- Alain Juppé
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Alain Juppé [aˈlɛ̃ ʒyˈpe] (* 15. August 1945 in Mont-de-Marsan) ist ein französischer Politiker der gaullistischen Strömung.
Seine politische Laufbahn begann Juppé als Redenschreiber für Jacques Chirac, in den 1980er Jahren war er ebenfalls Minister in dessen Regierung. Zudem hatte er vom 30. März 1993 bis 11. Mai 1995 unter Édouard Balladur das Amt des Außenministers inne und war vom 18. Mai 1995 bis zum 2. Juni 1997 Premierminister. Am 18. Mai 2007 wurde er zum Staatsminister (Vizepremierminister), Minister für Umwelt, nachhaltige Entwicklung, Energie und Verkehr unter François Fillon ernannt. Am 17. Juni 2007 gab er den Rücktritt von seinem Amt bekannt, da er bei den Parlamentswahlen in Frankreich im Juni 2007 kein Mandat erhalten konnte. Am 14. November 2010 wurde Juppé zum Verteidigungsminister sowie erneut zum Staatsminister in der Regierung von François Fillon ernannt. Am 27. Februar 2011 wurde er erneut zum Außenminister ernannt.
Inhaltsverzeichnis
Schulischer Werdegang
Alain Juppé ist der Sohn von Marie (1910–2004) und Robert Juppé, beide Anhänger der konservativen Gaullisten.
Seine Schulzeit im Gymnasium Victor Duruy in Mont-de-Marsan (Landes) ist sehr erfolgreich. Mit 17 Jahren besteht er sein Abitur. Im Pariser Gymnasium Louis-le-Grand bereitet er sich für die École Normale Supérieure (ENS) vor, in die er 1964 aufgenommen wird. Darauf folgen Studienjahre in den Instituts d’études politiques (IEP) (1968) und der École nationale d’administration (ENA) (1970–1972), die kurzzeitig durch seinen Militärdienst (1969–1970) unterbrochen werden.
Politischer Werdegang
Alain Juppé gibt zu, bei der Präsidentschaftswahl 1969 für Alain Krivine (Ligue Communiste) gestimmt zu haben. Von 1972 bis 1976 ist er Finanzinspektor. Im Jahre 1976 wird er enger Mitarbeiter von Premierminister Jacques Chirac.
Im gleichen Jahr stellt er sich ohne Erfolg der Wahl zur Französischen Nationalversammlung in Mont-de-Marsan als Kandidat des Rassemblement pour la République (RPR). Danach arbeitet er an der Seite des Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac. Im Jahre 1979 wird er in den Landesvorstand der RPR gewählt und zum Assistenten der Finanzleitung und Wirtschaftangelegenheiten der Stadt Paris ernannt.
Vom 20. März 1986 bis zum 10. Mai 1988 bekleidet er das Amt des Ministers des Staatshaushalts. Vom 30. März 1993 bis zum 18. Mai 1995 übt er unter der Regierung Édouard Balladur das Amt des Außenministers aus.
Mit dem Sieg Jacques Chiracs im Mai 1995 wird Alain Juppé zum Premierminister ernannt. Im Juni des Jahres 1995 wird er zusätzlich noch zum Bürgermeister der Stadt Bordeaux gewählt und ersetzt damit seinen Vorgänger Jacques Chaban-Delmas, der dieses Amt seit 1947 innehatte.
Am 16. Juni 2002 wird er zum Abgeordneten der 12. Legislaturperiode des Wahlkreises der Gironde gewählt. Er tritt der Union pour un mouvement populaire (UMP) bei und wird kurz darauf deren Vorsitzender.
1989 wird er in das Europaparlament gewählt.
Am 1. Dezember 2004 wird Alain Juppé in Versailles wegen seiner Verwicklung in eine Affäre um illegale Parteienfinanzierung zu 14 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Zugleich wird ihm das passive Wahlrecht für ein Jahr entzogen. Daraufhin ist er gezwungen, alle seine politischen Ämter niederzulegen.
Das Amt des Bürgermeisters von Bordeaux wird von seinem Stellvertreter Hugues Martin übernommen. Vorsitzender der UMP wird Nicolas Sarkozy.
Seit 2006 ist Alain Juppé wieder Bürgermeister von Bordeaux.
Nachdem er am 17. Juni 2007 nicht wieder in die Nationalversammlung gewählt worden war, legte er sein Ministeramt nieder.[1]
Am 14. November 2010 wurde er erneut zum Staatsminister sowie zum Minister für Verteidigung und Veteranen unter François Fillon ernannt.
Am 27. Februar 2011 wurde er in Nachfolge der zurückgetretenen Michèle Alliot-Marie zum Außenminister ernannt.[2] Im Verteidigungsministerium folgte ihm Gérard Longuet nach.
Der Fall Juppé
Im Juni 1995 veröffentlichte die satirische Pariser Wochenzeitung Le Canard enchaîné ein internes Dokument der Stadt Paris, das von Alain Juppé unterzeichnet wurde. Darin ordnete er die Herabsetzung des Mietpreises deutlich unter das marktübliche Niveau für die Wohnung seines Sohnes Laurent an. Dessen 189 m² großes Appartement befand sich in derselben Straße, in der Arbeiten für mehrere Millionen Franc auf Kosten der Steuerzahler verwirklicht wurden.
Durch den Verein der Pariser Steuerzahler wurde eine Klage eingereicht, das Verfahren wurde jedoch vom Staatsanwalt Bruno Cotte eingestellt. 1998 wurde überprüft, ob Alain Juppé zur Finanzierung des RPR Steuermittel hinterzogen und illegale Parteispenden angenommen hatte. Öffentliche Verträge wurden durch das Pariser Rathaus und andere Unternehmen finanziert. Seine persönliche Sekretärin in der RPR bezog ihr Gehalt über ein Unternehmen der Segur-Immobiliengruppe und zusätzlich über die Stadt Paris. Am 30. Januar 2004 wurde er durch die Strafkammer des Landgerichts von Nanterre zu 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung und zehn Jahren Unwählbarkeit in der Angelegenheit der fiktiven Arbeitsplätze des Pariser Rathauses verurteilt. Juppé legte sofort Berufung ein, die aufschiebende Wirkung hatte. Am 1. Dezember 2004 reduzierte das Berufungsgericht die Gefängnisstrafe auf vierzehn Monate mit Bewährung und ein Jahr Unwählbarkeit. In der Urteilsbegründung schrieben die Berufungsrichter, es sei bedauerlich, dass Juppé die gesetzlichen Regelungen zur Parteienfinanzierung, für die er selbst im Parlament gestimmt hatte, nicht auch auf seine eigene Partei angewendet habe. Juppé trat noch am folgenden Tag von seinem letzten politischen Amt als Bürgermeister von Bordeaux zurück.
Weblinks
Commons: Alain Juppé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eckart Lohse, Günther Nonnenmacher: „Libyen braucht keine militärische Hilfe“. Alain Juppé im Gespräch mit der F.A.Z.. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. August 2011, abgerufen am 31. August 2011 (deutsch, Interview mit Alain Juppé zum Thema Internationaler Militäreinsatz in Libyen 2011).
Einzelnachweise
Michel Debré | Georges Pompidou | Maurice Couve de Murville | Jacques Chaban-Delmas | Pierre Messmer | Jacques Chirac | Raymond Barre | Pierre Mauroy | Laurent Fabius | Jacques Chirac | Michel Rocard | Édith Cresson | Pierre Bérégovoy | Édouard Balladur | Alain Juppé | Lionel Jospin | Jean-Pierre Raffarin | Dominique de Villepin | François Fillon
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