- Festung (Schach)
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Eine Festung im Schachspiel ist eine Stellung, in der eine im Normalfall zum Sieg ausreichende materielle Überlegenheit einer Seite nicht in einen Gewinn umgesetzt werden kann, weil die unterlegende Seite ihre Spielsteine so positioniert hat, dass die überlegene Seite weder eine Mattführung, noch eine Abwicklung in ein gewonnenes Endspiel erzwingen kann.
Der russische Trainer Mark Dworezki definiert eine Festung als eine „uneinnehmbare Stellung, in der man sich auf passive Verteidigung beschränkt“. Gelegentlich sei möglicherweise ein exakter Zug nötig. Der Festungsbau sei eine wichtige Verteidigungsmethode im Endspiel.[1]
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
In diesem Beispiel hat Schwarz zwar einen materiellen Vorteil von einem Turm gegen zwei Bauern, aber er kann nicht gewinnen, weil sein König nicht eingreifen kann und Weiß die Einbruchsfelder des Turms auf der h-Linie kontrolliert.1. ... Th8-h3
2. Kg1-g2! Th3-h6
3. Kg2-g1 remis, denn der schwarze König wird zuverlässig von den beiden weißen Bauern abgeschirmt, und der Turm allein kann nicht eindringen.A. Petrosjan – Hazai
Belgien 1970a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Schwarz am Zug
In dieser Stellung aus einer Partie Arschak Petrosjan − Laszlo Hazai steht Schwarz auf Verlust. Weiß verfügt über das einfache Manöver Db2-d2, Ka2-b3, Sa4-c3, Kb3-a4, Sc3-a2-c1-b3, wonach Weiß den Ba5 erobern würde und dann leicht gewinnt. Hazai fand jedoch den geistreichen Zug 1. ... Da7-b6!!, der noch eine letzte Falle stellte, in die Petrosjan fiel. Er schlug mit 2.Sa4xb6+? die Dame, nur um festzustellen, dass Schwarz nach 2. ... c7xb6 eine Festung errichtet hatte. Da h5-h4 drohte, folgte 3.h3-h4 g5xh4. Im folgenden Zug opferte Schwarz jedoch seinerseits den Bauern mit 4. ... h4-h3, und nach 5.g2xh3 h5-h4 war jede Einbruchsmöglichkeit versperrt.Weitere Beispiele:
- Im Anschluss an die berühmte Kombination in der Partie Tylkowski - Wojciechowski, Poznań 1931 musste Weiß möglicherweise nur deshalb verlieren, weil er versäumte, beginnend mit 37.Tb3 eine Festung zu errichten.
- Siehe auch: Der falsche Läufer
Häufige Festungen
In Diagramm 1 pendelt Weiß einfach mit dem Turm zwischen f3 und h3, bzw. mit dem König zwischen g1, h1 und h2. Der schwarze König kann in keinem Fall die 3. Reihe überschreiten. Wenn der König auf e2 statt e4 stehen würde, könnte er nie die f-Linie überschreiten.
In Diagramm 2 kann Schwarz mit dem König niemals dauerhaft die Felder f1, f2, f3, g3, h3 betreten. Falls der weiße König auf g1 oder h2 gezwungen wird, kann der Läufer zwischen h1 und g2 pendeln.
In Diagramm 3 pendelt Weiß einfach mit dem König zwischen g1 und h1. Falls Schwarz den Läufer auf f3 stellt, darf dieser nur geschlagen werden, wenn der weiße König auf g1 steht, weil Weiß nach Kxf3 mit dem Zug Kf1 die Opposition herstellt und remis hält.Aktive Festungen
Zumeist besteht eine Festung aus einem kleinen Areal des Schachbretts, das von der schwächeren Seite gehalten wird, oder die stärkere Seite vermag einen Bauernwall nicht zu durchbrechen. Erstaunlicherweise können jedoch auch offensiv wirkende Figuren Festungen aufbauen.
Frei nach einer Studie von
Carl Behting
Baltische Schachblätter 1908a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Remis
Der schwarze König ist eingesperrt und völlig bewegungsunfähig. Ohne ihn kann die Dame nicht matt setzen, und sie gegen einen Springer zu opfern, führt zu einem unentschiedenen Endspiel. Der einzig mögliche Gewinnversuch wäre, dass Schwarz mit der Dame seinerseits den weißen König einsperrt, Weiß in Zugzwang bringt und die Springer sich mit Verlust trennen müssen. Doch dies ginge nur auf den Feldern f7 oder g6, die beide der Springer e5 kontrolliert. Daher ist die Stellung remis.Probleme für Schachcomputer und Schachprogramme
Da Festungen nicht ein definitives Partieende (wie etwa Patt) darstellen und eine Seite materiell dauerhaft überlegen ist, sind Schachcomputer und Schachprogramme üblicherweise nicht in der Lage, mit ihren normalen Bewertungsmethoden eine Festung als solche zu erkennen. Entsprechende Fähigkeiten müssen gesondert in sie einprogrammiert werden.
Nach 1. De7xc7+ Kb7xc7 2. b2-b4! hat Weiß eine Festung aufgebaut. Ob Schwarz auf b4 tauscht, den Bauern nach c4 vorschiebt oder ihn auf c5 stehen lässt, ist egal – die schwarzen Bauern kommen nicht am weißen König vorbei, und dessen schwarzes Gegenüber ist durch die weißen Bauern ausgesperrt. Shredder 7.04 war noch im Jahre 2003 nicht in der Lage, diese Stellung als einfaches Remis zu erkennen.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Mark Dworetski: Geheimnisse gezielten Schachtrainings. Edition Olms 1993. ISBN 3-283-00254-1. S.49 und S.113
- ↑ Tim Krabbés Schachtagebuch, Eintrag 223
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