- Fisch (Christentum)
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Die eucharistischen Fische sind ein verbreitetes Bildmotiv der frühchristlichen Kunst und als Wandmalereien anzutreffen; eines der ersten Werke dieser Art findet sich in den Lucina-Krypten der römischen Calixtus-Katakombe.
Das Fischsymbol und die Folge ICHTHYS spielte als Akrostichon und Akronym (oder Backronym, da es keine eindeutigen Beweise für die Bedeutung zum Entstehenszeitpunkt gibt) bereits im Urchristentum eine herausragende Rolle. Daran anknüpfend wurde die Eucharistie in den Wandmalereien der frühchristlichen Grabstätten meist als die wundersame Vermehrung der fünf Gerstenbrote und der zwei Fische zur Speisung der Fünftausend symbolisiert (Joh 6,1-15 EU), bei der Jesus seinen Leib verhieß (Joh 6,51 EU): Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt. Neben der Einzeldarstellung eines Fisches, auf den ein Brotkorb gestellt ist, taucht das Motiv auch für die symbolisierende Darstellung des Abendmahl-Sakraments auf: Dabei sitzen stets sieben (d.h. zum Heil berufene) Personen um einen Tisch. Auf dem Tisch stehen zwei oder drei Platten mit Broten und Fischen sowie Weingläser, und am Boden Brotkörbe.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Hintergrund
Eine mündlich tradierte und später in Schriftform festgehaltene Version erzählt, dass der Fisch als unauffälliges christliches Erkennungszeichen verwendet wurde. Das griechische Wort für Fisch ἰχθύς (ichthýs) enthält ein kurzgefasstes Glaubensbekenntnis (Ιησούς Χριστός Θεού Υιός Σωτήρ[ας]):
- IΗΣΟΎΣ
- Iēsous (neugr. Iisús) „Jesus“
- ΧΡΙΣΤΌΣ
- Christós „Christus“ (d.h. „der Gesalbte“)
- ΘΕΟΎ
- Theoú „Gottes“
- ΥΙΌΣ
- Hyiós (neugr. Iós) „Sohn“
- ΣΩΤΉΡ
- Sōtér (neugr. Sotíras) „Retter“/„Erlöser“
Das (I·Ch·Th·Y·S-)Symbol besteht aus zwei gekrümmten Linien, die einen Fisch darstellen. Historisch nicht belegt ist die Auffassung, dass es schon von den ersten Urchristen als Erkennungs- und Geheimzeichen benutzt wurde: Eine Person zeichnete einen Bogen in den Sand, die andere vollendete das Symbol mit dem Gegenbogen und zeigte sich damit als Bruder oder Schwester in Christus.
Der Kirchenlehrer Tertullian (ca 200 n.Chr.) spielt in seiner Lehre von der Taufe („de baptismo“ 1,3) darauf an, dass sich die Christen gerne als „Fischlein“ bezeichneten.
Der Fisch kann archetypisch und tiefenpsychologisch als Symbol für die (unter Wasser) verborgene Wahrheit gedeutet werden, die es zu fangen, also ans Licht zu holen gilt. Sie schillert zunächst im Verborgenen, entgleitet dem Fischer leicht, verspricht aber Nahrung. In der Geschichte vom Fischzug des Petrus erweist sich Jesus damit auch als Wegweiser zur Wahrheit.
Verwendung in der Moderne
Während das Symbol des Fischs nach der Zeit der Antike im Christentum kaum eine Rolle gespielt hat, wird es in den letzten Jahrzehnten wiederbelebt.
Seit den 1970er Jahren ist das Fischsymbol millionenfach als Kennzeichen von christlicher Gesinnung auf Autos, Motorrollern und anderen Gegenständen zu sehen, anfangs vor allem im evangelikalen Bereich. Außerdem erscheint das Symbol immer öfter in kirchlichen Logos und Grafiken, bis hin zum (Wal-)Fisch des CVJM auf der Expo 2000 in Hannover[1] oder zum Leitsymbol des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2007 in Köln, als die Hohenzollernbrücke über den Rhein als überdimensionaler Fisch gestaltet war.[2] Teilweise wird das Symbol selbst außerhalb der Kirchen verwendet, oft ohne Kenntnis des Hintergrunds.
Auch wird das Wort Ichthys zunehmend als Namen gebraucht, von Kindergärten über Gottesdienste bis zu Kirchengemeinden oder kirchlichen Einrichtungen.
In der Folge der Ausbreitung gab es auch humoristische Abwandlungen des Fischs. So warb etwa die Offene Kirche in Württemberg bei Kirchenwahlen mit einem Haifisch und dem Slogan Kirche mit Biss.
Atheistische Verbände haben Parodien erstellt. Seit 1983 gibt es etwa den Gegenentwurf von Al Seckel und John Edwards. Sie entwickelten den Darwin-Fisch, der statt mit „Jesus“ mit „Darwin“ beschriftet ist und als Symbol der Evolutionstheorie Beine hat.[3] Varianten davon zeigen z. B. einen Fisch mit Beinen, der ein Werkzeug hält und mit „evolve“ beschriftet ist. Die Religionsparodie "Pastafarianismus", die das fliegende Spaghettimonster verehrt, hat ein ähnliches Symbol, das ein schematisches fliegendes Spaghettimonster darstellt und mit "FSM" beschriftet ist. Auch eine Variante des Fischemblems mit dem Schriftzug Gefilte und Davidstern ist verbreitet.
Einzelnachweis
- ↑ [1]
- ↑ Datei:Hohenzollernbruecke Koeln Deutscher Evangelischer Kirchentag 2007.jpg
- ↑ Pressemitteilung vom 9. Februar 2009 auf antitheismus.de
Weblinks
Literatur
- Franz Joseph Dölger: ICHTHYS. 5 Bände, Münster 1922–1957
- Franz Joseph Dölger: ICHTHYS. Nachdruck in 6 Bänden (Band 5 in 2 Bänden), Peter W. Metzler Verlag, Oberhausen/Duisburg 1999––2000, ISBN 3-936283-01-X, ISBN 3-936283-02-8, ISBN 3-936283-03-6, ISBN 3-936283-04-4, ISBN 3-936283-05-2, ISBN 3-936283-06-0
- Josef Engemann, Fisch, Fischer, Fischfang. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 7, 1969, Sp. 959-1097
- Meinolf Schumacher: Die Sprünge der Fische. Eine Speisevorschrift in Metaphorik und Allegorese. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 102 (1991), S. 307-312.
- Werner Tiki Küstenmacher: Was bedeutet dieser Fisch?. R. Brockhaus, Wuppertal 1998, ISBN 3-417-20556-5
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