südkoreanisches Konsortium hat 2009 den Auftrag bekommen vier Kernreaktoren vom Typ APR-1400 mit je 1400 MWe Leistung zu bauen, der Spatenstich der ersten zwei Blöcke des Kernkraftwerks Braka war am 17. März 2011.[57] Der erste Reaktor soll 2017 ans Netz gehen.[58]

Wasserversorgung

Die Quellen rund um Al-Ain werden nicht mehr zur Trinkwasserversorgung genutzt. Das Trinkwasser wird aufwändig mit Hilfe von Meerwasserentsalzungsanlagen direkt an der Küste gewonnen. Von dort wird es über Pipelines in die Städte gefördert. Aufgrund des Klimas hat das Wasser im Sommer teilweise „Kalttemperaturen” von über 30 °C, wenn es aus dem Wasserhahn kommt. Sehr häufig ist das Wasser stark gechlort. Unzählige Bäume, Buschpflanzen, Blumenrabatte und Rasenflächen in den Städten werden künstlich bewässert, ebenso große Flächen der zahlreichen Golfplätze und Hotelgärten.

Die VAE liegen im Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser weltweit an dritter Stelle nach den USA und Kanada. Etwa 70 % des Trinkwassers werden in der Landwirtschaft verbraucht. Hierzu rechnen auch die zahlreichen Anzuchtanlagen für Bäume, Büsche und Palmen, welche später in die Städte umgesetzt werden. Mineralwasser wird aus Quellen der Städte Al-Ain und Masafi hergestellt. Dieses Wasser kommt fast ausschließlich als stilles Wasser in den Handel und enthält nach der Entsalzung keine nennenswerten Mengen an Mineralien mehr. Es wird begrenzt Mineralwasser mit Sprudel angeboten und verkauft.

Gesundheitswesen

Dubai Healthcare City ist ein Stadtviertel speziell darauf ausgerichtet, medizinische Einrichtungen, Ausbildungs- und Forschungszentren zu beherbergen

Die VAE gelten als ein Land mit einem qualitativ hochwertigen Gesundheitswesen. Von 1996 bis 2003 wurden von der Regierung mehr als 400 Mio. US$ in diesem Sektor investiert. Laut Weltgesundheitsorganisation geben die VAE knapp 3 % ihres Bruttosozialproduktes für das Gesundheitswesen aus. In der Region sind Dubai und Abu Dhabi nach Jordanien zweit- bzw. drittbeliebtestes Ziel des Gesundheitstourismus.

Bürger der VAE werden gratis versorgt. Ausländische Einwohner haben Krankenversicherungen oder müssen für Behandlungen bezahlen. Die Zahl der Ärzte pro 100.000 Einwohner liegt bei 181 und die Lebenserwartung bei Geburt sind 78,5 Jahre. Im Weltmaßstab liegen die VAE auf dem 44. Platz, inmitten der entwickelten westlichen Länder.[59]

Im Februar 2008 veröffentlichte das Gesundheitsministerium einen Fünfjahresplan für das Gesundheitswesen der nördlichen Emirate, da sie im Gegensatz zu Abu Dhabi und Dubai über keine eigenen Gesundheitsbehörden verfügen und deshalb in seine Kompetenz fallen. Der Plan richtet sich auf die Vereinheitlichung der Gesundheitsrichtlinien und die Verbesserung der Versorgung. Das Ministerium plant, neben den bereits vorhandenen 14 Krankenhäusern drei neue zu bauen, sowie die momentan 86 Gesundheitszentren um 29 zu verstärken, von denen neun im Jahr 2008 eröffnet wurden.[60]

Im Emirat Abu Dhabi ist für Ausländer eine Krankenversicherung inzwischen obligatorisch. Für Einheimische gilt dies bereits seit 1. Juni 2008. Dubai hat Gleiches für seine Staatsbediensteten eingeführt. Perspektivisch ist ein landesweites Pflichtversicherungssystem sowohl für Emiratis als auch Ausländer geplant.[61]

