Fischschwanzdolch

Fischschwanzdolch
Fischschwanzdolch
Fischschwanzdolche.jpg
Angaben
Waffenart: Dolch
Bezeichnungen: Fischwanzdolch
Verwendung: Waffe
Entstehungszeit: 2300 v. Chr. bis etwa 1600 v. Chr.
Ursprungsregion/
Urheber:
Europa, Ethnien aus Europa
Verbreitung: Europa
Gesamtlänge: etwa 10 cm bis etwa 30 cm
Griffstück: Stein
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Der Fischschwanzdolch ist ein neolithisches Steingerät Skandinaviens, das der Funktionsgruppe der Dolche zugeordnet wird. Der Name geht auf die Form des Griffstücks zurück, die an einen Fischschwanz erinnert.

Inhaltsverzeichnis

Kontext

Feuersteindolche (dän. Flintdolkene) sind typische Erscheinungen des Spätneolithikums das in Dänemark auch Dolktid genannt wird. Es gibt eine typologischen Abfolge der Dolche die sich bis in die frühe Bronzezeit erstreckt. Es gibt die sechs Haupttypen (I-VI): Die älteste Form ist lanzettlich, die weiteren Entwicklungen betreffen vor allem die Dolchgriffe. Die Fischschwanzdolche gehören in die Phasen IV bis VI. Der Dolch von Hindsgavl (Typ IV) schmückt den dänischen Hundertkronenschein.

Beschreibung

Das Rohmaterial für die Fischschwanzdolche ist baltischer Feuerstein, wobei vorzugsweise feinkörniger Senon-Flint verwendet wurde. Fischschwanzdolche kommen im End-Neolithikum vor. Dieser Abschnitt wird wegen des bereits fallweise auftretenden Kupfers und der beginnenden Metallurgie auch als Kupfersteinzeit bezeichnet. Fischschwanzdolche entstanden gegen 1600 v. Chr. am Ende und als kultureller Höhepunkt der unter anderem nach ihnen benannten Dolchzeit, die von ca. 2300 bis 1600 v. Chr. zwischen dem heutigen Hamburg, in Schleswig-Holstein und dem Norden Jütlands verbreitet war. Die nordischen Feuersteindolche werden in die Typen I bis VI unterteilt, dabei sind nur die Typen IV und V Fischschwanzdolche mit ausschwingendem Griffende. Die qualitativ und herstellungstechnisch anspruchsvollsten Fischschwanzdolche sind auf den Typ IV beschränkt, für den zickzackförmige Grate auf den Breitseiten der Griffe typisch sind. Inwieweit für die feinen Retuschen Kupferdruckstäbe erforderlich waren, ist noch umstritten. Fischschwanzdolche sind gewöhnlich zwischen 10-30 cm lang.[1] Sie zeigen in der Regel fein und sorgfältig retuschierte Schneiden, die Oberfläche weist gleichmäßige, parallel geführte Flächenretusche ein regelmäßiges Muster auf. Die Form hat sich aus einfacheren Vorformen entwickelt. Schon Menghin hielt sie für Nachahmungen von Kupferdolchen.[2][3] Solche waren etwa in der Aunjetitzer Kultur bereits bis ins heutige Niedersachsen verbreitet.

Ein Fund in Wiepenkathen (Ortsteil von Stade) enthielt auch Reste organischen Materials, das als mit einem Wollstoff gefütterter Holzgriff und eine Lederscheide aus Schafleder identifiziert wurde. Die Scheide war an besonders belasteten Stellen verstärkt und wurde mit Lederriemen am Gürtel befestigt.[4]

Literatur

  • Jan Apel, Daggers, knowledge and power. The social aspect of flint-dagger technology in Scandinavia 2350-1550 cal BC (Coast to Coast 3), Uppsala: Department of Archaeology and Ancient History, Uppsala University 2001.
  • David A. Barrowclough: The secrets of the craft production of Scandinavian Late Neolithic Flintdaggers. In: Lithic Technology Vol. 29, No. 1, 2004, Seite 75-86.
  • Errett Callahan: Neolithic Danish Daggers: An experimental peek. in: Apel, J. und Knutsson, K. (Hrsg.) Skilled Production and Social Reproduction. Aspects of traditional stone-tool technologies. Uppsala, 2006. Seite 115-137, ISBN 91-973740-6-7,
  • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. München, Beck, 1999. Seite 83, 141, ISBN 3-406-42125-3,
  • E. Lomborg, 1973. Die Flintdolche Dänemarks. Studien über die Chronologie und Kulturbeziehungen des südskandinavischen Spätneolithikums (Nordiske Fortidsminder, Serie B in Quarto, Band 1). Kopenhagen: Universitetsforlaget 1973.
  • Niels V. Skak-Nielsen, Flint and metal daggers in Scandinavia and other parts of Europe. A re-interpretation of their function in the Late Neolithic and Early Copper and Bronze Age. Antiquity 83, 2009, Seite 349–358

Einzelnachweise

  1. Niels V. Skak-Nielsen: Flint and metal daggers in Scandinavia and other parts of Europe. A re-interpretation of their function in the Late Neolithic and Early Copper and Bronze Age. Antiquity 83, 2009, S. 350
  2. Oswald Menghin: Weltgeschichte der Steinzeit, 1931
  3. Siehe dazu aktuell Janine Fies-Knoblach, Silices, die Metalle der Steinzeit, In: Frank Vollertsen/M. Kleiner (Hrsg.), Idee-Vision-Innovation. Meisenbach, Bamberg 2004, 4.
  4. Adolf Cassau: Ein Feuersteindolch mit Holzgriff und Lederscheide aus Wiepenkathen, Kreis Stade. Mannus 27, 1935, S. 199-209

Weblinks


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