- Agglomeration
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Eine Agglomeration (lateinisch agglomerare ‚fest anschließen‘) ist nach Definition der UNO von 1998 eine Kernstadt samt ihrem suburbanen Umland oder dem zumindest dicht besiedelten Umlandgebiet, das außerhalb der Stadtgrenzen liegt, aber direkt an sie angrenzt. Eine solche Agglomeration besteht aus einer oder mehreren Städten und ihren Vorstadtgemeinden, die den Agglomerationsgürtel (sogenannter Speckgürtel) bilden. Die Agglomeration entspricht also der „Stadt“ im rein geographischen Sinne, ohne Berücksichtigung von administrativen Grenzen.
Andere häufig verwendete Bezeichnungen für solch ein Gebiet sind Stadtregion und Ballungsraum/-gebiet. Zwar bezeichnen diese Ausdrücke im Wesentlichen das Gleiche, doch gibt es je nach Auslegung kleine Bedeutungsnuancen. So beinhaltet die Stadtregion im Gegensatz zu den weiter gefassten Begriffen Großregion, Metropolregion oder Wirtschaftsregion nicht deren ländlich geprägte periphere Teilräume, sondern nur die unmittelbare, dicht bebaute Umgebung der Kernstadt. Aber auch Siedlungen, die nicht direkt an die Kernstadt angrenzen, können zur Stadtregion gezählt werden, wenn der Großteil der Einwohner in der Kernstadt arbeitet.
Nach welchen Kriterien Zahlen für sämtliche dieser Begriffe berechnet werden, hängt aber letztendlich von der jeweils verwendeten Abgrenzungsmethodik ab. Für diese Vorgehensweisen besteht keine belastbare Normierung, weshalb die Zahlenangaben für verschiedene Regionen nur bedingt vergleichbar sind.
Man unterscheidet zudem zwischen monozentrischen und polyzentrischen Agglomerationen, je nachdem, ob ein oder mehrere Zentren existieren.
Inhaltsverzeichnis
Regionale Definitionen
Neben der erwähnten, von der UNO verwendeten Methodik bestehen in unterschiedlichen Ländern, Rechtsnormen und Planwerken abweichende Definitionen und Abgrenzungskriterien.
In Deutschland ist der Begriff Agglomeration kaum normiert, wird aber in verschiedenen Kontexten verwendet. In Bezug auf die Einwohnerzahl von Städten wird in Deutschland fast ausschließlich die Bewohnerzahl der jeweiligen Kernstadt angegeben, Zahlenangaben von Agglomerationen oder Stadtregionen sind unüblich. Bis 1970 wurden jedoch im Zusammenhang mit den westdeutschen Volkszählungen auch Statistiken für die rund 70 Stadtregionen der damaligen Bundesrepublik erstellt, als methodische Grundlage diente die Definition einer Stadtregion nach Olaf Boustedt.
In der Schweiz ist der Begriff „Agglomeration“ vom Bundesamt für Statistik exakt festgelegt:
- a) Agglomerationen sind zusammenhängende Gebiete mehrerer Gemeinden mit insgesamt mindestens 20'000 Einwohnern.
- b) Jede Agglomeration besitzt eine Kernzone, die aus der Kernstadt (als Städte zählen Gemeinden mit mindestens 10.000 Einwohnern) und gegebenenfalls weiteren Gemeinden besteht, von denen jede mindestens 2'000 Arbeitsplätze insgesamt und mindestens 85 Arbeitsplätze pro 100 wohnhafte Erwerbstätige aufweist. Diese Gemeinden müssen ferner entweder mindestens 1/6 ihrer Erwerbstätigen in die Kernstadt entsenden oder mit dieser baulich verbunden sein oder an sie angrenzen.
- c) Eine nicht der Kernzone zugehörige Gemeinde wird einer Agglomeration zugeteilt, wenn:
- mindestens 1/6 ihrer Erwerbstätigen in der Kernzone arbeitet und mindestens drei der fünf folgenden Kriterien erfüllt sind:
- 1.) Baulicher Zusammenhang mit der Kerngemeinde; Baulücken durch Nichtsiedelgebiet (Landwirtschaftsflächen, Wald) dürfen 200 Meter nicht überschreiten.
- 2.) Die kombinierte Einwohner-/Arbeitsplatzdichte je Hektare Siedlungs- und Landwirtschaftsfläche (ohne Alpweiden) übersteigt 10.
