- Jütland
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Jütland Jütland in seinen unterschiedlichen Ausdehnungen als Teil der Jütischen Halbinsel Gewässer 1 Nordsee, Limfjord Gewässer 2 Kattegat, Ostsee 55° 37′ 46″ N, 9° 12′ 4″ O55.6294444444449.2011111111111Koordinaten: 55° 37′ 46″ N, 9° 12′ 4″ O Fläche 29.775 km² in Dänemark Jütland (dänisch Jylland [ˈjylanʔ], Eigenschaftswort jütisch oder jütländisch, dänisch jysk) ist ein zwischen Nordsee und Ostsee gelegener Teil des europäischen Festlands. Mit dem Begriff Jütland wird – je nach Definition – das dänische Festland, aber auch die gesamte jütische Halbinsel bis nach Schleswig-Holstein und Hamburg beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Abweichende Definitionen
Jütland macht nach einer von mehreren abweichenden Definitionen den dänischen Teil der Kimbrischen Halbinsel aus. Es ist gemäß dieser Begriffsdefinition der Nordteil jener Halbinsel zwischen Ostsee und Nordsee, die sich von der Elbmündung im Süden über eine Länge von ca. 450 km bis Kap Skagen erstreckt. Genauer betrachtet stellt der nördlichste Teil Jütlands, durch den Limfjord getrennt, seit 1825 eine Insel dar, mit dem Namen Nordjütische Insel oder Vendsyssel-Thy. Jütland stellt den kontinentaleuropäischen Teil Dänemarks dar. Jütland ist 29.775 km² groß (das sind ca. 70 % der Gesamtfläche Dänemarks), hat aber nur 2,188 Mio. Einwohner (ca. 40 % der Gesamteinwohnerzahl).
Die Definition des Namens Jütland als dänischer Teil der Kimbrischen Halbinsel ist jedoch nicht unumstritten, weil der Bezeichnung Jütland dadurch der Rang eines politischen Begriffs zugesprochen wird und die Anwendbarkeit der Bezeichnung historisch zwischen Elbe und der Kolding-Ribe-Linie schwankt. Teilweise wird Jütland mit der Kimbrischen Halbinsel als geographischer Begriff gleichgesetzt; so wird in Dänemark die gesamte Halbinsel zumeist als Jyske halvø (Jütische Halbinsel) bezeichnet. Der Begriff „Jütische Halbinsel“ taucht auch in Texten von Historikern und enzyklopädischen Werken als Bezeichnung der gesamten Halbinsel auf. Eine weitere abweichende Begriffsdefinition kommt im rechtlichen Gewande daher: die juristische Legaldefinition des Namens Jütland ergibt sich aus dem festgelegten Geltungsbereich des Jütischen Low (Jütisches Recht) von 1240. Danach gehören zu Jütland der Gesamtbereich zwischen Skagen und der Kieler Förde-Levensau-Eider-Linie einschließlich angrenzender Inseln sowie Fünen, Fehmarn und Helgoland.
Geschichte
Jütland hat seinen Namen von den Jüten, einem germanischen Volksstamm,[1] der im 5. Jahrhundert mit den Angeln und Sachsen nach England (an den Medway) auswanderte, aber deren zurückgebliebener größerer Teil in den nordgermanischen Dänen aufging, die ihre Heimat verließen und Jütland von den Dänischen Inseln aus besiedelten. Aus dieser Periode stammt der Siedlungsplatz Hvolris bei Viborg. Die Jüten/Dänen stießen südwärts bis an die Eider vor, wo sie auf Sachsen und Slawen stießen. Der Fluss sollte ab 811 über ein Jahrtausend die dänische Südgrenze bilden, wobei diese Aussage wiederum von Definitionen abhängig ist: das Herzogtum Schleswig gehörte nicht zum Königreich Dänemark, wohl aber zum Staate Dänemark und der dänische König war Herrscher sowohl von Schleswig als auch von Holstein.
Der Name der Halbinsel als Kimbrische Halbinsel geht auf die Kimbern zurück, einem nordgermanischen Volksstamm, der um das 1. Jahrhundert v. Chr. mit den Teutonen in die heutige Schweiz und dann − aufgespalten − durchs Rhônetal nach Frankreich oder über den Brennerpass nach Italien zog.
Seit im 9. Jahrhundert im Süden der jütischen Halbinsel das dänische Königreich und das Frankenreich aneinander stießen, war die Südgrenze Jütlands politisch-rechtlich zu definieren und hat sich demzufolge mehrmals verschoben. Im Mittelalter bestanden jeweils in Nørrejylland (Norderjütland) und Sønderjylland (Süderjütland) regionale Landstinge.
