Flüchtlingslager Traiskirchen

Flüchtlingslager Traiskirchen
Die Gebäude des Lagers mit dem Schneeberg im Hintergrund

Das Flüchtlingslager Traiskirchen, umbenannt in "Betreuungsstelle Ost", ist als Bundesbetreuungsstelle für Asylwerber eine in Traiskirchen (Niederösterreich), ca. 20 km südlich von Wien, gelegene staatliche Einrichtung. Es befindet sich in der früheren Kadettenanstalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1898 wurde auf einem 19 Hektar großen Grundstück mit dem Bau der k.u.k. Artilleriekadettenschule begonnen. Die Anlage bestand aus 20 Objekten (dreistöckiges Hauptgebäude, Offizierswohnungen, Stallungen, einer Reithalle, einem Lazarett sowie einige Lagerhallen und Depots). Die Anlage wurde 1903 in Betrieb genommen.

1916 erfolgte die Umwandlung der Kadettenschule in eine Artillerie-Akademie. Noch am 17. August 1918 kamen der erste Akademielehrgang und eine vorletzte Kadettenschul-Klasse zur Ausmusterung. Im Dezember erfolgte die Auflösung der Anstalt.

In der Zeit der Ersten Republik war in den Gebäuden bis 1938 eine Erziehungsanstalt für Knaben.

Am 13. März 1939 - genau ein Jahr nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland - wurde die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Traiskirchen in Betrieb genommen. Ähnlich wie bei den Adolf-Hitler-Schulen (AHS) und den SS-Junkerschulen handelte es sich um Eliteschulen zur Heranbildung des nationalsozialistischen Führernachwuchses.

Prominentester Lehrer in dieser NSDAP- Schulungseinrichtung war der spätere SPÖ Innen- und Verteidigungsminister Otto Rösch[1].

In der Besatzungszeit war in der ehemaligen Kadettenschule ein Lazarett und eine Kaserne der sowjetischen Armee untergebracht.

Die Gebäude wurden seitdem immer wieder als Flüchtlingslager verwendet. Bereits im Jahr 1956 diente das Lager als Auffanglager für ungarische Flüchtlinge, die auf Grund des Volksaufstandes in Ungarn ihr Land verließen. Einer der prominentesten Flüchtlinge, die hier Erstaufnahme fanden, war der später Staatsoperndirektor Ioan Holender[2] Auch nach dem Prager Frühling wurden hier tschechische und slowakische Flüchtlinge aufgenommen. Aber auch in den 1970er und 1980er Jahren finden hier immer wieder Flüchtlinge vor allem aus Osteuropa aber auch aus Vietnam Aufnahme.

Im Jahr 1993 wird das Flüchtlingslager in Asylamt des Bundesministerium für Inneres unbenannt.

Flüchtlingslager

Das Flüchtlingslager in Traiskirchen ist immer wieder Gegenstand politischer und medialer Debatten in Österreich. So wird den unter beengten Verhältnissen lebenden Flüchtlingen immer wieder vorgeworfen, dass Drogenhandel und Eigentumsdelikte an der Tagesordnung seien und auch immer wieder Gewaltdelikte vorkämen. Von der Gegenseite wird der Exekutive oftmals überhartes und teilweise rechtswidriges Verhalten z.B. bei Razzien vorgeworfen.

Im November 2005 setzte die Wiener Stadtverwaltung in der Badener Bahn, die in der Nähe des Lagers Traiskirchen vorbeifährt, verstärkt Polizeibeamte ein, um die Sicherheit besorgter Zuggäste zu gewährleisten. Als Grund wurden Befürchtungen genannt, dass es zwischen den Flüchtlingen und anderen Fahrgästen zu Übergriffen kommen könnte. Auch diese Maßnahme führte zu politischen Diskussionen, da sie von einigen Seiten als unnötig und rassistisch motiviert betrachtet wird.

Literarische Darstellung

Einzelnachweise

  1. Armer Teufel. In: Der Spiegel. Nr. 24, 1970 (online).
  2. Niederösterreichische Nachrichten Ausgabe 02/2010

Literatur

  • Rudolf Biegler/Franz Schögl: „Festschrift zur Erinnerung an die Stadterhebung am 30. Juni 1927“
  • Günther Puchinger: „Von der Kadettenschule zum Flüchtlingslager - Was wurde aus dem Flüchtlingslager Traiskirchen“

(Alle Bücher herausgegeben von der Stadtgemeinde Traiskirchen, weitere Unterlagen im Stadtmuseum Traiskirchen.)

Weblinks

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