- 3.) Das Bevölkerungswachstum im vorangegangenen Jahrzehnt lag um 10 Prozent über dem schweizerischen Mittel. (Dieses Kriterium findet nur Anwendung für Gemeinden, die noch keiner Agglomeration angehört haben; für bestehende Agglomerationsgemeinden gilt es unabhängig vom erreichten Wert als erfüllt).
- 4.) Mindestens 1/3 der wohnhaften Erwerbstätigen arbeitet in der Kernzone. Schwellengemeinden, die an zwei Agglomerationen angrenzen, erfüllen dieses Kriterium auch dann, wenn mindestens 40% der Erwerbstätigen in beiden Kernzonen zusammenarbeiteten und auf jede einzelne mindestens 1/6 entfällt.
- 5.) Der Anteil der im 1. Wirtschaftssektor Erwerbstätigen darf das Doppelte des gesamtschweizerischen Anteils nicht überschreiten.
- mindestens 1/6 ihrer Erwerbstätigen in der Kernzone arbeitet und mindestens drei der fünf folgenden Kriterien erfüllt sind:
Verhältnis innerhalb einer Agglomeration
Agglomerationen sind in den seltensten Fällen in einer politischen Verwaltungseinheit zusammengefasst. Im Regelfall herrscht zwischen Kernstadt und politisch eigenständigen Vororten ein starker politischer Gegensatz, der in manchen Fällen durch traditionelle Rivalitäten, fast immer aber durch die sozialen, fiskalischen und siedlungsstrukturellen Auswirkungen der Suburbanisierung verstärkt wird.
Durch die anhaltende intraregionale Bedeutungs- und Bevölkerungsverschiebung zugunsten des Umlands, die Akkumulation sozial Benachteiligter in den Kernstädten, die Bereitstellung bzw. Finanzierung stadtregional bedeutsamer Infrastruktur (z. B. Verkehrsnetze, Kultur- und Freizeiteinrichtungen) durch die Kernstädte ohne finanzielle Beteiligung der davon profitierenden Vororte sowie den ruinösen Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen (Gewerbesteuer-Dumping) geraten die Kernstädte in immer größere Schwierigkeiten. Die finanzielle und funktionale Auszehrung kann eine Kernstadt so weit schwächen, dass sie zur Erfüllung ihrer gesamtregionalen Zentralfunktionen nicht mehr in der Lage ist, was letztlich der gesamten Stadtregion einschließlich der Vororte schadet.
Zur Schaffung eines gerechten Interessenausgleichs innerhalb der Stadtregion und zur Koordination der Stadtregion im überregionalen Wettbewerb gibt es in zahlreichen Stadtregionen Institutionen zur interkommunalen Kooperation:
Freiwillige Kooperationen
- Gemeinschaftliche Kooperationen privaten Rechts (GmbH u. a.)
- Regionalkonferenzen, Regionalforen u. a.
Verbandsmodelle
- Zweckverbände zur Lösung von Einzelaufgaben (z. B. Abfallwirtschaft, Wasserversorgung, ÖPNV).
- Planungsverbände zur gemeinsamen Flächennutzungsplanung, Regionalplanung oder Verkehrsplanung.
- Stadt-Umland-Verbände, in denen mehrere solcher Aufgaben gebündelt werden, wodurch eine bessere Möglichkeit zur Kompromissfindung entsteht.
Gebietskörperschaftliche Modelle
- z. B. Regionalkreise (BRD), Stadtprovinzen (Niederlande)
- Regionalstädte
Agglomerationen in einzelnen Ländern
Deutschland
Da Städte in Deutschland in den Landesplanungen einheitlich in Ober- und Mittelzentren unterschieden werden, lassen sich Agglomerationen in Deutschland in poly- und monozentrale Räume einteilen.
Viele der Agglomerationen in Deutschland sind Teil einer umfassenderen Europäischen Metropolregion. Durch den häufigen Zusammenschluss von Agglomerationen befinden sich in Deutschland kaum monozentrale Metropolregionen, wogegen es bei Agglomerationen eher die Regel ist, dass sie sich nur um ein Oberzentrum bildeten. Aachen, Dresden, Hamburg, München und Stuttgart sind nach den Festlegungen der Landesplanung die einzigen Oberzentren ihrer Agglomerationen.
