Farbfehlsichtigkeit

Farbfehlsichtigkeit
Klassifikation nach ICD-10
H53.5 Farbsinnstörungen
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Unter Farbenfehlsichtigkeit (Dyschromatopsie, Dyschromasie) versteht man einen Defekt der Netzhaut, von dem etwa acht bis neun Prozent der Männer, aber nur etwa ein Prozent der Frauen betroffen sind. Die Betroffenen haben einen Defekt an mindestens einem der drei farbevermittelnden Rezeptoren im Auge. Der genaue Typ einer Farbfehlsichtigkeit lässt sich beim Menschen mit einem Farnsworth-Test oder mit einem Anomaloskop bestimmen. Eine einfache qualitative Methode besteht darin, dem Patienten eine pseudoisochromatische Farbtafel nach Ishihara oder nach Stilling-Velhagen vorzulegen. Diese für den Betroffenen harmlose Einschränkung des Farbensinns ist nicht mit der sehr seltenen Farbenblindheit zu verwechseln.

Inhaltsverzeichnis

Ursache

Farbenfehlsichtigkeit ist in den meisten Fällen genetisch bedingt, also angeboren. Ein voll farbtüchtiger Mensch besitzt für das Tagsehen drei unterschiedliche Rezeptoren, die so genannten Zapfen und zählt daher zu den Trichromaten (griech. τρίς „drei“). Die drei Farb-Rezeptoren vermitteln die Grundfarben Rot, Grün und Blau; die Mischung dieser Rezeptorerregungen gibt den Sinneseindruck Farbe. So entsteht zum Beispiel die Farbe Gelb im Gehirn durch die Anregung der Rezeptoren für Rot-Sehen und Grün-Sehen (siehe Grundfarbe). Bei Farbenfehlsichtigkeit ist die Funktion mindestens einer dieser Rezeptoren eingeschränkt. Eine volle Funktionsfähigkeit des Farbensehens wird beim Gesunden auch als Polychromasie bezeichnet.

Klassifizierung

Monochromasie

Lebewesen mit nur einem farbenvermittelndem Rezeptor (rot, grün, blau oder UV) sind Monochromaten (griech. μόνος „einzeln“ und χρῶμα „Farbe“). Sie können keine differenzierbaren Farben, sondern lediglich Graustufen wahrnehmen.

Dichromasie

Lebewesen mit zwei Zapfenarten für das Farbempfinden werden Dichromaten (griech. δίο „zwei“) genannt. Menschen, bei denen ein Farbrezeptor defekt ist, zählen dazu:

  • Protanopen fehlen die L-Zapfen (L für long/langwelliges Licht). Sie haben keine Möglichkeit, die über die L-Zapfen gesteuerten Sinnesreize (die durch einstrahlendes Licht / Photonen ausgelöst werden) zu verarbeiten. Da das Licht, das die L-Zapfen anregt, hauptsächlich im roten Spektralbereich liegt, spricht man von Rotblindheit. Ist durch eine Mutation das Gen des Opsins für den Rotzapfen nur so verändert, dass sein Absorptionsmaximum zu dicht am M-Zapfen ist, spricht man von Protanomalie.
  • Deuteranopen fehlen die M-Zapfen (M für medium/mittel). Dies sind die Zapfen, die hauptsächlich auf Licht im grünen Farbbereich reagieren. Daher spricht man von Grünblindheit. Ist durch eine Mutation das Absorptionsmaximum des Grünzapfens zu dicht an dem des Rotzapfens spricht man von Deuteranomalie.

Die vorgenannten werden zusammenfassend als Rot-Grün-Sehschwäche bezeichnet. Protanope und Deuteranope werden als rot- oder grünblind bezeichnet. Ein Sonderfall ist die Blauzapfenmonochromasie, bei der Rot- und Grünblindheit gleichzeitig vorliegt.

  • Tritanopen fehlen die S-Zapfen (S für short) oder (auf deutsch) die K-Zapfen (K für kurz). Betroffene sind blaublind. Man spricht von Blau-Gelb-Sehschwäche. Diese ist viel seltener als die Rot/Grün-Sehschwäche.

Farbenfehlsichtige Menschen sind für die Wissenschaft von Interesse, da anhand ihrer Sehschwächen Theorien zum Sehen verifiziert oder falsifiziert werden können.

Siehe auch

Literatur

  • Oliver Sacks: Die Insel der Farbenblinden. Aus dem Amerikanischen von Hainer Kober. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-60560-0.

Weblinks

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