Die Haupttodesursache sind mit 28% Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Andere wichtige Gründe sind Unfälle, Feindseligkeiten und angeborene Krankheiten.[9] Aufgrund der hohen Diabetesrate wurde 2009 zum „Anti-Diabetes-Jahr“ erklärt.[62]

Bildung

Die Entwicklung und Verbesserung des Bildungssektors ist eine der Hauptaufgaben der föderalen Regierung, sowie der der einzelnen Emirate. Der größte Teil des föderalen Haushalts 2008 (34 %) ist für Bildung vorgesehen. Seit der Gründung der VAE 1971 besteht allgemeine Schulpflicht für Sechs- bis Zwölfjährige, die Alphabetisierungsrate liegt bei 77,9 % (Frauen 81,7 %, Männer 76,1 %). Für Emiratis ist Bildung generell kostenlos. Ausländer müssen Schulgebühren zahlen. Seit dem Schuljahr 2006/07 können ausländische Kinder auch staatliche Schulen besuchen. Die VAE haben mit 15:1 einen der weltbesten Schüler-Lehrer-Quotienten.

Das Bildungsministerium implementiert Education 2020, eine Reihe von Fünfjahrplänen, die darauf abzielen, fortschrittliche Lehrmethoden einzuführen, welche Innovationskompetenz stärken sollen und den Akzent mehr auf die Fähigkeiten der Schüler zum Selbststudium setzen. Ein weiteres Ziel ist es, den Anteil einheimischer Lehrer an staatlichen Schulen auf 90 % zu erhöhen.[63] Das „Lehrer für das 21. Jahrhundert“-Projekt, für das 200 Mio. Dirham (€ 37 Mio.) vorgesehen sind, zielt darauf ab, in den nächsten Jahren 10.000 Schullehrer auszubilden.[64]

Die staatliche „Universität der VAE“ wurde 1976 in Al-Ain gegründet und umfasst heute 10 Fakultäten mit 600 Lehrkräften. 2007 waren etwa 17.000 Studenten immatrikuliert, davon über 70 % Frauen. Insgesamt 12 Higher Colleges of Technology (HCT) in den verschiedenen Emiraten bieten, getrennt nach Geschlechtern, ihren 15.000 Studenten über 75 verschiedene akademische Abschlüsse an. Außerdem gibt es die 1998 gegründete staatliche Zayed-Universität für Frauen je in Abu Dhabi und Dubai.

Das Dubai Knowledge Village vereint viele Bildungseinrichtungen unter seinen Dächern

Hinzu kommen eine Anzahl privater Universitäten mit internationalem Profil, wie z.B. die Abu Dhabi University (gegründet 2003). sowie Ausgründungen von ausländischen Universitäten, darunter die American University in Dubai (gegr. 1995) und die American University of Sharjah (gegr. 1997), und seit 2006 die Université Paris Sorbonne in Abu Dhabi. Im Jahr 2003 wurde in Dubai das Dubai Knowledge Village eingeweiht, welches der Dubai Internet City angeschlossen ist. Der Campus vereint Dependencen weltweit anerkannter Universitäten, Trainingszentren, sowie E-Learning- und Forschungseinrichtungen. Internationale Partner sind z.B. die Manchester Business School, die „Universität von Wollongong“ (Australien), die „Universität Sankt Petersburg für Ingenieurswesen und Wirtschaft“ und die „Mahatma-Gandhi-Universität“.

Die Hochschulen der VAE streben aktiv die Kooperation mit ausländischen Spitzenuniversitäten an. Mittels einer großzügigen Stipendienvergabe sollen die Studierenden zu Auslandsaufenthalten ermuntert werden. Auch im Schulbereich strebt man durch zunehmende Privatisierung (und damit einen erhöhten Wettbewerb) sowie die Integration einheimischer Kinder in internationale Schulen (darunter auch die Deutsche Schule Abu Dhabi) eine Verbesserung des Schulniveaus an. Auch im Berufsbildungsbereich wird durch eine Mischung von staatlichen Investitionen und internationaler Zusammenarbeit eine Verbesserung des Ausbildungsniveaus angestrebt. So bietet die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag des Emirats Abu Dhabi seit 2008 an den Standorten al-Ain und Madinat Zayed eine gewerblich-technische Berufsausbildung für Emiratis an.

