Falke (Schiff)

Falke (Schiff)
Falke
Übersicht der Schiffsdaten
Schiffstyp: Frachtschiff (Welldecker)
ehemalige Namen: Triton (1914), Selby Abbey (1909), Swift (1903)
Heimathafen: Altona
Rufzeichen: RDPK
Länge über alles: 77,6 m
Breite: 10,2 m
Tiefgang: max. 4,6 m
Ladefähigkeit: 1600 t
Geschwindigkeit: 14 kn
Bauwerft: Earle´s Co., Hull/England
Stapellauf: Dezember 1902
Fertigstellung: 1903

Die Falke war ein deutscher Frachtdampfer, der 1929 zur Unterstützung einer Revolution in Venezuela verwendet wurde.

Das Schiff wurde in England als Swift für das Unternehmen Hull & Netherland SS.Co. Ltd. in Hull gebaut und 1903 in Dienst gestellt. 1909 wurde es in Selby Abbey umbenannt. 1914 wurde es an Gerhard und Hey in Riga verkauft und in Triton umbenannt. Ab 1918 nutze die Kaiserliche Marine des Deutschen Reichs bzw. die Reichsmarine das Schiff als Vermessungsschiff, ab 1921 dann wurde es zeitweise verchartert.

1927 ging das Schiff an die Kauffahrtei AG in Hamburg, die es in Falke umbenannte. 1928 übernahm das Unternehmen F. Prenzlau & Co. in Hamburg das Schiff, das ab 1930 den Heimathafen Altona hatte.

Angetrieben wurde das von einer Dampfmaschine mit einer Leistung von 2200 PS, die auf eine Schraube wirkte. Als Frachtschiff befanden sich 32 Besatzungsmitglieder an Bord, als Vermessungsschiff wurde es von 48 Mann bedient.

Geschichte der Falke

Die Falke, Heimathafen Altona, nahm Anfang August 1929 an einem Revolutionsversuch in Venezuela teil. Ziel war der Sturz des seit 1908 regierenden Präsidenten Juan Vicente Gómez. Das Schiff transportierte von Deutschland bzw. Polen aus sowohl die Waffenladung für die Revolutionäre als auch die revolutionäre Junta unter General Roman Delgado Chalbaud (1882-1929) selbst sowie in der Endphase der Reise eine Truppe von Venezolanern, die vor der Küste des Staates Falcon aufgenommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Falke in General Anzoategui umbenannt und eine venezolanische Revolutionsflagge gehißt. Am 11. August 1929 lief die Falke in den Hafen von Cumaná, der Hauptstadt des Bundesstaats Sucre, ein. Die örtlichen Behörden waren bereits zwei Tage vorher durch die Regierung in Caracas vorgewarnt worden. Das Unternehmen scheiterte im Ansatz, und die Falke verließ, da die Gefahr bestand, durch die venezolanische Luftwaffe bombardiert zu werden, fluchtartig den Hafen. Die Besatzung forderte von der Schiffsführung das Anlaufen eines Hafens mit einem deutschen Konsul. Die Falke lief daraufhin Port of Spain in Trinidad an, wo die englischen Behörden den Dampfer wegen des Vorwurfs der Piraterie, der von der Regierung Gómez' erhoben wurde, an die Kette legten.

Der Falke-Zwischenfall war einer der größten Skandale der deutschen Seefahrtsgeschichte und führte in Deutschland zu mehreren Prozessen gegen die Schiffsführung, die wegen Entführung und Menschenraubs angeklagt wurde. In der venezolanischen Geschichte war das Falke-Unternehmen der Höhepunkt der so genannten Filibusterunternehmen gegen die Regierung Gómez, d. h. der Versuch, die Regierung von See her zu stürzen.

Quellen

  • Dampfer "Falke" von Altona. Verstoß gegen die Seeschifferpflichten: Beschlagnahme. Seeamt Hamburg, 4. Juni 1930; Reichsoberseeamt 10. Oktober 1930. In: Entscheidungen des Reichsoberseeamts und der Seeämter des Deutschen Reiches, Bd. XXV, Heft 9 u. 10, Berlin 1931, S. 726-754.
  • Otto Mielke: Frachtdampfer "Falke". Ein tolles Stück. In: SOS. Schicksale deutscher Schiffe, Nr. 58, Arthur Moewig-Verlag, München 1955.
  • Dampfer "Falke" auf Rebellenfahrt. In: Hans Leip: Schiffe und Schicksale. Abenteuer, Heldentaten und Katastrophen auf hoher See, Heilbronn/Neckar o.J. (ca. 1962), S. 6-8.
  • Samuel Pyeatt Menefee: Piracy, Terrorism and Insurgent Passengers. A Historical and Legal Perspective, in: Natalino Ronzitti (Hg.): Maritime Terrorism and International Law, Dordrecht 1990, S. 43-68.
  • Brian S. McBeth: Dictatorship & Politics. Intrigue, Betrayal, and Survival in Venezuela, 1908-1935, University of Notre Dame Press, Notre Dame, IND 2008.
  • Jorge Olivárria: Gómez: un enigma histórico, Fundación Olivárria, Caracas 2007.
  • Die Menschenräuber vom Dampfer "Falke" vor Gericht. Deutsche Kulis, das beste Kanonenfutter für die Reaktionäre der ganzen Welt. Die Profitgier des Reedereikapitals geht über Leichen. In: Die Rote Fahne v. 10. April 1930.
  • Der maskierte "Falke". Das Ofenrohr als Kanone. - Die Zeugenvernehmung. In: Berliner Tageblatt v. 10. April 1930.
  • Enthüllungen im "Falke"-Prozeß. Das internationale Netz der Waffenschmuggler. Deutsches Reedereikapital, deutsche Zollbehörden, Berliner Banken, polnisches Kriegsministerium, afghanische Kriegstreiber und der Henker Tschangkaischek arbeiten sich in die Hände. In: Die Rote Fahne v. 11. April 1930.
  • Der Verkauf des "Falke". "Kriegsschiff" oder Filmschiff. - Kapitän Ziplitt durch den Heizer belastet. In: Berliner Tageblatt v. 11. April 1930.
  • Der Menschraub mit dem "Falke". Weitere belastende Zeugenaussagen. In: Berliner Tageblatt v. 12. April 1930.
  • Der "Falke" im Cumana-Putsch. Schilderungen von Schiffsoffizieren. - Die ausgebliebene Schifferflotte. In: Berliner Tageblatt v. 15. April 1930.
  • Die vorgetäuschte Film-Expedition. Das "Operationsgebiet" des "Falke". - Eine Äusserung des Reeders. In: Berliner Tageblatt v. 16. April 1930.

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