- Soldatensender Calais
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Der Soldatensender Calais war ein britischer deutschsprachiger Propagandasender des Political Warfare Executive während des Zweiten Weltkrieges.
Geschichte
Die Studios befanden sich in Milton Bryan. Der Sender war mit 600 kW Ausgangsleistung damals der stärkste Mittelwellensender in Europa und war nur zu dem Zweck eingerichtet worden, um mit gezielt gestreuten Halbwahrheiten Einfluss auf die Meinungsbildung der deutschen Zuhörer zu bekommen. Er sendete auf den Wellenlängen 360, 420 und 490 Meter (833, 714 und 612 kHz).
Die erste Sendung ging am 24. Oktober 1943 über den Äther, die letzte am 14. April 1945. Der Sendeleiter war der britische Journalist Denis Sefton Delmer. Sein Stab setzte sich aus internationalen Journalisten, Psychologen, aus deutschen Emigranten und ehemaligen Kriegsgefangenen zusammen.
Der Sender diente vor allem der „schwarzen Propaganda“. Anders als bei „weißer Propaganda“, wo die Nationalität des Senders bekannt ist wurde hier vorgegeben, dass es sich um einen deutschen Wehrmachtssender handelt, der aber in Wirklichkeit von den Briten unterhalten wurde. Die Tarnung war so perfekt (Delmer und die anderen Moderatoren sprachen fließend Deutsch), dass viele Deutsche für lange Zeit an einen offiziellen deutschen Sender glaubten. Delmer selbst beschrieb in seinem Buch „BLACK BOOMERANG“ die Methode als „cover, cover, dirt, cover, dirt“ (viele Sendungen zum Erhalt der Glaubwürdigkeit und nur dazwischen ein paar Propagandaphrasen und -lügen einbauen). So wurde viel bei den Deutschen beliebte Musik gespielt und über Sportergebnisse und andere Ereignisse in Deutschland berichtet, gelegentlich aber auch moralzersetzende Informationen eingestreut. Auch wurde beispielsweise die Person Hitler nie persönlich angegriffen, sondern immer nur seine Umgebung für „Missstände“ verantwortlich gemacht.
Ein Beispiel ist die Berichterstattung des Soldatensenders während der Invasion in der Normandie, von der zeitnah berichtet wurde. Durch den Zusammenbruch der Kommunikation bei den Deutschen waren viele deutsche Befehlshaber auf die Informationen des Soldatensenders Calais angewiesen, die auch zu 99 Prozent richtig war, zu einem Prozent aber die Deutschen in Fallen lockte.
Die Psychological Warfare Division der USA unterhielten mit dem Nachtsender 1212 der aus Luxemburg sendete ein ähnliches Projekt.
Das geflügelte Wort „Wenn das der Führer wüsste…“ ist auf den Soldatensender Calais zurückzuführen.
Verfilmung
Im Jahre 1960 wurde in Deutschland der Spielfilm „Soldatensender Calais“ unter der Regie von Paul May produziert.
Darsteller:
- Hans Reiser als Werner Malden
- Gert Fröbe als Chef des Senders
- Klausjürgen Wussow als Jochen Malden, Kapitänleutnant
- Helmut Schmid als Rudi Castrop
- Peter Carsten als Otto Panzke
- Siegfried Lowitz als Albrecht, Hauptsturmführer
- Karl Lange als Hauptmann Reßler, Abwehr-Offizier
- Wolfgang Büttner als Admiral
- Ingeborg Schöner als Anne Lindhoff, Sekretärin
- Karin Hübner als Madeleine Dartein, junge Französin
- Edith Elmay als Mary, britische Nachrichtenhelferin
- Alexander Golling als Gauleiter
- Edith Schultze-Westrum als Frau Schmitz, Portierin
- Gerd Vespermann als Captain Burns
- Jacqueline Boyer
Weblinks
- Soldatensender Calais in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Black Boomerang Sefton Delmer's Buch (englisch).
- Gray and Black Radio Propaganda against Nazi Germany Schön illustrierte Abhandlung über die propagandistischen Versuche der Alliierten mittels unidentifizierbaren oder falsch-identifizierten Radiosendern (englisch).
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