1240 wurde Jütland namengebend für das Jütische Low (Jütische Recht). Es galt auf der Halbinsel von Skagen im Nordens bis an die Kieler Förde-Levensau-Eider-Linie im Süden einschließlich angrenzender Inseln sowie Fünen, Fehmarn und Helgoland. Damit gehörte das Herzogtum Schleswig zu Jütland, solange es unter dänischer Hoheit stand, also bis zur Übernahme der Hoheit durch den Deutschen Bund im Jahre 1866. Mit der Abtretung Nordschleswigs vom Deutschen Reich 1920 liegt die Grenze im Bereich des sprachlichen Übergangs zwischen Sønderjysk und Standarddänisch (Rigsdansk) im Norden und dem Schleswigschen Plattdeutsch und Neuhochdeutsch im Süden.
Geographie
Im dänischen Jütland setzt sich das schleswig-holsteinische Landschaftsbild nach Norden fort, mit Marschen an der Nordseeküste im Westen, einem Endmoränenrücken (Geest), der die Halbinsel in Nord-Süd-Richtung durchzieht, in der Mitte und lehmigem Hügelland, das aus den Grundmoränen der Eiszeit besteht, im Osten, insbesondere auf der Halbinsel Djursland fort, die zum Amt Århus gehört. Die heutige Topographie ist aber noch nicht alt, da sich Jütland entlang einer diagonal verlaufenden Kippachse im nordöstlichen Teil immer noch (10 mm/Jahr, ursprünglich 75 mm/Jahr) hebt und im Südwesten senkt. Die Halbinsel Djursland war z. B. bis in die jüngere Vergangenheit vom Kolindsund (einem Meeresarm) geteilt, der heute gänzlich verlandet, aber immer noch als flache, mitteldjursländische Talebene erkennbar ist. Nördlich von Esbjerg findet sich im Westen eine Ausgleichsküste mit hohen Sanddünen. Vom Limfjord wird Jütland in ost-westlicher Richtung durchschnitten. Mitten durch Jütland läuft, in Viborg beginnend und in Wedel bei Hamburg endend, der Ochsenweg oder dänisch Hærvejen (Heerweg). Historiker vermuten, dass die Anfänge dieses Weges bis in die Steinzeit zurückreichen.
Größte Stadt auf Jütland und zweitgrößte Stadt Dänemarks ist Aarhus, das allerdings in der Definition Jütlands als Kimbrische oder Jütische Halbinsel von Hamburg (nördlich der Elbe) übertroffen wird. Höchste Erhebung Jütlands (und mit 171,86 m über NN auch die höchste Erhebung Dänemarks) ist der Møllehøj in unmittelbarer Nähe zum Ejer Bavnehøj und unweit des Yding Skovhøj, die alle im Höhenzug Ejer Bjerge zwischen Skanderborg und Horsens liegen.[2] Längster Fluss und auch längster Fluss Dänemarks ist die Gudenå mit 173 km Länge. Unter den beiden abweichenden Definitionen des Begriffes Jütland wird die Gudenå von der Eider mit 188 km in der Länge übertroffen.
Verwaltungsgliederung
Siehe auch: Verwaltungsgliederung Dänemarks
Wenn auch Jütland neben Fünen, Seeland und Bornholm einer der traditionellen Landesteile Dänemarks ist, bildet es keine eigene Verwaltungseinheit. Es umfasst seit der Kommunalreform von 2007 die dänischen Regionen Nordjylland, Midtjylland sowie den größten Teil der Region Syddanmark.
Jütland bildet jedoch einen Obergerichtsbezirk, für den das Westliche Landesgericht (Vestre Landsret) mit Sitz in Viborg zuständig ist. Bis zur Anpassung des Wahlgesetzes infolge der Kommunalreform bildete ganz Jütland einen von drei Oberwahlbezirken in Abgrenzung zu Hovedstaden (Kopenhagen und Frederiksberg) und Øerne (die Inseln Fünen, Seeland, Lolland, Falster u. a.). Das Dänische Amt für Statistik erhält eine doppelte Gebietsunterteilung aufrecht, wodurch statistische Informationen sowohl unter den Verwaltungseinheiten (Regionen, Kommunen) als auch unter geographischen Gesichtspunkten abrufbar sind.
Gelegentlich werden in dänischen Medien die Begriffe West- und Ostdänemark verwendet. Westdänemark kann dabei je nach Kontext Jütland und Fünen, nur Jütland oder nur das westliche Jütland bezeichnen.
