- Landessender Beromünster
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47.1897222222228.1755555555555Koordinaten: 47° 11′ 23″ N, 8° 10′ 32″ O
Der Landessender Beromünster war eine Sendeanlage für Mittelwellen-Rundfunk in der Schweiz. Die Sendeanlage lag während ihres Bestehens nicht in Beromünster selbst, sondern auf dem damaligen Gemeindegebiet von Gunzwil.
Inhaltsverzeichnis
Infrastruktur
Der Landessender Beromünster nahm als neue Mittelwellen-Sendeanlage der Schweiz am 11. Juni 1931 seinen Betrieb mit einer T-Antenne an zwei 125 m hohen Sendemasten in Gunzwil auf. Eine Erhöhung der Sendeleistung und die Errichtung des Blosenbergturms als Selbststrahlender Sendemast im Jahre 1937 machten das Signal in weiten Teilen Europas empfangbar. Die zwei Türme der T-Antenne trugen weiterhin eine Antenne für Mittelwelle. 1962 wurde der Westturm abgebaut und als Sendeturm St. Chrischona für UKW-Rundfunk und TV wieder aufgebaut. Der in Gunzwil verbliebene Ostturm diente als Reservesendeturm Beromünster.
Der 1973 aufgeschaltete Landessender Sarnen ersetzte in den Nachtstunden das ab Mitternacht mittlerweile stark gestörte Signal des Landessenders Beromünster. Die Station Sarnen wurde über das Betriebsgebäude in Beromünster überwacht.[1]
Der Sender Beromünster war mit der Umsetzung des Genfer Wellenplans ab 1978 auf Mittelwelle auf der Frequenz 531 kHz empfangbar und markierte gleichzeitig das untere Ende des offiziellen Mittelwellenbereichs. Die Sendeleistung betrug zuletzt 180 kW. Im Jahr 2002 wurde festgestellt, dass der Sender bei der damaligen Sendeleistung von 600 kW die im Jahr 2000 in Kraft getretene Verordnung über Emissionsgrenzwerte für nicht ionisierende Strahlung (NISV) überschreitet, was für jene Leistung eine aufwändige und kostenintensive Sanierung nötig gemacht hätte. Da der Mittelwellenrundfunk zunehmend an Bedeutung verliert, wurde die Abschaltung des Senders auf den 28. Dezember 2008 beschlossen.[2][3]
Historische Bedeutung
Mit der erhöhten Sendeleistung des Blosenbergturms 1937 konnte Radio Beromünster in weiten Teilen von Europa empfangen werden. Der Landessender als Öffentlich-rechtlicher Rundfunk wurde zu einer wichtigen unabhängigen Informationsquelle im Zweiten Weltkrieg. Auf diese Weise wurde der namensgebende Ort Beromünster weithin bekannt.
Die NS-Propaganda beruhte wesentlich auf dem neuen Medium Radio. Der Volksempfänger wurde im Auftrag von Joseph Goebbels entwickelt. Für die Abwehr dieser Propaganda im Rahmen der Geistigen Landesverteidigung war der Landessender nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Deutschland, Österreich bis ins Warschauer Ghetto von grosser Bedeutung. Der Historiker Jean Rudolf von Salis war in den Jahren von 1940 bis 1946 mit seiner «Weltchronik», die jeden Freitagabend um sieben Uhr ausgestrahlt wurde, die wichtigste Stimme von Radio Beromünster. Der Landessender blieb aber auch in der Nachkriegszeit eine wichtige unabhängige Informationsquelle, die weiter nicht nur in der Schweiz regelmäßig gehört wurde. Aus dem Rundfunk ging das Schweizer Radio DRS hervor.[4][5]
Am 29. Dezember 2008 um 00:00 Uhr MEZ wurde die Übertragung der Musigwälle 531 mit der Schweizer Nationalhymne beendet.[6] Bis zum 1. Januar 2009 um 00:00 Uhr informierte eine aufgeschaltete Ansage, dass der Sender ab Neujahr nicht mehr senden werde. Der Hauptsendeturm auf dem Blosenberg steht seit 2009 unter Denkmalschutz, die Ausrüstungen des ehemaligen Mittelwellensenders sind heute im Museum für Kommunikation in Bern ausgestellt.[7][8] Eine Umgestaltung des Hauptsendeturms zum Museum ist in Absprache.[9]
Im ehemaligen Betriebsgebäude des Senders befindet sich heute das Zentrum für Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (KKLB), eine Initiative des Künstlers Werner Zihlmann alias Wetz.[10]
Referenzen
- ↑ Die Mittelwellensender der Schweiz. In: biennophone.ch. Markus Meier, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Video des Tages: Das Ende eines Stücks Radiogeschichte. SF Videoportal, 13. August 2008, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Beromünster ist Geschichte. SF Tagesschau, 28. Dezember 2008, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Abschied vom Landessender Beromünster. Schweiz aktuell, 10. Oktober 2008, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Edzard Schade: Faktisches zum Mythos Radio Beromünster. Rückblick auf die Ära einer 77-jährigen Radiogeschichte. NZZ Online, 27. Dezember 2008, abgerufen am 20. August 2011.
- ↑ Radio Beromünster hat ausgesendet. 20 Minuten, 28. Dezember 2008, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ sda/ap: «Beromünster» unter Denkmalschutz. Grosser Sendeturm mit kulturhistorischer Bedeutung. NZZ Online, 19. Oktober 2009, abgerufen am 20. August 2011.
- ↑ Die Sammlung «Radio». Museum für Kommunikation, Bern, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Schweizer Landessender Beromünster. In: Geschichte der Technik. Markus Jud, abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Raphael Amrhein: Künstler kauft Landessender Beromünster. SF Tagesschau, 21. Mai 2010, abgerufen am 21. August 2011.
Siehe auch
Weblinks
Landessender: Beromünster | Monte Ceneri | Sottens
Relaisstationen der Landessender: Chur | Hönggerberg | Münchenbuchsee | Sarnen | Savièse | Sool
Weitere: Kurzwellensender Schwarzenburg | Zeitzeichensender Prangins (bis Ende 2011 in Betrieb)
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