- Feindsender
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Der Begriff Feindsender wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich während des Zweiten Weltkriegs geprägt und bezeichnete verbotene Radiostationen. Meist handelte es sich um ausländische, teilweise auch um Sender im eigenen Land.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Mit Kriegsbeginn 1939 wurden vom NS-Regime zahlreiche neue Gesetze und Verbote eingeführt. Eines der neuen Gesetze war die „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“ vom 1. September 1939. Sie bedrohte das Hören ausländischer Rundfunksender mit hohen Strafen. Hörer satirischer Beiträge oder Musiksendungen wie Jazz und Swing kamen oft mit einer Verwarnung durch die Gestapo davon, mussten aber auch mit dem Einzug des Rundfunkgerätes oder gar einer Gefängnisstrafe rechnen. Verbreitung von abgehörten Nachrichten der Feindsender konnte Zuchthausstrafen nach sich ziehen oder sogar mit dem Tode bestraft werden.
Schnell entwickelte sich die Londoner BBC zum stärksten ausländischen Feindsender, ebenso galt Radio Vatikan als Feindsender. Weitere ausländische, in Deutschland gehörte Sender waren Radio Moskau, Radio Oranje, eine Sendung der Niederländischen Exilregierung in niederländischer Sprache auf der Welle der BBC, der schweizerische Landessender Beromünster[1] und die britischen Propagandasender in deutscher Sprache Gustav Siegfried 1 und Soldatensender Calais. Innerhalb des Landes entstanden verschiedene, eher kleine Schwarzsender.
Nicht nur das Hören von unerwünschten Sendern wurde mit Strafen belegt. Gleichzeitig, im September 1939, wurde auch eigenes Senden verboten: Alle Ermächtigungen der deutschen Reichspost wurden für ungültig erklärt. Sämtliche vorhandenen Funkgeräte deutscher Funkamateure wurden ohne Entschädigung enteignet und eingezogen oder mussten beim Zustellpostamt abgeliefert werden.
Einige Deutsche, beispielsweise die Vierergruppen, verbreiteten trotz des Verbots die Inhalte ausländischer Sender innerhalb des Landes. Der im Exil lebende Schriftsteller Thomas Mann hat über den Rundfunk „Deutsche Hörer!“ aufgerufen, der Welt ein Zeichen des Widerstandes und damit der Existenz des besseren Deutschlands zu geben.
DDR
Der Begriff "Feindsender" fand im DDR-Sprachgebrauch Verwendung für Westsender.[2]
Literatur
- Michael P. Hensle: Rundfunkverbrechen. Das Hören von „Feindsendern“ im Nationalsozialismus. Metropol, Berlin 2003, ISBN 3-936411-05-0 (Reihe Dokumente, Texte, Materialien 49)
- Karin Falkenberg: „Englisch inhalieren“ – Das abhören ausländischer Sender während des Zweiten Weltkriegs; in Das Archiv, Hrsg: DGPT, Heft 1 /2011, ISSN 1611-0838, S. 34–38
Weblinks
- Rundfunkverbrechen vor nationalsozialistischen Sondergerichten, Prof. Dr. Wolfgang Benz und Prof. Dr. Reinhard Rürup
Einzelnachweise
- ↑ http://www.badische-zeitung.de/template/_nwas_vorlagen/load_ole_pdf.php?ref=DOLE/q*82r36gjqjoh801oq35v
- ↑ Rainer Gries: Die DDR aus generationengeschichtlicher Perspektive: eine Inventur. Leipzig 2006, ISBN 3-937209-60-3, S. 267
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