- Filialkirche St. Michael (Obermerzbach)
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Die kleine protestantische Filialkirche St. Michael ist der Mittelpunkt des Untermerzbacher Ortsteiles Obermerzbach im Landkreis Haßberge (Unterfranken). Die romanische Chorturmkirche gilt als einer der ältesten erhaltenen Sakralbauten in Unterfranken.
Geschichte
Der älteste Teil der wahrscheinlich im 12. und 13. Jahrhundert erbauten Kirche dürfte das Untergeschoss des Chorturmes sein, dem wenig später das rechteckige Langhaus angefügt wurde. Die erste urkundliche Erwähnung des kleinen Gotteshauses stammt aus dem Jahr 1232. Von Anfang an war die Kirche eine Filiale des nahen Untermerzbach, dessen Pfarrkirche bereits 1225 erstmalig erwähnt wird. Unter Kunz II. von Rotenhan wurden Ober- und Untermerzbach im 16. Jahrhundert evangelisch. Untermerzbach dient jedoch seit 1691 als Simultankirche, was auf die häufig komplizierten Herrschaftsverhältnisse in den Haßbergen zurückzuführen ist.
Die Obergeschosse des Chorturms entstanden gegen 1615 (Inschrift am Westgiebel) in Fachwerkbauweise und wurden mit einen schiefergedeckten Spitzhelm bekrönt. 1693 renovierte man die Kirche und baute eine schlichte Empore ein.
Von 1950 bis 1953 wurde an der Kirche eine umfassende Renovierung durchgeführt und schließlich am 18. September 1953 neu eingeweiht. In den Jahren 1982 und 1983 fand eine weitere große Sanierung statt, 1984 wurde eine neue Turmuhrenanlage angebracht. Alle Sanierungsarbeiten kosteten 224.980 Deutsche Mark, also umgerechnet etwa 110.000 Euro.
Heute finden hier nur gelegentlich Gottesdienste oder Trauungen statt, der Kirchenraum ist aber tagsüber zur Besichtigung geöffnet.
Beschreibung
Die Kirche liegt etwas erhöht über der Dorfstraße auf 279 m ü. NN. Das unverputzte Langhaus (ca. 10,5 x 6 m) aus regelmäßigen Sandsteinquadern ist durch ein rundbogiges Portal zugänglich, dessen Laibung im 17. Jahrhundert erneuert wurde. Das Portal liegt innerhalb einer rechteckigen, profilierten Blende, die durch ein romanisches Rundbogenfries abgeschlossen wird. In den Bögen dieses Frieses ringeln sich zwei Schlangen, die in der Mitte ihre Häupter verschlingen. Zu beiden Seiten der Portalblende finden sich die charakteristischen „Wetzrillen“ mittelalterlicher Kirchen, die wohl durch das Abschaben von „heilkräftigem“ Steinpulver entstanden sein dürften.
Der Chor trägt einen verschieferten Fachwerkaufbau (1615) und einen achteckigen Spitzhelm auf einem flachen Walmdach (Anfang des 19. Jahrhunderts)
Der eingezogene, nahezu quadratische Chor wird von einem archaischen Kreuzrippengewölbe überspannt, dessen Rippen aus einem schweren, halbrunden Wulst gebildet werden. Auffällig ist das Fehlen des Schlusssteines, der offensichtlich herausgeschlagen wurde. Der rundbogige Chorbogen ruht auf Wandpfeilern mit attischen Basen und schrägen Kämpferplatten. Die nördliche Kämpferschräge ist durch ein Muster aus eingemeißelten Dreiecken verziert, darunter ist eine, - stark abgestoßene - Figur erkennbar, die im Inventarband als Mann gedeutet wird, der einen zweiten auf der Schulter trägt. Verbreiteter ist jedoch die Deutung der Darstellung als Mutter Gottes mit dem Kind. Die einfache Kanzel und der Taufstein entstanden um 1615, die Emporen der West- und Nordseite wohl bei der Renovierung des Jahres 1693.
Literatur
- Die Kunstdenkmäler von Bayern, III, 15, Bezirksamt Ebern. – München, 1916 (Nachdruck München, 1983, ISBN 3-486-50469-X)
- Die Kirche St. Michael in Obermerzbach. - von Edgar Maier, Untermerzbach 2007 (ISBN 978-3-00-022470-6)
50.131910.8449Koordinaten: 50° 7′ 55″ N, 10° 50′ 42″ O
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