Telekommunikation

Das Postsystem ist in staatlicher Hand. Briefe und Pakete werden nicht ausgeliefert, sondern müssen von Postfächern abgeholt werden. Die Jahresgebühr beträgt je nach Größe mindestens 10 Euro. Alternativ kann man sich die Post auch an das nächstgelegene Postamt an ein Sammelpostfach schicken lassen und zahlt dann 10 bis 50 Eurocent für einen abgeholten Brief oder ein Paket.

Nach dem Bundesgesetz Nr. 1 von 1976 wurde die staatliche Emiratische Gesellschaft für Telekommunikation gegründet: Etisalat. Sie hatte bis Februar 2006 ein Monopol auf alle Telefondienstleistungen. Des Weiteren stellt Etisalat die Zensur „schädlicher Einflüsse” über das Internet auf die Gesellschaft sicher.

Die Regierung hat im Frühjahr 2005 beschlossen, dass ab Anfang 2006 weitere Unternehmen für Telefon- und Internetdienste ihre Dienste anbieten können, dieses sollte das Aus für das Monopol von Etisalat sein. Seit Anfang 2007 ist eine weitere Telefongesellschaft – du – am Markt. Allerdings gehört auch diese Telefongesellschaft dem Staat bzw. staatseigenen Investmentunternehmen und wurde auch von diesen aufgebaut. Internationalen Unternehmen wie Vodafone, welche mehrfach versucht haben, Teile der VAE abzudecken, haben noch immer keine entsprechende Lizenz bekommen.

Medien

Neben den fünf arabischsprachigen und vier englischsprachigen Tageszeitungen gibt es diverse periodische Publikationen mit regionaler Bedeutung. Acht Fernsehstationen (darunter die drei großen Satellitensender Al Arabiya, Abu Dhabi TV und Dubai TV) und fünf Hörfunksender prägen die elektronische Medienlandschaft. Die Internet-Dichte ist mit 37 % die höchste in der arabischen Welt.

Zensur

Zensurseite in den VAE

Die Verbreitung von Informationen unterliegt in den VAE einer Zensur. Importierte Zeitschriften müssen vor Verkauf der Zensurbehörde vorgelegt werden, die dann auf Bildern dargestellte Geschlechtsmerkmale mit einem schwarzen Filzstift zensiert. Medien unterstellen sich einer Selbstzensur, so dass Verstöße gegen die Zensurgesetze seitens der Zeitungsherausgeber oder Radiosender nicht existieren. Das lokale Fernsehen ist in staatlicher Hand.

Der Zugriff von Privatpersonen auf das Internet erfolgt über einen Proxy, welcher Inhalte zensiert. Offiziell soll damit nur der Zugang zu pornografischem Material verhindert werden, tatsächlich werden aber auch viele andere Seiten gesperrt, die unter Umständen die islamische Kultur verletzen. So zum Beispiel ausländische Seiten, die Glücksspiel (auch Lotto) anbieten, Kochrezepte, die über die Schweinefleischzubereitung berichten, und Bekanntschaftsvermittlungen. Selbst komplette IP-Listen und Bereiche öffentlicher Anonymizer werden ständig aktualisiert und sind daher nicht verfügbar. Bildungseinrichtungen sind von der Zwangsnutzung des Proxys ausgenommen.

Benutzer des Internetangebots von du unterliegen seit dem 14. April 2008 ebenso der Zensur. Zwar wird nicht ganz so rigoros wie bei Etisalat gefiltert, jedoch sind sämtliche Seiten, die mit Pornografie zu tun haben, gesperrt. Die Sperre wird durch einen Contentfilter des Anbieters durchgeführt. Seit Sommer 2008 werden von Etisalat und Du VoIP-Applikationen blockiert (VoIP-zu-Festnetz). VoIP-to-VoIP-Anrufe sind eingeschränkt möglich (Windows Messenger) während andere nicht mehr funktionieren. Skype-to-Skype ist inzwischen ebenfalls wieder möglich.

