Foedus Cassianum

Foedus Cassianum

Das Foedus Cassianum (deutsch „cassischer Vertrag“) war ein Vertrag zwischen der römischen Republik und den Latinern, der vermutlich im Jahre 370 v. Chr. geschlossen wurde.

Nach der antiken Auffassung wurde der Vertrag, der noch zur Zeit Ciceros in einer Inschrift auf einer Bronzesäule zu sehen war,[1] kurz nach Gründung der römischen Republik im Jahr 493 v. Chr. auf Betreiben des Magistrats Spurius Cassius Vecillinus geschlossen.[2] Die moderne Forschung nimmt jedoch überwiegend an,[3] dass dies eine annalistische Interpolation ist und der tatsächliche Vertrag in das 4. Jahrhundert v. Chr. zu datieren ist.[4] Danach hat der gemeinsame Abwehrkampf gegen die Äquer und Volsker, die im 5. Jahrhundert v. Chr. in die latinische Ebene vorgerückt waren, das Bündnis der latinischen Städte entstehen lassen, unter denen Rom erst allmählich eine führende Stellung gewann.[5]

Nach dem Kelteneinfall im Jahre 387 näherten sich Rom und die Latiner weiter einander an, da der Kelteneinfall gezeigt hatte, wie angreifbar sie waren. Somit wurde vermutlich im Jahre 370 v. Chr. der Vertrag geschlossen. Schon von Beginn an scheint Rom in diesem Bündnis die Vorherrschaft übernommen zu haben.[6]

Hauptmerkmale des Vertrages waren:

  • gemeinsame Außen- und Militärpolitik
  • Heiratsrecht zwischen Römern und Latinern (ius conubii)
  • Handelsrecht zwischen Rom und Latinerstädten (ius commercii)

Durch die militärische Koordination konnten die Parteien die Etrusker sowie die Herniker zurückschlagen.

Im Jahre 340 v. Chr. wandelte sich die Lage jedoch und ein Konflikt zwischen Römern und Latinern entstand, der zum Latinerkrieg führte, nach dessen Ende die Latiner in das Staatsgebiet Roms integriert wurden.[7]

Anmerkungen

  1. Cicero, Pro Balbo 53.
  2. Titus Livius, ab urbe condita 2, 33, 9. Eine Erneuerung des Vertrags datiert Livius, ab urbe condita 7, 12, 7 in das Jahr 358 v. Chr.
  3. Jochen Bleicken, Geschichte der römischen Republik, 2. Auflage (Oldenbourg, München 1982), S. 118–119 (mit weiterer Literatur).
  4. Alfred Heuß, Römische Geschichte, 5. Auflage (Westermann, Braunschweig 1983), S. 14 und 44.
  5. Jochen Bleicken: Geschichte der Römischen Republik, München 2004, S. 17-18.
  6. Jochen Bleicken: Geschichte der Römischen Republik, München 2004, S. 19.
  7. Jochen Bleicken: Geschichte der Römischen Republik, München 2004, S. 20.

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