- Eyetracker
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Der Eyetracker (zu engl. eye 'Auge' und to track 'verfolgen') ist ein Gerät, mit dem man Blickbewegungen, also Fixationen, Sakkaden und Regressionen aufzeichnen und analysieren kann. Der Eyetracker findet Verwendung in der Psychologie, in der kognitiven bzw. klinischen Linguistik und im Produktdesign.
Inhaltsverzeichnis
Technische Komponenten
Die technische Ausführung eines Eyetrackers ist je nach Modell etwas unterschiedlich. Als Beispiel soll das Gerät EL II und der Umgang damit dienen.
Darstellung der Funktionsweise anhand des Modells "EL II"
Das System besteht aus zwei mit entsprechender Software ausgestatteten Computern, einem "Programmrechner" und einem damit verbundenen "Stimulusrechner" inklusive Monitoren sowie aus einem Headset. An diesem befinden sich zwei an seitlichen Halterungen befestigte Kameras zur Aufzeichnung der Augenbewegungen. Eine weitere, oben befindliche Kamera ist auf vier - an einem der beiden Rechner montierten - Infrarotmarker abgestimmt. Damit ist es möglich, jede Art von Fixation auf Bilder oder Handlungen aufzuzeichnen. Das hat u.a. den Zweck, dass auch bei Kopfbewegungen des Probanden keinerlei artefaktische Blickabweichungen berechnet werden. Dieses System bietet außerdem die Möglichkeit, neben den Bewegungen der Pupille auch die cornealen Reflexionen zu erfassen. Auch Störfaktoren wie der Muskeltremor können so ausgeschlossen werden.
Montage des Headsets
Dem Probanden wird das Kopfband mit den Kameras aufgesetzt.Danach wird die oben befindliche Kamera in Position gebracht. Dafür wird sie möglichst genau auf mittlere Höhe und mittlere Breite des einen der beiden Monitore, nämlich des sogenannten Stimulusmonitors, eingestellt. An diesem Monitor sind auch die referentiellen Infrarotmarker für die Einstellung der Kamera montiert. Für die korrekte Justierung wird einfach entweder der Monitor selbst verschoben oder der Sessel des Probanden in der Höhe verstellt.
Die beiden auf den seitlichen Haltearmen befindlichen Augenkameras werden so geschwenkt, dass sie nicht störend im Blickfeld des Probanden liegen. Sie sollten sich ungefähr auf der Höhe der Nasenspitze befinden und können bereits in die ungefähre Position für die spätere Aufnahme gebracht werden. Die Kameras können mit dem Schwenkarm selbst sowie mittels Klemmen und Feststellschrauben dreidimensional verstellt werden.
Feineinstellung
Mit Hilfe einer mitgelieferten Software kann die Feineinstellung - Ausrichtung der Kamera und Schärfeneinstellung - vorgenommen werden. Letztere funktioniert über die im System integrierte automatische Schwellenwerteinstellung für die corneale Reflexion und die Pupillenerhellung.
Bei der Kalibrierung werden dem Probanden am Stimulusbildschirm in einer Autosequenz zufällige Punkte angeboten, die sich quer über den Bildschirm bewegen. Der Proband erhält die Anweisung, die Punkte mit beiden Augen zu verfolgen. Nach erfolgreicher Kalibrierung folgt die Validierung. Dies läuft wie das Kalibrieren ab, wobei aber die maximale Abweichung der Blickbewegungen in Grad gemessen wird. Dabei muss der Experimentleiter entscheiden, ob die Einstellung verwendbar ist oder ob nachjustiert werden soll. Eine einmal akzeptierte Einstellung lässt sich während des Experiments immer wieder nachjustieren, da zwischen den einzelnen Stimuli jeweils eine neutrale Bildschirmmaske mit Fixationspunkt erscheint. Das System selbst schlägt das besser eingestellte Auge vor.
Systemkonfiguration
Programmrechner und Stimulusrechner sind mittels eines Netzwerkkabels miteinander verbunden. Der Programmrechner steht darüber hinaus mit den Augenkameras und den Infrarotmarkern in Verbindung. Auf dem Stimulusrechner laufen eine Software zur Darbietung der Stimuli und die Programmiersprache Visual C++ für die Programmierung der Experimente. Der Monitor, auf dem die Stimuli präsentiert werden, sollte eine Größe von 17 Zoll aufweisen, da diese gerade für die Durchführung von Leseexperimenten am geeignetsten erscheint. Mit Hilfe eines Joysticks kann der Proband den jeweils nächsten Stimulus anfordern.
Programm- und Stimulusrechner sollten in einer bestimmten räumlichen Position aufgestellt werden, um Spiegelungen und unerwünschte Lichtreize während der Aufnahme zu verhindern. Zudem sollte sich der Programmrechner mit dem Kontrollmonitor außerhalb des Blickfeldes des Probanden befinden, um eine Ablenkung von den dargebotenen Stimuli zu vermeiden.
Einsatzgebiete
Ein Eyetracker wird überall dort eingesetzt, wo Erkenntnisse über Blickverhalten und Erfassung von Texten und bildlichen Inhalten gewonnen werden sollen, so z.B. in der Werbepsychologie und in der Medienforschung (Wahrnehmungsabfolgen von Plakaten, Zeitungsseiten etc.), aber auch in der klinischen Psychologie und klinischen Linguistik zur Untersuchung von Leseverhalten und Textrezeption (etwa bei Legasthenie oder klinisch relevanten Sprachstörungen).
Siehe auch
Einzelnachweise
- Kaltenbacher, Thomas: Kursunterlagen "Übungen zum Eyetracking", Fachbereich Linguistik, Universität Salzburg.
Weblinks
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