Kultur

Traditioneller souk in Dubai

Der Charakter der VAE hat sich im vergangenen Jahrhundert und besonders in den letzten Jahrzehnten, dramatisch verändert von kleinen, homogenen Perlfischeransiedlungen an der Küste und Bauerndörfern im Inland zu einer modernen vielseitigen und multikulturellen Gesellschaft. Dies geschah durch Arbeitsmigration, zuerst Perser Anfang des 20. Jahrhunderts, dann seit Beginn des Ölbooms in den 1960ern kamen Inder und Pakistaner. Schließlich wurden seit den 1990ern Arbeitsmigranten aus der ganzen Welt angezogen.[65]

Trotz Vielfältigkeit der Bevölkerung gibt es nur sehr wenig ethnische Spannungen oder gar Konflikte.

Da die großen demographischen Veränderungen auf Arbeitsmigration beruhen und keine Einwanderung im klassischen Sinne sind, haben sie auf die Landeskultur, die stark islamisch geprägt ist, nur in Äußerlichkeiten, wie etwa Architektur, beeinflusst. Die einheimische Kultur dreht sich vor allem um islamische Rituale und arabisch-beduinische Traditionen. Dieser Einfluss zeigt sich in Architektur, Musik, Kleidung, Essen und Lebensstil. Fünfmal am Tag ertönt der Gebetsruf im ganzen Land, von Minaretten genauso wie durch die Lautsprecher der Einkaufszentren. Die wichtigsten Feiertage sind Eid al-Fitr am Ende des Ramadan und National Day, an dem die Gründung der VAE gefeiert wird.[66]

Die besondere sozioökonomische Entwicklung in den VAE hat dazu geführt, dass das Land generell viel liberaler als seine Nachbarn, besonders Saudi-Arabien und Iran, ist. Wiewohl Islam die Staatsreligion ist, wird anderen Religionen nicht nur Respekt entgegengebracht, sondern ihnen auch Freiheit in der Ausübung eingeräumt. So gibt es christliche Kirchen, eine Synagoge, Hindu-Tempel, und eine Gurudwara für Sikhs. Die VAE bietet auch Schutz für Gruppen, die anderswo verfolgt wurden und werden. Die Vielfalt in der Bevölkerung spiegelt sich wider in einem Mosaik von Schulen, Kulturzentren und Restaurants, die sowohl westlich-europäisch als auch asiatisch geprägt sind.

Kleidung und Etikette

Emiratis in Kandura

In den VAE gibt es keine islamische Bekleidungsvorschrift, wie etwa in Saudi-Arabien. Viele Emirater bevorzugen jedoch die traditionelle Kandura, ein knöchellanges weißes Hemd aus Baumwolle oder Wolle, und eine große Anzahl der einheimischen Frauen trägt die Abaja, ein schwarzes Übergewand, das den Körper verhüllt. Diese Tradition ist dem Wetter geschuldet, da es sich am besten mit der Hitze verträgt. Jugendliche richten sich oft nach westlichen Modetrends. Ausländer tragen deren jeweils übliche Kleidung.[67]

Etikette ist ein wichtiger Aspekt der Kultur der VAE und Besucher und ausländische Einwohner sind angehalten, diese zu respektieren, wobei sie sich nicht allzustark von Regeln in anderen Ländern unterscheiden.

Essen

Das traditionelle Essen der Emirater besteht aus Reis, Fisch und Fleisch. Viele Gerichte wurden von benachbarten Staaten, hauptsächlich Iran, Oman und Saudi-Arabien, übernommen.

