François Bayrou

François Bayrou
François Bayrou

François Bayrou ([fʀɑ̃.swa·baj.ʀu]; * 25. Mai 1951 in Bordères bei Pau, Département Pyrénées-Atlantiques) ist ein führender französischer Politiker, Vorsitzender der christdemokratisch-liberalen UDF, seit 2007 auch der neuen Bewegung Mouvement démocrate (MoDem). Bei der französischen Präsidentschaftswahl 2007 trat er als Kandidat für seine Partei an. Auf europäischer Ebene ist Bayrou Mitvorsitzender der EDP.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bayrou ist der Sohn eines Kleinbauern. Er studierte zunächst Klassische Literatur an der Universität von Bordeaux. Er erreicht seine Agrégation in Klassischer Literatur im Alter von 23 Jahren.

Politisch stieg er in der bürgerlich-liberalen Union pour la démocratie française (UDF) auf, wo er zunächst Abgeordneter des Départements Pyrénées-Atlantiques war. Er ist geprägt von einer christlich-demokratischen Haltung und bezeichnet sich als praktizierenden Katholiken und Anhänger der Laizität.[1]

Von 1979 bis 1981 war er hoher Verwaltungsbeamter im Landwirtschaftsministerium von Pierre Méhaignerie, danach war er für den Senatspräsidenten Alain Poher tätig. Von 1984 bis 1986 beriet er Pierre Pflimlin, als dieser Präsident des Europaparlaments war. Zwischen 1986 und 1993 stand Bayrou der Ständigen Gruppe im Kampf gegen den Analphabetismus als Präsident vor.

François Bayrou auf einer Linux-Messe im Pariser Stadtteil La Défense

Nach dem Wahlsieg der Rechtsliberalen unter Édouard Balladur berief dieser Bayrou am 29. März 1993 als Minister für nationale Bildung in sein Kabinett. In seiner Amtszeit sorgte er für eine umfassende Überprüfung der Situation der Schüler und Lehrer in Frankreich. Er behielt sein Ministeramt auch, nachdem 1995 Alain Juppé neuer Ministerpräsident geworden war, der das Ressort um den Bereich der Forschung erweiterte.

Bayrous Bestreben war es auch, in der politischen Mitte eine Kraft zu schaffen, die stark genug sein sollte, um den Gaullisten auf der rechten Seite gleichberechtigt gegenüberzutreten. Sein Ministeramt hatte er bis zum 4. Juni 1997 inne, sein Nachfolger wurde Claude Allègre.

Seit 1998 ist er Parteivorsitzender der UDF. Bayrou selbst kandidierte auf einer UDF-Liste 1999 für die Europawahl, die über 9 % erreichte und als deren Vertreter er Abgeordneter in Straßburg wurde.

Bayrou trat bei den französischen Präsidentschaftswahlen 2002 als Kandidat an und konnte mit 6,8 % der Stimmen im ersten Wahlgang einen beachtenswerten vierten Platz erreichen.

Ebenfalls 2002 kam es zur Spaltung der liberalen Mitte, als ein Teil sich dem Plan einer starken konservativen Partei unter Jacques Chirac öffnete, der in Form der UMP verwirklicht wurde, während Bayrou der UDF die Eigenständigkeit bewahren wollte.

Noch im gleichen Jahr gab Bayrou sein Mandat als Europaabgeordneter auf, um Mitglied der französischen Nationalversammlung zu werden. Bei den Regionalwahlen in Aquitaine 2004 musste er allerdings eine herbe Niederlage gegen den Kandidaten der UMP einstecken; dagegen konnte die UDF bei den Europawahlen des gleichen Jahres 12 % der Stimmen verbuchen.

Im Wahlkampf zur französischen Präsidentschaftswahl 2007 gelang ihm laut Umfragen der größeren Umfrageinstitute zufolge binnen weniger Wochen ein Aufstieg von einem aussichtslosen Nischenkandidaten zu einem ernstzunehmenden Anwärter auf das Präsidentenamt. Er präsentierte sich damit insbesondere als Alternative zu seiner sozialistischen Konkurrentin Ségolène Royal und dem konservativen Nicolas Sarkozy. Mit einem Stimmanteil von 18,57 % landete Bayrou jedoch hinter den beiden auf dem dritten Platz.

