Flatland

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Flatland: A Romance of Many Dimensions (dt. Titel „Flächenland“) ist eine 1884 von Edwin Abbott Abbott veröffentlichte Kurzgeschichte. Es handelt sich dabei um eine „mathematische Satire[1] auf die Hierarchie der Viktorianischen Gesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein Bewohner Flatlands aus verschiedenen Perspektiven

Der Ich-Erzähler in Flatland lebt in einer flachen, also zweidimensionalen Welt, deren Bewohner die Gestalt einfacher geometrischer Formen haben, und einem strengen Kastensystem unterliegen. Frauen sind gerade Linien. Soldaten und Arbeiter sind gleichschenklige Dreiecke. Sie gehören der Unterschicht an und genießen kein gesellschaftliches Ansehen, da nicht alle ihre Seiten gleich lang sind und sie deshalb als verunstaltet gelten. Wegen ihres spitzen Winkel sind sie jedoch gefährlich, da sie damit leicht andere Figuren tödlich verletzen können. Die Mittelschicht bilden gleichseitige Dreiecke wie beispielsweise Kaufleute. Darüber stehen die Gelehrten, die Quadrate, wie der Erzähler selbst, oder Fünfecke sind. Alle Figuren mit sechs oder mehr Seiten gehören dem Adel an, wobei ihre gesellschaftliche Stellung umso höher ist je mehr Seiten sie haben. Die höchste gesellschaftliche Stellung haben die Kreise inne, die die Priesterkaste bilden. In Flatland ist es Naturgesetz, dass jeder männliche Nachkomme eines gleichseitgen Vaters jeweils eine Seite mehr hat als dieser. So steigt jede Generation um eine Stufe auf, mit Ausnahme der Nachkommen gleichschenkliger Dreiecke. Die gleichschenkligen Dreiecke bleiben, in der gesellschaftlichen Hierarchie, immer auf einer Stufe.

Im ersten Teil des Buches beschreibt das Quadrat ausführlich die gesellschaftlichen Besonderheiten von Flatland. Insbesondere werden die komplizierten Methoden dargestellt, mit denen die Bewohner erkennen, welche Form ihr Gegenüber hat und wie somit mit ihm umzugehen ist.

Im zweiten Teil besucht der Erzähler in einem Traum das eindimensionale Linienland, eine Welt, deren Bewohner nur unterschiedlich lange Strecken auf einer Geraden sind, wobei ihre Länge ihre gesellschaftliche Stellung ausmacht. Vergeblich versucht er den König von Linienland davon zu überzeugen, dass es noch eine weitere Dimension gibt. Ein weiterer Traum führt ihn in das nulldimensionale Punktland, wo er nichts als einen nulldimensionalen Punkt sieht, der nur sich selbst kennt und sich in Selbstgesprächen in den höchsten Tönen lobt. Zurück in seiner zweidimensionalen Welt erscheint dem Erzähler eine Kugel, ein Gast aus unserer dreidimensionalen Welt. Erst nach langer Mühe gelingt es der Kugel, das Quadrat von der Existenz der dritten Dimension zu überzeugen, und sie nimmt es zu einem Rundflug über seine zweidimensionale Heimat mit. Der nun zur vollen Erkenntnis der Dimensionalität gelangte Erzähler übertrifft daraufhin die Kugel, seinen Lehrer, darin, indem er sogar die Denkbarkeit vier- und höherdimensionaler Welten beschreibt, was die Kugel verärgert, die ihn deshalb zurück in seine Welt stößt. Als der Erzähler seine Erkenntnis der höheren Dimensionen schließlich unter den Bewohnern von Flatland verbreiten will, stößt er allerdings nur auf Irritation und wird schließlich als Aufrührer eingekerkert.

Deutung

Abbott wollte mit seiner Gesellschaftssatire das geometrische bzw. stereometrische Denken seiner Leser fördern sowie Gesellschaftsordnung und Vorurteile seiner Zeit karikieren. Die Bewohner Flächenlands haben überaus starre Umgangsformen und betrachten Frauen, die bei ihnen Linien sind, als geistig minderbemittelt, was als übertreibende Verzeichnung der Verhältnisse des viktorianischen England gedeutet werden kann.

Es gibt zwei deutschsprachige Übersetzungen: Joachim Kalka blieb hierbei sehr nahe am Originaltext und seine Version beinhaltete hierdurch auch die eben erwähnte Gesellschaftskritik; Peter Buck hingegen verwendete einen freieren Übersetzungsstil und entschärfte - laut seinem Geleitwort - diese "frauenfeindlichen Darstellungen" in seiner Fassung.

Die Ausgabe aus dem Jahr 2009 in der RaBaKa Publishing verwendet eine Übersetzung von Antje Kaehler, Bremen.

Heute ist das Buch neben seinem unverminderten Unterhaltungswert hauptsächlich dadurch interessant, dass dem Leser ein plastischer Eindruck von anderen Räumen vermittelt wird: uns fällt die Vorstellung der vier- und mehrdimensionalen Räume der Mathematik und Physik ähnlich schwer, wie dem Quadrat der Umgang mit dem für uns selbstverständlichen dreidimensionalen Raum.

Rezeption

2001 erschien der Roman Flacherland des Mathematikprofessors Ian Stewart, der Abbotts Werk mithilfe aktueller mathematischer und physikalischer Kenntnisse in die Gegenwart überträgt. Stewarts Roman behält trotz seines offensichtlich höheren wissenschaftlichen Gehalts (Themen wie Feynman-Diagramme, die Superstring-Theorie und Quantenmechanik sind eingebaut) den satirischen Charakter, überträgt ihn aber auf die Realitätsferne des heutigen physikalischen Weltbilds.

Auch Dionys Burger griff das Thema auf und verarbeitete es in Silvestergespräche eines Sechsecks.

Die Serie The Big Bang Theory nimmt Bezug auf Abbotts Werk (Staffel 3 Episode 12).

Deutschsprachige Ausgaben

  • Edwin A. Abbott: Flächenland. Ein mehrdimensionaler Roman. Hrsg. u. übers. von Peter Buck. Franzbecker, Bad Salzdetfurth 1982. ISBN 3-88120-020-7
  • Edwin A. Abbott: Flächenland. Ein mehrdimensionaler Roman. Übers. v. Joachim Kalka. Götz, Laxenburg 1999. ISBN 3-9501011-0-1
  • Edwin A. Abbott: Flatland. Ein Märchen mit vielerlei Dimensionen. Übers. v. Antje Kaehler. RaBaKa, Neuenkirchen 2009. ISBN 978-3-940185-15-0

Siehe auch

Bemerkungen

  1. "In Wikipedia findet man die Bezeichnung "mathematische Satire" für sein Werk "Flächenland", und es gibt wohl keine Bezeichnung, die dieser Arbeit weniger gerecht wird. "Flächenland" ist weit mehr als eine Satire, und, gründlich gelesen, auch sehr viel weniger. Es ist ein Buch, das drei Themen gleichzeitig behandelt: ökologisches Lernen, liberales Denken und das Hinterfragen von Glaubenssätzen." Aus: Vorwort von Gitta Peyn. In: Flatland : ein Märchen mit vielerlei Dimensionen / Edwin A. Abbott. Neuenkirchen: RaBaKa Publishing, 2009.

Weblinks


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