Diesen formalen Festlegungen stehen in der geographischen Realität allerdings große Subzentren innerhalb der Stadtgebiete großer Städte gegenüber, die teilweise die funktionale Bedeutung von Oberzentren erreichen (darunter Hamburg-Harburg und -Bergedorf, München-Pasing, Frankfurt-Höchst oder Berlin-Spandau).
Quelle: http://www.citypopulation.de/Deutschland-Agglo_d.html Bezugsdatum: 31. Dezember 2009
Österreich
Agglomerationen in Österreich mit mindestens 100.000 Einwohnern.
Rang Stadtregion Einwohner (2007) beinhaltet 1 Wien 1.954.964 Klosterneuburg, Mödling, Perchtoldsdorf, Purkersdorf, Schwechat 2 Graz 317.840 Seiersberg, Gratkorn 3 Linz 279.741 Traun, Leonding, Pasching, Ansfelden 4 Rheintal 252.411 Bregenz, Hard, Dornbirn, Lustenau, Götzis, Feldkirch 5 Salzburg 219.149 Freilassing (in Bayern), Wals-Siezenheim, Grödig 6 Innsbruck 191.146 Rum, Völs, Zirl 7 Klagenfurt 103.242 Maria Saal, Ebenthal in Kärnten Quelle: http://www.citypopulation.de/Oesterreich_d.html Bezugsdatum: 1. Januar 2007
Schweiz
Seit 1930 werden alle zehn Jahre die städtischen Agglomerationen anhand der Ergebnisse der Volkszählungen statistisch neu abgegrenzt. Seit 1980 werden bei grenzüberschreitenden Agglomerationen auch die im Ausland liegenden Gemeinden berücksichtigt, was bei Basel, Genf und Lugano von Bedeutung ist.
Die 10 größten Agglomerationen der Schweiz laut Bundesamt für Statistik (in Klammern die Bevölkerungszahl ohne den ausländischen Teil):
Rang Stadtregion Einwohner (2000) 1 Zürich 1.080.728 2 Basel 830.000 (479.308) 3 Genf 645.608 (471.314) 4 Bern 349.096 5 Lausanne 311.441 6 Luzern 196.550 7 St. Gallen 146.385 8 Lugano 136.032 (120.800) 9 Winterthur 123.416 10 Baden-Brugg 106.736 Die größten Agglomerationen mit ausländischer Kernstadt, aber Einzug in der Schweiz (Quelle: Bundesamt für Statistik):
Rang Stadtregion Einwohner (2000) 1 Como (Chiasso/Mendrisio) 273.801 2 Dornbirn (Heerbrugg) 158.102 3 Konstanz (Kreuzlingen) 110.531 Agglomerationen weltweit
Die größten Agglomerationen der Erde mit über 10 Mio. Einwohnern sind:
Quelle: http://www.citypopulation.de/world/Agglomerations.html Bezugsdatum: 1. April 2011
Abgrenzungsproblematik und Vergleichbarkeit
Die angegebenen Daten sind kaum zu vergleichen, da je nach Stadt unterschiedliche Definitionen angewandt wurden.
Für US-amerikanische Städte beispielsweise sind die Zahlen der erweiterten Metropolregionen, den Combined Statistical Areas ausgewiesen, während für die Agglomerationen tatsächlich aber die als Urban Areas bezeichneten Gebiete heranzuziehen wären, deren Einwohnerzahlen erheblich niedriger liegen (im Fall von Los Angeles beispielsweise 12 statt 18 Millionen).
Eine weitere Problematik besteht in der nationalen Abgrenzung von Agglomerationen. So wird in der obenstehenden Liste etwa der Verdichtungsraum Aachen nur anhand der deutschen Seite des städtischen Raums beschrieben, obwohl auch Städte wie Heerlen oder Kerkrade in den Niederlanden diesem Raum zuzurechnen sind.
Quellen
Siehe auch
Literatur
- United Nations (Hrsg.): Principles and recommendations for population and housing censuses, 1998
- Burgdorff, Stephan / Janssen, Dr. Hauke: Jahrbuch 2003 – Die Welt in Zahlen Daten Analysen, Spiegel-Buchverlag, Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 490f
- Häussermann, Hartmut: Grossstadt: soziologische Stichworte, Leske + Budrich Verlag, Opladen 1998, ISBN 3-8100-2126-1
Weblinks
Wiktionary: Agglomeration – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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