Meeresfrüchte sind ein Hauptbestandteil der lokalen Küche. Unter den Fleischgerichten werden Lamm und Schaf gegenüber Ziegen- und Rindfleisch bevorzugt. Beliebte Getränke sind Kaffee und Tee, denen zur Verfeinerung oft Kardamom, Safran oder Minze beigegeben wird.[68]

Da es Muslimen verboten ist, Schweinefleisch zu essen, wird es in gastronomischen Einrichtungen kaum angeboten. Hotels und Restaurants haben oft Schweinsersatz, wie z.B. Rinderspeck, im Angebot. Alkohol wird generell nur in Hotels angeschlossenen Restaurants oder Bars ausgeschenkt. In Schardscha ist er gänzlich verboten. In Supermärkten gibt es Schweinefleisch und Alkohol in speziell als „Nur für Nichtmuslime“ gekennzeichneten Abteilungen, letzteres nur gegen eine Lizenz.[69]

Kabsa ist ein traditionelles Gericht

Traditionelle Gerichte der VAE:[70]

  • Machbus
  • Kabsa
  • Hariis
  • Lukaimat
  • Bathith
  • Chamir
  • Al-Madruba
  • Farid
  • Raqaq
  • Al-Jabab (Brot)
  • Kamelmilch

Literatur

Die Hauptform der Literatur der VAE ist die Poesie, die Teil der großen arabischen Poetiktradition ist. Die wichtigsten Themen sind Satire, Ritterlichkeit, Lobpreisung, Selbstlob, Patriotismus, Religion, Familie und Liebe. Gedichte können sowohl beschreibend wie auch erzählend sein.

Stil und Form der alten Poesie war stark vom Gelehrten Al-Chalil bin Ahmad beeinflusst, der im 8. Jahrhundert am Persischen Golf wirkte und in 16er-Metern schrieb. Der älteste bekannte Poet der Region der heutigen VAE ist Ibn Majid, der zwischen 1432 und 1437 im heutigen Ra's al-Chaima geboren wurde. Aus seinem Oeuvre sind 40 Kompositionen extant, 39 davon Verse.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam die einheimische Tradition unter westlichen Einfluss, was sich in der Entwicklung einer Prosaliteratur bemerkbar machte.

Die wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts waren Mubarak al-Uqaili (1880–1954), Salim bin Ali al-Uwais (1887–1959) und Ahmad bin Sulajim (1905–1976). Drei andere Poeten, alle aus Schardscha stammend, waren als „Hirah Gruppe“ bekannt: Chalfan Musabah (1923–1946), Scheich Saqr al-Qasimi (1925–1993; 1951–1965 Herrscher von Schardscha) und Sultan bin Ali al-Uwais (1925–2000).[71]

Musik und Tanz

Die VAE sind Teil der Golf-Tradition, und außerdem bekannt für die Musik der Beduinen des Hinterlandes. „Liwa“ ist eine Art von Musik und Tanz, die vorwiegend in von Ostafrikanern abstammenden Gruppen vorgetragen wird.[71] Viele der traditionellen Lieder und Tänze haben sich bis in die moderne Zeit gehalten. Die Tänze, z.B. der Chalidschi involvieren oft junge Mädchen, die sich im Takt wiegen und ihr langes Haar schwingen lassen, sowie Männer, die durch symbolischen Tanz Schlachten oder erfolgreiche Jagden nachstellen, oft unter Benutzung von Stöcken, Schwertern und Gewehren.

Viele internationale Stars geben regelmäßig Konzerte in den VAE. Große Festivals, z.B. das Dubai Desert Rock Festival, ziehen Gäste aus der ganzen Region an.[72]

Film

Aufgrund der Bevölkerungsstruktur dominieren westliche Produktionen (überwiegend Hollywood-Filme). Filme aus den Ländern des Nahen Ostens und dem Südasien (Bollywood) sind unter arabischen und südasiatischen Einwohnern sehr beliebt, werden aber meist über TV-Kanäle oder DVDs konsumiert. Alle Filme müssen vom Informationsministerium genehmigt werden und können hinsichtlich religiösen, erotischen und politischen Inhaltes zensiert werden. Der Film Die Passion Christi wurde an den Kinokassen ausdrücklich als „nicht geschnitten” beworben.

Seit 2004 findet jeden Dezember das Dubai International Film Festival (DIFF) statt. Im Oktober 2007 wurde das erste Middle East International Film Festival (MEIFF) in Abu Dhabi veranstaltet, welches auch jährlich abgehalten wird.