Zu Jütland werden auch die Wattenmeerinseln Rømø, Mandø und Fanø an der Westküste gerechnet, sowie Alsen (Als), Samsø, Anholt und Læsø an der Ostküste und die Inseln im Limfjord. Die Bewohner Alsens bezeichnen sich jedoch gelegentlich als zugehörig zu sowohl Jütland als den dänischen Inseln. Samsø war bis 1970 verwaltungsmäßig unter Holbæk Amt und Seeland eingeordnet. Anholt gehörte im Mittelalter zu dem damals noch dänischen Halland.
Wirtschaft
Die weltbekannte Firma Lego hat ihren Sitz in Billund. Bedeutende Wirtschaftszweige sind unter anderem der Tourismus, vor allem an der Nordseeküste, sowie die Fischerei und Nahrungsmittelproduktion. Wichtige Industrie- und Hafenstädte wie Kolding, Horsens oder Aarhus sind besonders an der Ostsee oder an Fjorden zu finden. In Esbjerg, der fünftgrößten Stadt Dänemarks, befindet sich der bedeutendste Nordseehafen des Landes mit einer mehrmals wöchentlich nach Harwich (Großbritannien) verkehrenden Auto- und Personenfähre.
Sehenswürdigkeiten
Neben den unzähligen Zeugnissen der Vorzeit, den Megalithanlagen, die sich in der Osthälfte Jütlands ballen, existieren Klöster, Museen, Schlösser sowie 22 Herrensitze und an die 50 Dorfkirchen.
etwa:
- Den Gamle By in Aarhus
- Hjerl Hede (Freilichtmuseum)
- Jelling (Taufstein Dänemarks, Runenstein)
- Fregatte Jylland
- Kirche von Thorsager (Rundkirche)
- Moesgård (Freilichtmuseum)
- Mønsted-Kalkgruben in (Stoholm)
- Schloss Clausholm
- Schloss Rosenholm
- Skjern Egvad Museum (Freilichtmuseum)
- Vrå (Fresken in der Kirche)
- Abelines Gard
Unter der Definition des Jütischen Low kommen auf deutscher Seite diverse Schlösser und Herrenhäuser wie Schloss Gottorf und Schloss Glücksburg hinzu, außerdem unter anderem:
- der Schleswiger Dom
- Haithabu und das Danewerk
- Friedrichstadt (Holländersiedlung)
- die Insel Helgoland und der nordfriesische Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Städte
Die wichtigsten Städte in Jütland
- Aabenraa (deutsch Apenrade)
- Aalborg
- Aarhus
- Billund
- Brønderslev
- Ebeltoft
- Esbjerg
- Fredericia
- Frederikshavn
- Grenaa
- Grindsted
Städte in Deutschland gemäß der Definition des Jütischen Rechts
(Jütisches Low, Herzogtum Schleswig)
- Friedrichstadt
- Garding
- Glücksburg
- Husum
- Kappeln
- Kiel (nordwestliche Stadtteile)
- Niebüll
- Rendsburg (zumindest die nördlichen Stadtteile)[3]
- Schleswig (Stadt)
- Tönning
- Westerland (auf Sylt – bis 2008)
- Wyk auf Föhr
Städte in Deutschland nach der Maximaldefinition
Nach der Maximaldefintion als Jütische oder Kimbrische Halbinsel gehören Hamburg (nördlich der Elbe) sowie sämtliche Städte Schleswig-Holsteins mit Ausnahme der Inselstädte Fehmarn und Wyk auf Föhr (bis 2008 auch mit Ausnahme von Westerland) zu Jütland; siehe Liste der aktuellen und ehemaligen Städte von Schleswig-Holstein.
Jütisches Low außerhalb der Jütischen Halbinsel
Hinzu kommen die bereits oben aufgeführten deutschen Städte Fehmarn und Wyk auf Föhr (bis 2008 auch Westerland).
Siehe auch
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Meyers Neues Lexikon (Mannheim 1979) und Meyers Enzyklopädisches Lexikon (Mannheim 1975) definieren die Jüten als nordgermanisch, während der Atlas zur Universalgeschichte von Oldenbourg/Westermann die Jüten als westgermanisch beschreibt; Brockhaus (Mannheim 2006), die Encyclopædia Britannica (Chicago 2005), das Duden-Lexikon (1980) und das dtv-Lexikon (München 1971) beschreiben die Jüten allgemeiner als germanischen Stamm in Jütland
- ↑ Kort & Matrikelstyrelsen: Nyt højeste punkt i Danmark vom 28. Februar 2005, abgerufen am 28. Oktober 2011 (dänisch)
- ↑ der Kern Rendsburgs gehörte in seiner Historie abwechselnd zu Schleswig und Holstein; siehe auch: Fredslet
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