Farley Mowat

Farley Mowat

Farley Mowat (* 12. Mai 1921 in Belleville) ist ein kanadischer Schriftsteller, dessen Bücher in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden. Viele seiner erfolgreichsten Werke handeln von Erinnerungen an seine Kindheit, seinen Militärdienst und seine Arbeit als Naturforscher. Sein Urgroßonkel war der Politiker Oliver Mowat.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Entwicklung

Farley Mowat wurde 1921 in Belleville, Ontario, geboren. Sein Vater Angus Mowat war Bibliothekar und nebenher weitgehend erfolglos als Schriftsteller tätig. Während seine Familie in den Jahren 1930–1933 in Windsor lebte, begann Farley mit dem Schreiben. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise zog die Familie dann nach Saskatoon in Saskatchewan um.

Als Junge war Mowat fasziniert von der Natur und den Tieren. Im Alter von 13 Jahren schrieb er für eine Zeitung und kümmerte sich um Vögel, die im Winter nicht in den Süden flogen. Im Jahr 1935 reiste er mit 15 Jahren gemeinsam mit seinem Großonkel Frank, einem Vogelkundler, zum ersten Mal in die Arktis.[1]

Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte Mowat als Offizier in einem kanadischen Bataillon gegen das nationalsozialistische Deutschland. Am 10. Juli 1943 war seine Einheit an der Landung der alliierten Truppen auf Sizilien beteiligt.[2]

Erste Erfolge als Schriftsteller

Nach dem Krieg kehrte Mowat nach Kanada zurück und studierte Biologie an der Universität von Toronto. Während einer Exkursion in die Arktis erfuhr er von der Not der Inuit. Diese Erlebnisse verarbeitete er 1952 in seinem ersten Roman „People of the Deer“, durch den er zu einer literarischen Berühmtheit wurde. Das Werk trug dazu bei, das Verhältnis der kanadischen Regierung zu den Inuit zu verbessern. Im Jahr 1956 folgte das preisgekrönte Kinderbuch „Lost in the Barrens“.

Biologe, Tierfreund und internationale Berühmtheit

Nach dem Ende seines Studiums war Mowat in Regierungsauftrag als Biologe in der Arktis tätig. Aufgrund von Befürchtungen, dass Wölfe die riesigen Karibuherden dezimieren könnten, erwog die kanadische Regierung damals, die Wölfe zu töten. Nach monatelangen Beobachtungen kam Mowat jedoch zu dem Schluss, dass die Wölfe sich vor allem von Mäusen ernährten und nur alte oder kranke Karibus töteten. Seine Erkenntnisse schrieb er 1963 in dem Buch „Never Cry Wolf“ nieder, das weltweite Verbreitung fand (deutscher Titel: Ein Sommer mit Wölfen, Rowohlt-Taschenbuch). 1983 verfilmte Walt Disney das Buch, der Film wurde in Deutschland unter dem Titel „Wenn die Wölfe heulen“ gezeigt.[3]

Mowat lebte acht Jahre lang in Burgeo, Neufundland. Dort schrieb er weitere Bücher und setzte sich gegen den Walfang ein. 1981 war er Co-Autor für einen Film mit Peter Strauss und Richard Widmark. Als ihm 1985 auf einer Werbetournee für sein neuestes Buch die Einreise in die USA verweigert wurde, erregte der Fall weltweit Aufmerksamkeit.

In seinem Haus hält Mowat Vögel und einen Alligator.

Erfolge und Ehrungen

Mowats Engagement richtet die Aufmerksamkeit auf die schwere Situation der Inuit und die grandiose Natur des Nordens. Seine Werke wurden bislang in 52 Sprachen übersetzt, bisher wurden mehr als 14 Millionen Bücher verkauft. Er war Mitglied im internationalen Leitungsgremium der Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society, deren Flaggschiff ihm zu Ehren R/V Farley Mowat getauft wurde.[4]

Mowat unterstützt die Grüne Partei von Kanada. 1981 erhielt er die höchste zivile Auszeichnung Kanadas, den Order of Canada.[5]

Kritik

Von Biologen wird Mowat für seine eher unkonventionellen Forschungsmethoden kritisiert.