Architektur

Traditionelles Haus mit Windtürmen in Dubai

Das traditionelle einheimische Bauwesen war größtenteils von islamischer Architektur inspiriert, und spiegelt den Lebensstil und die Bräuche der einheimischen Bevölkerung wider. Die Baumaterialien waren einfach, jedoch hervorragend an das Klima angepasst. Leicht auf- und abzubauende Zelte gaben Schutz während der Weidesaison im Winter. Die festen Gebäude im Inland wurden aus getrockneten Lehmziegeln gebaut und mit Palmenblättern gedeckt. Im Küstengebiet wurden Korallenstöcke in Blöcke geschnitten und mit Muschelkalk zusammengehalten. Ein wichtiger Aspekt beim Entwurf eines Hauses waren die Abtrennung der Privatsphäre von einem öffentlichen Raum zugänglich für Besucher, sowie die Zufuhr von kühler Luft. Traditionelle Häuser haben daher Windtürme, die oft über Wasserbecken angelegt sind und somit sowohl kühle Brisen ins Haus als auch warme Luft aus dem Haus heraus leiten.

Museen

Die meisten Emirate verfügen über eigene Museen mit regionaler Bedeutung. Hier hat Schardscha mit seinem Heritage Distric, das 17 Museen beherbergt, eine herausgehobene Stellung, die durch die Wahl zur Arabischen Kulturhauptstadt 1998 gewürdigt wurde.[73]

Die Cultural Foundation in Abu Dhabi ist auch ein wichtiges Forum für die Präsentationen auch ausländischer darstellender und bildender Kunst. In Dubai ist der Stadtteil Al Quoz zu einem Zentrum für Kunstgalerien geworden.[74]

Mit der Errichtung eines Kulturbezirkes auf der Saadiyat Insel plant Abu Dhabi sich als Kulturstandort von Weltrang zu etablieren: Geplant sind bisher sechs Kulturprojekte auf Weltniveau: das „Sheikh Zayed”-Nationalmuseum (gebaut von Foster + Partners), das Guggenheim Abu Dhabi (gebaut von Frank Gehry), ein Kunstmuseum in Kooperation mit dem Louvre (gebaut von Jean Nouvel), ein Performing Arts Centre (gebaut von Zaha Hadid), ein maritimes Museum (gebaut von Tadao Ando), sowie ein Biennale Park mit 16 Pavillons.[75]

Dubai plant den Bau eines Kunsthal-Museums und ein Stadtviertel speziell für Galerien und Künstler.[76]

Freizeitbeschäftigung und Sport

Falknerei in der Wüste

Während der milden Jahreszeit (Oktober-April) findet Freizeit im Freien statt. Beliebt sind Wassersport (Segeln, Surfen, Tauchen) und Outdoor-Aktivitäten (Wüstensafaris, Bergwandern, Camping). Einheimische betreiben das in den Emiraten traditionelle Hobby der Falknerei. Insbesondere abends ist es sehr beliebt geworden, durch die großen Einkaufszentren (Malls) und Basare (Souks) zu bummeln.

Fußball ist der beliebteste Sport in den Emiraten. Die wichtigsten Mannschaften sind Al Ain Club und Al-Ahli (bis Februar 2007 von Winfried Schäfer trainiert). Ein weiterer deutscher Trainer arbeitete in den Emiraten: Reinhard Fabisch betreute den Emirates Club von November 2005 bis 2007. Horst Köppel und sein Co-Trainer Lothar Sippel coachten Al-Wahda von August bis Oktober 2006. Al Ain Club konnte 2003 die erste AFC-Champions-League gewinnen, 2005 wurden sie Zweiter. Die Nationalmannschaft der Emirate konnte sich für die Fußball-Weltmeisterschaft 1990 qualifizieren. 1996 waren die Emirate Gastgeber der Asienmeisterschaft, 2003 wurde die Junioren-Fußballweltmeisterschaft der Männer in den VAE ausgetragen.[77]

In Abu Dhabi veranstaltet der Abu Dhabi Combat Club seit 1998 die Submission Wrestling Weltmeisterschaften.

