Dolchzeit

Dolchzeit
Dänische Kulturenfolge

Dolchzeit (dän. Dolktid oder Senneolithikum) wird in Südskandinavien, primär in Dänemark und bis Schleswig-Holstein, die endneolithische Periode genannt, die von 2.350 bis 1.700 v. Chr., gebietsweise sogar bis 1.600 v. Chr., andauerte. Früher wurde sie auch Steinkistenzeit (dän. Hellekisten) genannt, weil die vorherrschende Sondergrabform die Steinkiste war.

Die tragenden Kulturen sind in Westjütland noch die Schnurkeramische Kultur, auf den Inseln die Grübchenkeramische Kultur. Das vorherrschende Fundgut sind Dolche aus Feuerstein, die an die Stelle der zuvor beherrschenden Axt treten.

Fischschwanzdolche

Ein 15 teiliges Dolchdepot wurde in Vesterkjærnet nahe dem Limfjord in Nordjütland gefunden. Die offene Landschaft war zu dieser Zeit für Dänemark und Schleswig-Holstein charakteristisch. Die bäuerliche Kultur hatte die Waldzone in zwei Jahrtausenden umgestaltet, viele Wälder waren dem extensiven Ackerbau zum Opfer gefallen bzw. stark reduziert. Die Streusiedlungen wurden während der Dolchzeit wieder größer und zahlreicher, was auf Bevölkerungszunahme deutet. In dieser Phase sind erstmals echte Handelsbeziehungen zum mittleren Europa festzustellen, die die Voraussetzungen für die nordische Bronzezeit schaffen. Metalle bleiben im Norden aber noch lange rar.

Im Laufe der Epoche bildeten sich mehrere zusammen namensgebende Stile der Feuersteindolche heraus. Waren die ersten Formen noch lanzettförmig mit einem nur angedeuteten Griff und ähnelten sie eher Speerspitzen, entwickelte sich eine Lanzettform mit schmal ausgeprägtem, vierkantigem Griff und gegen Ende der Dolchzeit die Fischschwanzdolche mit einem namensgebenden, ausladenden Griffende und sorgfältig retuschierte Schneiden, die durch gleichmäßige, parallel geführte Schläge ein regelmäßiges Muster aufweisen. Für Jahrhunderte war der Feuersteindolch die Prunkausstattung der nordischen Grablegen. Daneben gab es noch dicknackige und breitschneidige Beile und einfache Äxte, oft mit gebogenen Seiten und abgerundetem Nacken in schweren Ausführungen, die ihren einstigen Prestigewert aber weitgehend verloren hatten.

Die Zahl der Bronzegegenstände wächst in der Dolchzeit an. Als Herkunftsgebiet kann vor allem die Aunjetitzer Kultur identifiziert werden. Die Gesellschaftsstruktur des nordischen Endneolithikums begünstigt diese Entwicklung. In der Endphase ist offenbar eine neue Herrschaftsstruktur mit einer nun eher fassbaren sozialen Führungsschicht ausgebildet. Das Bestreben dieser Gruppe, sich mit Prestigegut auszustatten, begründete die nun umfangreicheren Metallimporte.

Bauten der Zeit lassen sich nur in Form von wenigen Wohnplätzen nachweisen. Die Menschen lebten als Wanderhirten, und der Ackerbau war kaum entwickelt. Jagd und vermutlich auch Fischfang spielten eine Rolle in der Ernährung. In Gug, südlich von Aalborg, Dänemark wurde ein Hausrest ergraben. Erhalten sind ein leicht vertiefter Fußboden von 2x4 Meter und die umgebenden Pfostenlöcher. Erdstreifen könnten Grassoden vom Dach oder den Wänden gewesen sein. Im Gebäude sind zwei runde Feuerstellen nachgewiesen und ein Stein, der aufgrund von Abschlägen aus Feuerstein als Sitzplatz eines Handwerkes gedeutet wird. Tongefäße waren seltene Grabbeigaben, die wenigen Funde sind dickwandig und unverziert. Darunter sind eine leicht bauchige Tasse und ein gradwandiger Becher mit einem eingezogenen Fuß.

Bestattungen fanden statt, indem Gräber der Vorgängerkulturen um ein neues Grab erhöht wurden, das dann mit dicken Steinschichten überdeckt wurde. Später wurden diese Steinpackungsgräber auch unabhängig von früheren Gräbern angelegt. Einige Tote wurden wahrscheinlich in Baumsärgen beigesetzt. Grabbeigaben waren außer den Dolchen und der spärlichen Keramik, Pfeilspitzen, Beile, Schaber und andere Werkzeuge aus Feuerstein, Schmuckstücke aus Bein, Tierzähnen und -krallen, Steinen, vereinzelt aus Bernstein und in wenigen Fällen aus Bronze und Gold in Form dünner Drähte.

Literatur

  • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. München, Beck, 1999. ISBN 3-406-42125-3. S. 82-84
  • Jakob Vedsted: Fortidsminder og kulturlandskab. 1986. ISBN 87-981329-5-4
  • P. V. Glob: Vorzeitdenkmäler Dänemarks Wachholtz, Neumünster 1967.
  • Annette Damm: Dänemarks Ur- und Frühgeschichte im Museum Moesgard. Museum Moesgard, Mosegard 1988. ISBN 87-87334-21-6

Weblinks


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