Folsom Street Fair

Folsom Street Fair
Die Folsom Parade bildet das Abschlussereignis der Leather Pride Week in San Francisco, Kalifornien.

Die Folsom Street Fair ist eine Open-Air-Veranstaltung, die jährlich am letzten Sonntag im September die Leather Pride Week in San Francisco, Kalifornien abschließt. Nach dieser Veranstaltung ist eine ähnliche Veranstaltung in Berlin ebenfalls benannt.

Inhaltsverzeichnis

Folsom San Francisco

Bondage-Vorführung auf der Folsom Parade 2006.

Das Straßenfest ist der jährliche Höhepunkt der Veranstaltungen der US-amerikanischen Leder- und Fetisch-Szene. Die meistens einfach als Folsom bezeichnete Veranstaltung in San Franciscos „South-of-Market- Bezirk“ findet auf der Folsom Street zwischen der 7. und der 12. Straße statt. Die Großveranstaltung wird seit 1984 durchgeführt und ist das weltweit größte Fest der Lederszene. Sie ist die drittgrößte öffentliche Veranstaltung in Kalifornien und die größte Messe für BDSM Ausstattungen und Kultur weltweit.

Auspeitschung eines Bottom auf der Folsom Parade 2007.

An der Folsom in San Francisco nehmen jedes Jahr durchschnittlich rund 400.000 Besucher teil, unter ihnen viele BDSM-Anhänger und homosexuelle Lederfans aus der ganzen Welt. Auch viele Personen, die nicht dem BDSM- oder Lederspektrum zuzuordnen sind, kommen zum Schauen und Mitfeiern. Sämtliche Einnahmen werden an anerkannte wohltätige Einrichtungen wie z. B. die Aids-Hilfe gespendet; die Veranstaltung erwirtschaftet für diese Zwecke jährlich rund 250.000 US-Dollar.

Weitere außereuropäische Folsoms

Der Erfolg der Ursprungsveranstaltung führte dazu, dass mittlerweile weltweit ähnlich Veranstaltungen durchgeführt werden. So findet in New York City seit 1997 eine kleinere Veranstaltung unter der Bezeichnung Folsom Street East statt, die allerdings unter dem Namen nur geduldet ist, nicht zur FOLSOM Familie gehört (wie z. B. Folsom Europe). In Toronto, Kanada gab es einige Jahre eine ähnliche Veranstaltung unter dem Namen Folsom Fair North im Church and Wellesley-Bezirk durchgeführt. Sie musste allerdings nach Beendigung der Zusammenarbeit mit San Francisco den Namen in FFN ändern.

Folsom Europe

In Berlin veranstaltet seit 2004 ein Verein aus der lokalen Lederszene im Stadtteil Schöneberg am jeweils ersten Septemberwochenende eine entsprechende Veranstaltung unter der Bezeichnung Folsom Europe. Neben den homosexuellen Gruppen waren SMart Rhein-Ruhr e.V., die BVSM e. V. und BDSM Berlin e.V. mit einem eigenen Stand vertreten. Die Überschüsse gehen an Fördergruppen, die Präventions- oder Betreuungsarbeit im Bereich HIV/AIDS leisten. Der Regierende Bürgermeister der Stadt Berlin Klaus Wowereit und der Berliner Tourismusverband unterstützen die Veranstaltung, die das erste Straßenfest für die Leder-Fetisch-Szene in Europa war und heute als deren wichtigstes Treffen gilt.

Reaktionen von Medien und aus der Politik

Die San Francisco Chronicle berichtete in leicht amüsiertem Ton über die dortige Folsom Street Fair 2005.[1]

Pony-Girl vor einem Wagen, Petplay auf der Folsom Parade, 2005 (San Francisco).