Dubai Tennis Championships 2006

Im Tennis wurde 2003 die erste Ausgabe des Tennisturniers Dubais (für Männer und Frauen) ausgetragen. Traditionell erfreuen sich Pferde- und Kamelrennen ebenfalls großer Beliebtheit.[78]

Seit 2009 trägt die Formel 1 für zunächst sieben Jahre einen Grand Prix in Abu Dhabi aus. 2009 und 2010 wird die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi stattfinden.

Nationalfeiertage

Weltliche Feiertage

Datum Name
1. Januar Neujahr (‏رأس السنة الميلادية‎ / Raʾs as-sana al-mīlādiyah)
6. August Machtübernahme von H. H. Scheich
Zayid bin Sultan Al Nahyan
2. Dezember Nationalfeiertag (‏العيد القومي‎ / al-ʿĪd al-qaumī

Islamische Feiertage

Datum
(Islamische Zeitrechnung)
Name/Beschreibung
1. Muharram / ‏محرم Islamischer Neujahrstag (‏رأس السنة الهجرية‎ / Raʾs as-sana al-hiǧriyah)
10. Muharram / ‏محرم Aschura, Gedenken an die Schlacht von Kerbala (‏عاشوراء‎ / ʿĀšūrāʾ)
12. Rabi' al-auwal / ‏ربيع الاول Geburtstag des Propheten (‏عيد ميلاد النبي‎ / ʿĪd mīlād an-nabī)
27. Radschab / ‏رجب Himmelreise Muhammads (‏الإسراء و المعراج‎ / al-Isrāʾ w-al-miʿrāǧ)
1. Schauwal / ‏شوال 1. Tag nach dem Fastenmonat Ramadan (‏عيد الفطر‎ / ʿĪd al-fiṭr)
10. Dhu l-hiddscha / ‏ذو الحجة Opferfest, Höhepunkt der Wallfahrt (‏عيد الأضحى‎ / ʿĪd al-aḍhā)

Der Islam ist Staatsreligion.

Wochenende

Das Wochenende in den VAE, zuvor Donnerstag–Freitag, wurde ab September 2006 auf Freitag–Samstag verlegt. Alle staatlichen und öffentlichen Institutionen, Regierungseinrichtungen sowie Privatschulen sind an die neue Regelung gebunden. Die Privatwirtschaft ist der Änderung teils gefolgt, teils wurde das alte Wochenende beibehalten. Grund für die Änderung war, die Schnittmenge an Werktagen zwischen der nichtislamischen Welt und den VAE von drei auf vier Tage zu vergrößern.

Literatur

  • Kirstin Kabasci, Julika Oldenburg, Peter Franzisky: Vereinigte Arabische Emirate – Ölimperium zwischen Glaspalästen und Beduinenzelten; Hohentan, 1998 ISBN 3-89662-022-3
  • Rainer Gutske: Geschäftspartner Vereinigte Arabische Emirate; Köln u. a.: BfAI, 1998; ZDB-ID: 8122866967
  • Kristin Augsburg: Geschäftshandbuch V.A.E.; www.bfai.com
  • Ochs, Heidl, Rengert: Investieren in den Vereinigten Arabischen Emiraten; nwb-Verlag 2005; ISBN 3-482-54531-6
  • John M. Smith: Dubai The Maktoum Story; ISBN 3-8334-4660-9
  • Christopher M. Davidson: Abu Dhabi: Oil and Beyond; Columbia University Press 2009; ISBN 978-0-231-70106-8
  • Christopher M. Davidson: The United Arab Emirates: A Study In Survival; ISBN 978-1-58826-274-5.
  • Seifert: Rechtliche Rahmenbedingungen für Geschäftstätigkeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten; 2008; ISBN 978-3-00-023184-1
  • Frauke Heard-Bey: Die Vereinigten Arabischen Emirate zwischen Vorgestern und Übermorgen. Die Gesellschaft eines Golf-Staates im Wandel. Verlag Georg Olms, Hildesheim 2010. Rezension FAZ von 6. April 2010, S. 10. Fazit: "Das Standardwerk über die Vereinigten Arabischen Emirate endlich auf Deutsch".

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d gulfnews.com: UAE population likely to cross 5m
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