Im Rahmen seiner Kandidatur hat er die EU „als die schönste Konstruktion der ganzen Menschheit“ bezeichnet.[2] In allgemeinen Europafragen spricht er sich gegen den Beitritt der Türkei zur EU und für die Annahme des europäischen Verfassungsentwurfs aus. Einen Gottesbezug in dem Text lehnt er ab, mit der Begründung, dass Religion und Gesetz nicht vermischt werden sollen.[1]

Nach der Wahl kündigte Bayrou die Gründung einer neuen Partei an, dem Mouvement démocrate. Obwohl diese neue Bewegung bei der ersten Runde der Wahlen zur Nationalversammlung am 10. Juni mit 7,61 % der Stimmen drittstärkste Kraft wurde, blieb das Ergebnis weit hinter dem Bayrous bei der Präsidentschaftswahl zurück: Nur noch knapp 30 Prozent der Bayrou-Wähler vom 22. April wählten das MoDem. In die Nationalversammlung zogen aufgrund des von Bayou als sehr unfair kritisierten Mehrheitswahlrechts nur noch Bayrou selbst und drei weitere Abgeordnete ein. Von sechs Kandidaten, die an der zweiten Runde der Wahlen am 17. Juni teilnehmen konnten, errangen also vier einen Sitz. Diese geringe Vertretung in der Nationalversammlung, auch im Vergleich zum "Nouveau Centre", das sich der "Majorité Présidentielle" angeschlossen hat, 22 Abgeordnete stellt und somit eine Fraktion bilden kann, nimmt Bayrou für die Unabhängigkeit des MoDem in Kauf. Das MoDem zieht viele junge Wähler an, d.h. auch viele Neuwähler: 78.000 haben laut bayrou.fr ihren Beitritt angekündigt (innerhalb eines Monats bis zum 13. Juli), davon sind 42.000 Beitritte bereits bestätigt worden, ein großer Erfolg für eine neue Partei. Die Zahl der Mitglieder übersteigt sogar die der UDF beim letzten Parteikongress im Januar 2006: 31.000.

Bayrous großes Interesse an Literatur und Geschichte findet u.a. Ausdruck in der Veröffentlichung von Büchern über die Geschichte Frankreichs, darunter eine Biographie des "guten Königs" Heinrich IV., sowie von Werken, in denen er seine Überzeugungen und Ansichten zu Frankreich darlegt.

Bayrou ist verheiratet und hat sechs Kinder.

Schriften

  • Le roi libre. – Paris: Flammarion, 1994 – ISBN 2080668218
    Le roi libre. – Paris: France loisirs, 1995 – ISBN 2724289447
    Le roi libre. – Paris: Éd. J'ai lu, 1996 – ISBN 2277241830
    Henri IV. – Paris: Perrin jeunesse, 1998 – ISBN 2262013012
    Henri IV: le roi libre. – Paris: Flammarion, 1999 – ISBN 208067725X
  • Saint-Louis. – Paris: Flammarion, 1997 – ISBN 2080672088
  • Ils portaient l'écharpe blanche: l'aventure des premiers réformés, des Guerres de religion à l'édit de Nantes, de la Révocation à la Révolution. – Paris: B. Grasset, 1998 – ISBN 2246559812
    Ils portaient l'écharpe blanche: l'aventure des premiers réformés, des Guerres de religion à l'édit de Nantes, de la Révocation à la Révolution. – Paris: Librairie générale française, 2000 – ISBN 225314779-6
Politische Veröffentlichungen

Weblinks

 Commons: François Bayrou – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b Alexis Brézet, Philippe Goulliaud, Guillaume Tabard: François Bayrou: "Je veux rassurer et apaiser les tensions". Le Figaro vom 28. März 2007 (französisch)
  2. Wallstreet Journal vom 23. Februar 2007

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