Berlin 2005

Im Jahr 2005 führte das Grußwort Wowereits zu einem lokalpolitischen Eklat. Berliner Redaktionen sprachen in Reaktion auf die erstmalige Unterstützung der Folsom Europe von einer „echt harten Nummer“, nachdem die lokale CDU das Grußwort Wowereits als „mit der Würde des hohen Amtes nicht vereinbar“ bezeichnet hatte und Flugblätter aufgetaucht waren, in denen behauptet wurde, Wowereit „verharmlose rassistische Vergewaltigungspornographie als Lebensfreude pur“. Damals vertrat die Berliner CDU die Auffassung, Fotos im schriftlichen Marketingmaterial der Veranstaltung „zeigen unumwunden Akte enthemmter Gewalt“ und „faschistoide Motive“.[2][3][4]

Sein CDU-Gegenkandidat Friedbert Pflüger, der ebenso wie Wowereit noch kurz zuvor den Berliner Christopher Street Day besucht hatte, erklärte hingegen, von ihm würde das Festival kein Grußwort bekommen, man müsse schon genau darüber nachdenken, welche Veranstaltung man mit einem Grußwort auszeichne, und betonte, er würde auch kein Grußwort für eine Erotikmesse schreiben.[5]
Unter der Überschrift „Lesben und Schwule in der Union sehen Akzeptanz durch Gewalthedonie bei Folsom Europe Fest gefährdet“, unterstützen 2005 die Lesben und Schwule in der Union die Kritik Pflügers an der Veranstaltung. Aus ihrer Sicht sollte die gesellschaftliche „Akzeptanz durch Gewalthedonie bei Folsom Europe Fest gefährdet“ werden. Der Vorsitzende der Organisation, Jan Kayser, veröffentlichte eine Pressemitteilung, in der er die These aufstellte, dass Folsom Europe mit der aggressiven Darstellung des Festcharakters und dessen potentieller Besucher die Akzeptanz der gesamten Homosexuellenszene in der Gesellschaft gefährden würde.[6] Wenige Tage später erklärte er, dass er in der Pressemitteilung falsch zitiert worden sei und niemals den friedlichen und offenen Charakter des Festes in Frage gestellt habe.[7]

Der Generalsekretär der Berliner CDU Frank Henkel bezeichnete die Teilnehmer des Events als eine Gruppe von Leuten, „die ihren Lebenssinn darin sehen, abartige Sexualmethoden zu praktizieren“, und unterstrich seine Ansicht, dass die Veranstaltung mit Toleranz und einer weltoffenen Stadt nichts mehr zu tun habe, sondern ein Akt der Selbstinszenierung einer Szene sei.[8]

Der Vorstandsvorsitzender des Folsom Europe e. V. Daniel Rüster wies in einer Presseerklärung die Kritik zurück. Er betonte, dass das Event kein „Sado-Maso-Fest“, sondern ein Straßenfest der Leder- und Fetisch-Gemeinde Europas sei. Er unterstrich, das diese spezielle Szene „bereits seit den 70er Jahren gesellschaftspolitisch aktiv“ sei und in den 80er Jahren „wesentlich zum Aufbau vieler Aids-Hilfen im In- und Ausland beigetragen“ habe. Den Vorwurf der Verherrlichung oder gar Förderung rassistischer Vergewaltigungspornografie wies er vehement zurück.[9]

Berlin 2006

Im Jahr 2006 unterstützte der zu diesem Zeitpunkt um eine Wiederwahl kandidierende Wowereit die Veranstaltung erneut mit einem Grußwort: „Eine Veranstaltung wie das Folsom Europe passt zu Berlin: Als Treffpunkt für Menschen aus aller Welt, die in eine tolerante und weltoffene Stadt kommen, um miteinander zu feiern (…) und so Vorbehalte abzubauen.“

Einzelnachweise

  1. Glen Martin: Leather or not, lookers aplenty indulge at Folsom Street Fair, San Francisco Chronicle, 26. September 2005
  2. Pressemitteilung der CDU/CSU – Bundestagsfraktion, „Koschyk/Gewalt: SPD muss sich von Wowereit distanzieren“, 30. August 2005, online unter presseportal.de
  3. ntv.de Union empört Wowereits Grußwort
  4. tagesspiegel.de vom 1. September 2005 Sado-Maso-Fest: Wowereit verteidigt Eröffnungsrede
  5. vgl. z. B. Focus.de vom 9. August 2006 Wowereits warme Worte
  6. vgl. queer.de: LSU gegen Folsom Europe, 2. September 2005, online unter queer.de.
  7. vgl. queer.de: Berliner LSU rudert zurück, 5. September 2005, online unter queer.de.
  8. vgl. Christian Scheuß: Frank Henkel (CDU), queer.de, 2. September 2005, online unter queer.de.
  9. vgl. Norbert Blech: Wowi verteidigt Fetischwelt, queer.de, 1. September 2005, online unter queer.de.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Folsom Street Fair – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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