Fernwirken

Fernwirken

Unter Fernwirken wird die Fernüberwachung und -steuerung räumlich entfernter Objekte mittels signalumsetzender Verfahren, von einem oder mehrerer Orte aus, verstanden.
Prinzip Fernwirken

Es werden spezielle Datenübertragungsprotokolle genutzt, um die Prozessdaten sicher über Weitbereichsnetze geringer Bandbreite und Übertragungsqualität zu übertragen.

Beispiele sind:

Die Fernwirktechnik gliedert sich in zwei Bereiche. Dies sind die Fernwirk-Unterstellengeräte (die im Prozess bzw. prozessnah installiert sind) und die Fernwirkzentralen. Die Fernwirkzentralen (Synonyme hiervon sind Prozesskoppelsysteme, Fernwirk-Gateways) sind heutzutage prozessfern aufgebaut und werden den Leitsystemkomponenten zugerechnet. Fernwirk-Unterstellen und -Zentralen sind über WAN-Verbindungen miteinander gekoppelt.

Inhaltsverzeichnis

Anforderungen

Solche Dienste sind technisch charakterisiert durch bestimmte Anforderungen an Geräte und Übertragungswege:

Informationsarten

In der Fernwirktechnik werden übertragen

  • Schalt- und Stellbefehle
  • Schalterstellungsmeldungen
  • Kenn- und Warnmeldungen
  • Messwerte
  • Zählwerte
  • sonstige Daten

Aufbau eines Fernwirkgeräts

Ein Fernwirkgerät besteht typischer Weise aus einer

  • Vielzahl verschiedener Prozessbaugruppen (Schnittstelle zwischen Prozess und Systembus. Sie passen die Signalpegel an die Prozessbedingungen an. Ihre Funktion besteht in der analog/digital Umwandlung und der digital/analog Umwandlung von Informationen, aber auch in der Summierung von Zählimpulsen.)
  • dem Systembus
  • der Steuereinheit/Zentraleinheit
  • dem Sende-/Empfangskopf , der die Schnittestelle zur Übertragungstechnik bildet.

Wird ein Fernwirkgerät mit mehreren Sende-/Empfangsköpfen ausgestattet, so können auch mehrere Gegenstellen bedient werden. Dazu kann auch über unterschiedliche Fernwirkprotokolle kommuniziert werden.

Es hat in der Vergangenheit mehrfach Versuche gegeben, die Techniken für das Fernwirken zu vereinheitlichen. Diese Versuche waren zunächst nicht erfolgreich. Durch die gemeinsame Spezifikation der IEC-Protokolle durch mehrere Hersteller bildet sich inzwischen eine deutliche Standardisierung bei Neuinstallationen heraus. Durch die relativ hohe Lebensdauer von Fernwirksystemen beträgt die Lebenszeit der Protokolle etwa 10-20 Jahre, so dass auch weiterhin viele alte Protokolle im Einsatz sind.

Aktuell trifft man z. B. folgende Protokolle:

  • IEC 60870 mit den Anwendernormen IEC 60870-5-101, IEC 60870-5-104 (aktueller Standard in Europa und Asien)
  • DNP3.0 (US-Standard)
  • FW535/537, SINAUT (Siemens AG),
  • Modbus RTU (AEG)
  • Modnet-1F/SEAB-1F (früher AEG, heute OHP GmbH)
  • TG 065, TG 709, TG 80x (früher L&G, heute Siemens AG)
  • DULZ/DULU (IDS GmbH)
  • Ridat (Rittmeyer AG)
  • ReSyNet (Phoenix Contact)
  • HST TeleMatic, IP-basiertes Protokoll gemäß DWA-M 207 (HST Systemtechnik GmbH)
  • MFW-1G (EES - Elektra-Elektronik GmbH & Co Störcontroller KG)
  • ODP, Modbus-basierendes Protokoll (Videc GmbH)

Produktabhängige Leistungsmerkmale sind zum Beispiel:

  • ereignisgesteuerte Datenübertragung
  • Archivierung anhand von Zeitstempeln
  • Überwachung und Visualisierung der WAN-Verbindungen
  • automatisches Aufdaten (Aktualisieren) nach Beseitigung von Verbindungsstörungen

Fernwirkanlagen nutzen praktisch alle Telekommunikationsnetze, die Datenübertragung ermöglichen, so zum Beispiel

Einen ähnlichen Aufgabenbereich haben die Telemetrie und die Telematik; deshalb werden diese Begriffe oft synonym verwendet.

Weiterführende Richtlinien/Empfehlungen

Vom BDEW (früher VDEW) wurden die Empfehlungen für Fernwirkanlagen in EVUs herausgegeben. Diese befassen sich mit „Planung und Einsatz von Fernwirkanlagen“ sowie den „Technischen Bedingungen für Fernwirkanlagen“. Des Weiteren gibt es folgende VDE-Vorschriften: VDE 0160, 0660, 0670, 0800 und 0804.


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