Aktenklammer

Aktenklammer
Diverse Büroklammern: kunststoffbeschichtet, verkupfert, vermessingt, verzinkt sowie mit abgerundeten Drahtenden
Runde Büroklammer, verzinkt, mit entschärften Enden. Dieses Exemplar ist in Japan, aber auch in Italien gebräuchlich. Das runde Design verhindert die übermäßige Deformation der zueinandergelegten und durch die Klammer zusammengedrückten und dabei eingedellten Papiere im Vergleich zur oben abgebildeten Büroklammer, dessen Kräfte über eine kleinere Fläche und somit mit größerem Druck auf das Papier einwirken.
Sakai-Kreisel, aus einer Büroklammer konstruiert.

Eine Brief- oder Büroklammer ist ein Hilfsgegenstand im Büro, der dazu dient, mehrere Blätter wieder lösbar aneinander zu befestigen. Büroklammern sind meist aus gebogenem Metalldraht gefertigt und ca. 1–3 cm lang bei einem Seitenverhältnis von ca. 3:1.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der heutigen Büroklammer vergleichbare Gegenstände finden sich schon ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. bei den Sumerern. Der tatsächliche Ursprung der Erfindung der Büroklammer ist unklar. Büroklammern wurden seit etwa 1890 von The Gem Manufacturing Company in England industriell gefertigt. William Middlebrook aus Waterbury, Connecticut wurde im Jahr 1899 ein Patent für die industrielle Fertigung von Büroklammern erteilt.

Am 12. November 1899 beantragte der Norweger Johan Vaaler aus Kristiania (Oslo) ein deutsches Patent auf einen Vorläufer der heutigen Büroklammer, welches er allerdings nicht vermarktete. Diese Büroklammer hatte noch nicht die heute übliche innere Windung und war deutlich runder. Ebenfalls 1899 erwarb der US-Amerikaner William Middlebrook das Patent für eine Maschine, die Büroklammern herstellt. Ob es sich dabei um das oben genannte Patent des Herrn zur industriellen Fertigung handelt oder um ein zweites Büroklammer-Patent des gleichen Erfinders, wurde für die Wikipedia noch nicht abschließend recherchiert.

Im Jahr 1919 wurde durch den österreichischen Fabrikbesitzer Heinrich Sachs die heutige optimierte Form mit spitzem Ende entworfen. Ferner wird ihm, nicht ganz zweifelsfrei, die Erfindung des Reißnagels zugeschrieben.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Norwegen im April 1940 durch die deutsche Wehrmacht besetzt, woraufhin die Norweger das Tragen einer Büroklammer am Kragen als Symbol der Verbundenheit mit König und Regierung etablierten. Diese Handhabung wurde daraufhin durch die Besatzer verboten.

Zahlreiche Büroklammern werden außerdem zu "Kunstwerken" verbogen und verdreht – meist bei langweiligen Vorträgen, Telefonaten oder Konferenzen. Beliebt war in den 1970er Jahren das Zusammenhängen der Klammern, so dass teilweise Meter lange Ketten entstanden. Auch werden die aufgebogenen Drähte von Büroklammern zu größeren Kunstwerken verlötet.

Auch heute erfüllt ein beachtlicher Teil der Büroklammern nicht seinen ursprünglichen Zweck. Sie dienen als Pfeifen- oder Ohrenputzer, Nagelreiniger, Krawattennadel oder als Schraubendreher. Teilweise kommen sie als Ersatz für eine Sicherheitsnadel zum Einsatz und eigenen sich auch für physikalische Experimente wie einfache Kreisel und zur Veranschaulichung der Form von Ketten und Hängebrücken. Als Übungsaufgabe für seine Studenten ersann der japanische Physik-Professor Takao Sakai im Jahr 1986 den nach ihm benannten Sakai-Kreisel ("Die kreiselnde Büroklammer").

Erscheinungsformen

Heutige Varianten der Büroklammer gibt es in zahlreichen Größen und Formen. Größere Exemplare werden auch Aktenklammern genannt, da sie zum Zusammenklammern von Schnellheftern u. ä. geeignet sind. Sie werden auch aus Kunststoff gefertigt, der je nach Ausführung sogar bedruckt werden kann. Die Kunststoffvarianten weichen teilweise jedoch stark von der klassischen Büroklammerform ab und weisen materialbedingt eine geringere Stabilität auf.

Im geschäftlichen Büroalltag werden Büroklammern aus Metalldraht am häufigsten verwendet. Sie sind entweder verzinkt, vermessingt oder verkupfert, um ein Rosten zu verhindern, was die verbundenen Blätter durch Rostspuren verschmutzen würde. Büroklammern aus Draht werden auch mit (farbigem) Kunststoff beschichtet.

Um Kratzer und andere Beschädigungen des Papiers beim Aufschieben der Büroklammer zu verhindern, gibt es seltene Ausführungen mit kugelförmigen oder abgerundeten Drahtenden.

Ein gewellt gebogener Mittelteil besonders bei großen Büroklammern verhindert ein Abrutschen beim Verbinden größerer Papiermengen.

Computertechnik

In Zeiten des Datenträgers Diskette, insbesondere der 5,25-Zoll-Disketten (mit dünner Hülle) waren Büroklammern aus Metall als Datenkiller bekannt, da sie oftmals magnetisch sind (oder wurden) und die ebenfalls magnetisch aufgezeichneten Daten verändern konnten, oder auch zum „Anheften“ von Disketten an Dokumente verwendet wurden, was die Diskettenhülle samt Datenscheibe verbog und somit Leseprobleme verursachte. Auch bei CDs besteht die Gefahr von Kratzern, was ebenfalls die Daten bzw. ihre Lesbarkeit beeinträchtigt.

Benutzer früherer Macintosh-Rechner kennen die Büroklammer als wichtiges Hilfsmittel für den Auswurf von Disketten, wenn der per Software gesteuerte Auswurf mittels Servomotor nicht funktionierte. Bei heutigen PCs findet sich ein vergleichbares System für den Not-Auswurf von CDs. Hierbei muss ein dünner Draht in ein kleines Loch am Gerätegehäuse eingeführt werden, um den Datenträger auszuwerfen. Dieser Draht findet sich in Büros oft nur in Form von Büroklammern, die zu diesem Zweck aufgebogen werden.

Auch für die Betätigung der Reset-Taste auf vielen PCs findet sich die Büroklammer meist als geeignetstes Werkzeug wieder.

In der Computertechnik hat die Firma Microsoft die Büroklammer als Motiv mit dem Namen "Karl Klammer" für ihren Hilfe-Assistenten in der Office Serie genommen.

Siehe auch

Literatur

  • Petroski, Henry: Messer, Gabel, Reissverschluss. Die Evolution der Gebrauchsgegenstände, Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 1994. ISBN 3-7643-2914-9 (Darin S. 71-102: "Von der Stecknadel zur Büroklammer")
  • Petroski, Henry: The Evolution of Useful Things, New York: Alfred A. Knopf 1992. ISBN 0-679-74039-2

Weblinks


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