- False-Memory-Syndrom
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Der Ausdruck False-Memory-Syndrom soll einen Zustand beschreiben, bei welchem eine lebhafte Pseudoerinnerung an einen unzutreffenden sexuellen Missbrauch in der Kindheit entgegen objektiver Tatsachen beibehalten wird.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Gemäß Literatur der False Memory Syndrome Foundation wird die Ausbildung eines False-Memory-Syndroms durch die identitätsstiftenden Eigenschaften und der zentralen Rolle des Missbrauchsgeschehen im persönlichen Beziehungsgefüge des vermeintlichen Opfers verursacht. Eine erneute Überprüfung der Pseudoerinnerung würde vom Opfer grundsätzlich vermieden werden und zum destruktivem Charakter der Gesamtdynamik beitragen. Insgesamt wären die Symptome mit anderen seelischen Störungen vergleichbar.
Geschichtlicher Hintergrund
Der Begriff des False-Memory-Syndroms wurde durch den Mathematik-Professor Peter Freyd geprägt, welcher 14 Monate zuvor von seiner erwachsenen Tochter - der Havard-Professorin Jennifer Freyd - des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde. Bekannt gemacht wurde der Begriff des False-Memory-Syndorms durch die von Freyd anlässlich dieser angeblichen Falschbeschuldigung mitgegründeten False Memory Syndrome Foundation. Der Begriff des False-Memory-Syndroms besitzt keinerlei diagnostische Relevanz, obwohl die Bezeichnung als "Syndrom" dies vermuten lassen würde und ist in keinem der offiziellen Diagnoseklassifikationssysteme (ICD-10, DSM) aufgeführt.
Kritik
Unter Fachleuten wird die Sinnhaftigkeit, sowie die inhaltliche Richtigkeit sehr kontrovers diskutiert. Herman sieht darin den Versuch der Täter ihre Straftaten zu verdecken. Alice Miller kritisiert, dass das Konzept nicht ausreichend wissenschaftlich überprüft worden sei. Des Weiteren behauptet sie, dass Schmerzen vom Organismus nicht eingebildet werden. Lewis Libby gelang es in einem Gerichtsprozess Elizabeth Loftus, welche als führende Vertreterin der False Memory Syndrome Foundation angesehen werden kann, Widersprüche und mangelnde wissenschaftliche Basis ihrer Methode darzustellen.
Siehe auch
- Regressionshypnose
- Elizabeth Loftus
- Zur Lüge gezwungen
- Paul Ingram
- Richard Ofshe
- False Memory Syndrome Foundation
- Kryptomnesie
Anmerkungen und Einzelnachweise
Literatur
- Elizabeth Loftus und Katherine Ketcham: "Die therapierte Erinnerung - Über den zweifelhaften Versuch, sexuellen Missbrauch erst Jahre später nachzuweisen". 1995. Bastei Lübbe
- Martin Gardner, Falsche Erinnerungen (I+ II) in: Gero von Randow, Der Fremdling im Glas, Reinbek 1996, S.133-157
- Vielfalt e.V. (Hrsg.): Traumatische Erinnerungen, Band I: Forschung und Therapie, Bremen 2002
- Wissenschaftliche Anforderungen an aussagepsychologische Begutachtungen (Glaubhaftigkeitsgutachten). (BGHSt 45, 164)
Weblinks
- Marion Rollin: Das Leben - eine einzige Erfindung. In: Spiegel Online. 28. Juli 2006, abgerufen am 20. Juli 2009.
- Chris Tomas: Falsche Erinnerungen - Wie das Gedächtnis uns täuscht. In: Welt der Wunder. 4. Juli 2008, abgerufen am 20. Juli 2009.
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