Es gibt Hinweise von John Goddard, wonach Mowats Erlebnisberichte eine Mischung aus Beobachtungen, Berichten und Wunschdenken seien. Auch seine Behauptungen, zwei Winter und einen Sommer mit Wolfsbeobachtungen zugebracht zu haben, werden als übertrieben bezeichnet; stattdessen hätte er nur 90 Stunden lang die Wölfe erforscht. Nach der Veröffentlichung dieser Kritik im kanadischen Magazin Saturday Night entbrannte eine heftige Diskussion um den Realitätsgehalt seiner Berichte[6].

Veröffentlichungen

Romane und Erzählungen

Das Geheimnis im Norden, Hoch, 1961 (Lost in the Barrens 1956)
Die Schwarze Seekuh : Schmuggler vor Neufundland, Herder, 1967 (The Black Joke 1962)
The Curse of the Viking Grave (1966)
Der Schneewanderer, Unionsverlag-Taschenbuch, 1997 ISBN 3-293-20104-0 (The Snow Walker 1975).

Erlebnisberichte

Gefährten der Rentiere, Deutsche Verlags-Anstalt 1954 (People of the Deer 1952)
Der Hund, der mehr sein wollte, Europa, 1959 (The Dog Who Wouldn't Be 1957)
Chronik der Verzweifelten, VEB Brockhaus, 1962 (The Desperate People 1959)
Coppermine Journey (1958)
Ordeal by Ice (1960)
Wol und Wieps, zwei listige Strolche, Engelbert, 1973 ISBN 3-536-00360-5 (Owls in the Family, 1961)
Ein Sommer mit Wölfen, Engelbert, 1971 (Never Cry Wolf, 1963)
West Viking (1965)
Im Banne der Arktis, Schweizer Verlags-Haus, 1975 ISBN 3-7263-6158-8 (The Polar Passion 1967)
Canada North (1967)
This Rock Within the Sea: A Heritage Lost (1968)
Das Boot, das nicht schwimmen wollte, Busse-Seewald, 1978 ISBN 3-87120-805-1 (The Boat Who Wouldn't Float 1969)
Sibirien : ein Reisebericht, Rüschlikon, 1972 ISBN 3-275-00469-7 (Sibir: My Discovery of Siberia (1970)
Moby Joe darf nicht sterben, Albert Müller 1973 (A Whale for the Killing 1972; 1981 verfilmt unter dem Titel Walmord mit Peter Strauss und Richard Widmark)
Tundra (1973)
Canada North Now: The Great Betrayal (1976)
And No Birds Sang (1979)
Virunga (1987)
Das Ende der Fährte: Die Geschichte der Dian Fossey und der Berggorillas in Afrika, Schweizer Verlags-Haus, 1988 ISBN 3-7263-6569-9 (Woman in the mists: The Story of Dian Fossey and the mountain gorillas of Africa 1989)
Der Untergang der Arche Noah - Vom Leiden der Tiere unter den Menschen, Rowohlt, 1987, ISBN 3498042971; (Sea of Slaughter, 1984)
Verlorene Wege: das Schicksal einer Inuit-Familie, Goldmann, 2002, ISBN 3-442-71176-2 (Walking the Land, 2000)

Verfilmungen

  • 1980: Walmord (A whale for the killing)
  • 1983: Wenn die Wölfe heulen
  • 1989: Allein in der Wildnis (Lost in the Barrens)
  • 2003: The Snow Walker - Wettlauf mit dem Tod (The Snow Walker) - nach der Kurzgeschichte "Walk Well My Brother"

Einzelnachweise

  1. online reader
  2. And No Birds Sang, Seite 7
  3. Odenwald-magazin
  4. Nationalpost
  5. econet
  6. Kurzbiographie von Farley Mowat mit besonderer Würdigung der Diskussion um die Authentizität seiner Berichte und seiner Stellung als kanadische Berühmtheit

Weblinks


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