- Frans Morsch
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Fritz ist ein kommerzielles Schachprogramm der Firma ChessBase, dessen von Frans Morsch und Mathias Feist programmierte chess engine (das Spielprogramm im engeren Sinne, welches meist auch unter verschiedenen Benutzeroberflächen einsetzbar ist) seit vielen Jahren zu den Spitzenprogrammen gehört. Die Mehrprozessorversion wird Deep Fritz genannt.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name Fritz war eine Idee von jungen „Werbe-Leuten“ (M. Feist), ursprünglich sollte das Programm Brutus heißen. Dieser Name wurde von ChessBase später für ein anderes Projekt mit Christian Donninger verwendet, aus dem schließlich das Programm Hydra hervorging.
Die Fritz-Engine trat bei einigen Computerturnieren auch unter der Bezeichnung Quest auf.
Versionen
Die erste Version des Programms erschien 1991, lief unter MS-DOS und war in der Programmiersprache C geschrieben. Für die Nutzung unter Windows wurden die Datenstrukturen neu konzipiert, und es erfolgte ein Umstieg auf die Programmiersprache C++. Fritz 3 gewann 1995 in Hongkong die Computerweltmeisterschaft (WCCC). Bereits 1994 gewann Fritz ein stark besetztes Blitzturnier in München punktgleich mit Kasparow, der sich dann im Stichkampf durchsetzen konnte. Im Spiel mit Turnierbedenkzeit konnte das Programm Wettkämpfe gegen Hübner (2001, Ergebnis 3:3), Kramnik (2002, Ergebnis 4:4) und Kasparow (2003, Ergebnis 2:2) unentschieden gestalten. Die Versionen wurden jeweils professionell vermarktet, dadurch zählt Fritz zu den bekanntesten Schachprogrammen. Mittlerweile haben die meisten Schachspieler gegen Schachprogramme keine Chance mehr und nutzen sie mehr zum Training und zur Analyse von Partien.
Seit der fünften Version (1996, Fritz5) ist in Fritz eine Sprachkomponente integriert. Die meist humorigen Kommentare werden von Matthias Deutschmann gesprochen. Seit Version 7 (2001) können weitere Engines über eine UCI-Schnittstelle unter der Benutzeroberfläche von Fritz verwendet werden. 2003 wurde in Version 8 das sogenannte Chess Media System eingeführt, welches das Abspielen von Videos synchron zur Darstellung von Zügen auf dem Schachbrett ermöglicht. Dazu musste auf dem PC der Windows Media Player installiert sein.
Version 10 des Programms erschien im November 2006, die aktuelle Version 11 im November 2007. Diese beherrschen auch die Schachvarianten Chess960 und Räuberschach. Es gibt auch eine Mehrprozessorversion (Deep Fritz). Das Programm läuft unter Windows, die grafische Benutzeroberfläche gilt als funktionell zu den am weitesten entwickelten gehörig. Seit Mai 2007 gibt es unter dem Namen Fritz mobile auch eine Version für Mobiltelefone. Für die Pocket Fritz-Programme für Pocket PC wurden keine Fritz-Engines, sondern Versionen von Shredder, und für die aktuelle dritte Ausgabe von HIARCS, verwendet.
Die lange Zeit innegehabte Vormachtstellung im Bereich Spielstärke ist inzwischen vergangen. Fritz hat Konkurrenz von Engines wie der momentan deutlich stärkeren Engine Rybka, dem mehrfachen Computerschachweltmeister Shredder sowie Open-Source-Programmen bekommen, die zum Beispiel unter der kostenlosen Benutzeroberfläche Arena eingesetzt werden können, welche ebenfalls eine Fülle von Funktionen für Einsteiger und Fortgeschrittene bietet.
Im Dezember 2008 wurde bekannt, dass an Umsetzungen von Fritz für die Spielekonsolen Nintendo DS, Wii und PlayStation 3 gearbeitet werden soll, wobei zunächst der 9. April 2009 als Veröffentlichungstermin angekündigt wurde.[1]
Serverzugang
Mit dem Erwerb von Fritz erhält man zeitlich befristet Zugang auf Schach.de, einem deutschen Schachserver – frühen Ausgaben der Version Fritz 8 lagen jedoch Seriennummern bei, die auch eine unbefristete Nutzung erlauben. Auf diesem Server treffen sich Spieler aller Spielniveaus, und es gibt auch einen Maschinenraum, in dem man seine Engines testen darf. Wertungsfrei kann man dort kostenlos spielen. Der Kampf um server-interne Ratingzahlen nach dem Elo-System und die meisten erweiterten Funktionen wie Kommunikation mit anderen Nutzern sind dagegen kostenpflichtig.
An diesen Serverzugang hat Chessbase in den letzten Jahren auch das Installieren von Softwarepatches gebunden, d. h. es ist nicht möglich, die gekaufte Software nach Ablauf der Ein-Jahres-Frist zu aktualisieren (wenn man z. B. einen neuen Rechner hat), ohne eine Jahres-Verlängerung seines Zugangs zu dem Internet-Server zu erstehen.
World Chess Challenge 2006
Vom 25. November bis 5. Dezember 2006 spielte Deep Fritz sechs Partien gegen den amtierenden Schachweltmeister Wladimir Kramnik in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Kramnik erhielt ein Startgeld von 500.000 US-Dollar und sollte im Falle eines Sieges weitere 500.000 US-Dollar erhalten. Es wurde vereinbart, dass Kramnik im Vorfeld das Programm erhielt, um sich mit dessen Spielweise vertraut zu machen, und dass er während der Partien Einblick in die Eröffnungsbibliothek von Deep Fritz nehmen konnte. Das Programm lief auf einem System mit zwei Intel-Core-2-Prozessoren mit je zwei Prozessorkernen und berechnete acht bis zehn Millionen Stellungen pro Sekunde. Der Vergleich endete schließlich 4:2 für Deep Fritz.
In der zweiten Partie übersah Kramnik, ungewöhnlich für einen Weltmeister, ein Matt in einem Zug, was von Susan Polgar als “blunder of the century” („Patzer des Jahrhunderts“ - obwohl es noch keine fünf Jahre alt war) kommentiert wurde.[2]
Fritz & Fertig – Schach für Kinder
Fritz & Fertig – Schach für Kinder ist ein Schachprogramm für Kinder ab acht Jahren, das der Kinderbuchautor Jörg Hilbert in Zusammenarbeit mit dem Schachtrainer Björn Lengwenus für ChessBase konzipierte.
Hilbert erfand um das Schachspiel eine Geschichte, in der das Königspaar Weiß Urlaub machen will und den Prinzen Fritz damit beauftragt, seine Eltern auf dem Thron zu vertreten. Dabei soll ihm seine Cousine Bianca helfen. Gerade als sie es sich gemütlich gemacht haben, erreicht sie die Herausforderung des Königs Schwarz zum Duell. In ihrer Not wandern sie durch das Königreich und treffen den König Bunt, der ihnen klar macht, dass es nicht um Leben oder Tod, sondern lediglich um Prestige geht. Nun packt Fritz, der seinen Vater würdig vertreten will, der Ehrgeiz, und er will das Schachspiel lernen. In verschiedenen Minispielen werden die Schachregeln vermittelt, unterschiedliche Spielsituationen trainiert und erklärt, was die verschiedenen Schachausdrücke bedeuten.
Die Software wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Kindersoftwarepreis TOMMI 2002. Mittlerweile sind drei Fortsetzungen und mehrere Printprodukte erschienen.
Weblinks
Einzelnachweise
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