Feigenblatt

Feigenblatt
Dürer: Adam und Eva, 1507
Blatt einer Echten Feige (Ficus carica)

Das Feigenblatt des Feigenbaums wurde in der bildenden Kunst zum Verbergen der Geschlechtsteile nackter Statuen, namentlich bei restaurierten antiken Statuen verwendet.[1] Es dient in der Vorstellungswelt des Alten Testamentes der Überwindung des Schamgefühles, indem es die eigene Blöße bedeckt.

Inhaltsverzeichnis

Metapher

Als Metapher bezeichnet das Feigenblatt einen Gegenstand, der vor einen anderen Gegenstand gestellt ist, um diesen in der Absicht zu verbergen, dessen moralisch angreifbare Eigenschaft nicht gewahr werden zu lassen. "Jemandem oder etwas ein Feigenblatt umzuhängen" hat umgangssprachlich die Bedeutung der unvollständigen oder notdürftigen Verdeckung eines obszönen oder unschicklichen Sachverhaltes. Vorzugsweise ist der Ausdruck abwertend gemeint im Sinne eines Ablenkungsmanövers, das den wahren Sachverhalt scheinheilig verschleiern soll und hat hierbei eine Nähe zu dem Ausdruck "einen Deckmantel umhängen".[2] Auch die Redewendung "Kein (Feigen)blatt vor den Mund nehmen." oder " Feigenblätter suchen (flechten)" (für Ausflüchte, Entschuldigungen suchen deuten in die gleiche Richtung.[3]

Biblisches Symbol

Das Feigenblatt wird in der biblischen Geschichte vom Sündenfall erwähnt. Nachdem Adam und Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis aßen, merkten sie, dass sie nackt waren und bedeckten ihre Blöße mit Feigenblättern (1. Mose 3, 7). Abgeleitet von diesem Text wird das „Feigenblatt“ als bildlicher Ausdruck für die schamhafte Verhüllung gebraucht.

Nach dem Vorbild des Bibeltextes wurde in der bildenden Kunst des christlichen Abendlandes bis in die Neuzeit hinein das Geschlechtsteil einer nackten Person mit einem Blatt oder einem anderen bedeckenden Gegenstand übermalt. Ein Beispiel hierfür ist die systematische Übermalung des Jüngsten Gerichtes in der Sixtinischen Kapelle durch den so genannten "Hosenmaler" Daniele da Volterra, einem Schüler Michelangelos, die mit der letzten Restauration soweit wie möglich gemäß den ursprünglichen Intentionen des Werkschöpfers Michelangelo und mit Billigung der katholischen Kirche zurückgenommen wurde. Für die Kopie der Davidstatue des Michelangelo im Royal Albert Museum wurde speziell ein Feigenblatt aus Gips geschaffen, um das Schamgefühl weiblicher Besucher zu schonen.[4]

Allgemeine Symbolik

Die heutige symbolische Darstellung eines Herzens geht unter anderem auch auf stilisierte Feigenblätter zurück, zusammen mit den Blättern des Efeu.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Feigenblatt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Feigenblatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Feigenblatt?hl=feigenblatt
  2. Knaur: Das deutsche Wörterbuch, Lexikographisches Institut München 1985, Seite 363
  3. http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Feigenblatt?hl=feigenblatt
  4. http://www.vam.ac.uk/collections/sculpture/stories/david/index.html

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  • Feigenblatt — Feigenblatt, 1) Blatt des Feigenbaums; wegen seiner eleganten Form in der Ornamentik gern verwandt, auch zum Verbergen der Geschlechtstheile nackter Statuen, namentlich bei restaurirten Antiken vorkommend; 2) weibliches Glied des Rothwildes …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Feigenblatt — Sich ein Feigenblatt umhängen, etwas als Feigenblatt benutzen: vor anderen etwas verbergen, etwas bemänteln, bezeichnet zugleich auch das, was zur Verhüllung benutzt wird. Das Feigenblatt war nach Gen 3, 7 die erste dürftige Bekleidung von Adam… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Feigenblatt — das Feigenblatt, ä er (Oberstufe) Gegenstand, der vor einen anderen Gegenstand gestellt wird, mit der Absicht ihn zu verbergen Beispiel: Diese Zustimmung wird als Feigenblatt für die Legitimation erweiterter staatsanwaltschaftlicher Befugnisse… …   Extremes Deutsch

  • Feigenblatt — Fei|gen|blatt 〈n. 12u〉 1. Blatt eines Feigenbaumes 2. 〈fig.〉 spärliche, schamhafte Verhüllung * * * Fei|gen|blatt, das: 1. Blatt des Feigenbaums. 2. [nach 1. Mos. 3, 7, wo sich Adam u. Eva Lendenschurze aus Feigenblättern flechten] etw., was dazu …   Universal-Lexikon

  • Feigenblatt — Fei·gen·blatt das; 1 ein Blatt des Feigenbaums 2 pej; etwas, womit man versucht, etwas zu verhüllen oder zu verbergen <etwas als Feigenblatt benutzen> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Feigenblatt — Feige: Der Name der tropischen Südfrucht, mhd. vīge, ahd. fīga, beruht auf einer durch aprov. figa (daraus auch entspr. frz. figue) vermittelten Entlehnung aus lat. ficus (bzw. vlat. fica) »Feigenbaum; Feige«. Das lat. Wort selbst hängt zusammen… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Feigenblatt — 1. Die Feigenblätter Adam s sind schuld, dass er s der Eva zeiht. 2. Feigenblätter sind noch keine Hosen. Entschuldigungen noch keine Rechtfertigungen. *3. Feigenblätter suchen (flechten). Ausflüchte, Entschuldigungen. Holl.: Hij zoekt naar… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Feigenblatt-Kürbis — (Cucurbita ficifolia) Systematik Rosiden Eurosiden I Ordnung …   Deutsch Wikipedia

  • Feigenblatt, das — Das Feigenblatt, des es, plur. die blätter, eigentlich das Blatt des Feigenbaumes. Bey den Jägern wird das Geburtsglied der Rehe und Hindinnen das Feigenblatt genannt; entweder als eine Anspielung auf die Feigenblätter, deren sich Adam bedienete …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Feigenblatt — Fei|gen|blatt …   Die deutsche Rechtschreibung

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