- Freiburger Totentanz
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Als Freiburger Totentanz bezeichnet man zwei Darstellungen von Sequenzen des Totentanzes in der Stadt Freiburg im Breisgau. Eine befand sich für kurze Zeit auf dem Freiburger Rathaus, die andere existiert noch heute in der St. Michaelskapelle auf dem Alten Friedhof im Ortsteil Neuburg, der Friedhof wird oftmals dem Ortsteil Herdern zugeschlagen, was aber nicht korrekt ist[1]
Eine Bilderserie mit Szenen aus einem Totentanz wurde auf der Schauseite des zwischen 1557 und 1559 unter Einbeziehung bestehender Gebäude neu errichteten Freiburger Rathauses von Galienus Entringer († 1579) gemalt. Diese Bilderserie musste aber auf Anweisung des Rats durch die Lebensgeschichte des Königs Philipp von Makedonien ersetzt werden,[2] da diese Darstellung in Freiburg keinen Anklang fand.
Die zweite Darstellung des Totentanzes ist ein Zyklus von zwölf Totentanz-Bildern in der Vorhalle der Michaelskapelle auf dem Alten Friedhof in Freiburg direkt unter der Decke. Entstanden ist der Totentanz in der Kapelle vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[3] Der Totentanz stellt dar, wie schnell einen der Tod ereilen kann und dies ungeachtet des Lebensalters - dargestellt in den Bildern 1 bis 7 - und des Standes - dargestellt in den Bildern 8 bis 12. Julius Dorneich schreibt darüber "So ist die Vorhalle zu einer eindringlichen Predigt über das unberechenbare Ende des menschlichen Lebens gestaltet, zugleich aber auch auf die Hilfe in der Religion hingewiesen."[4]
Die Kapelle und der Totentanz wurden in der Bombennacht vom 27. November 1944 schwer beschädigt. Die heute zu sehende Fassung wurde im Jahr 1963 vom Innsbrucker Freskenmaler Wolfram Köberl rekonstruiert. Der ursprüngliche Totentanz wird Simon Göser zugeschrieben und soll daran erinnern dass der Tod zu jeder Lebensstunde kommen kann. Diese ursprüngliche Version wurde von Dominik Weber im Jahr 1856 und durch Sebastian Luz im Jahr 1893 restauriert.[5]
Im Jahre 1887 malte Dominik Weber einen an das Freiburger Vorbild angelehnten Totentanz in die Maria-Schnee-Kapelle in Herten.
Eine Szene des Totentanzes - der Tod und der Pfarrer - wurde in den Totentanz der Seelenkapelle auf dem Friedhof der Expositurkirche St. Ägidius in Zenching als eines der acht Ölgemälde übernommen[6]
Inhaltsverzeichnis
Bilder und Texte des Totentanzes in der Michaelskapelle in der Version Wolfram Köberls von 1963
Links
Bild 1Hier schlafft das kindt, dort ewig wacht,
weil ihm der Todt ein Music macht.Bild 2
Das ABC kaumb schreibt der knab,
Ruefft ihn der Todt schon in das grab.Bild 3
Beim Haar der Todt ergreift den kopf,
Zu diser Wueth taugt ihm der Zopf.
Mitte
Linke Seite Bild 1
Zu fechten, zu spihlen die Jugendt ist gewohnt,
Dem alter der Jugendt der Todt nit verschont.Bild 2
Mit aschen zierth der Todt das Haupt,
Die besser als der puder taugt.Bild 3
Der Todt allein das Creutz abnihmbt,
Das ihm der Ehemann selbst bestihmbt.Zentralbild über dem Eingang
Sey uns doch gnädig
in dem Gricht,
vnd nit nach maaß der sünden
Richt!Rechte Seite Bild 4
Der eigne kopf macht lauter Zanck,
Dem Todt darumb vor disen danck.Bild 5
Zu fahren zu reuthen der Todt ist bereuth,
Damit er den Adel erhalte zur beuth.Bild 6
Dem betler in der Hungers not
Der Todt ihm ist das liebste brod.
Rechts
Bild 1
Die schwarze Mehs lis ich vor dich,
Die Hülf darvon hof ich vor mich.
Bild 2
Beim pflueg der Baur das Brod gewint,
Beim pflueg den Baur der Todt auch nimt.
Bild 3
Du Narr was hülfft die gelt begier
Heunt kombt der Todt, was nimbst mit dir?
Kapellenvorraum
Zum Eingangsbereich gehören auch die beiden Fenster der Kapelle, die das Bilderband am oberen Rand abrunden. Sie sind hier zusammen mit dem Eingangstor dargestellt, um einen Eindruck der Gesamterscheinung zu vermitteln. In den beiden Seitenwänden sind Grabtafeln eingelassen.
Bilder und Texte des Totentanzes in der Michaelskapelle in der von S. Luz 1893 rekonstruierten Originalversion
Die Bilder stammen aus dem Buch Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, 1898. Zu dieser Zeit war der Kapellengiebel mit einer großen Uhr, zwei Knochenmännern der eine mit der Schlange der andere mit dem Anker und zwei Putten geschmückt. Das ganze als Sinnbild für Tod und Auferstehung.
Literatur
Wikisource: Die St. Michaels-Kapelle auf dem alten Friedhof aus Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten 1898 – Quellen und VolltexteWikisource: Adolf Poinsignon: Der Todtentanz in der St. Michaelskapelle auf dem alten Friedhof zu Freiburg im Breisgau, Freiburg 1891. – Quellen und Volltexte- Joachim Faller: Zur Außenbemalung der St. Michaelskapelle auf dem Freiburger "Alten Friedhof". In: Schau-ins-Land 127 (2008), S. 47-59.
- Peter Brannath, Seebacher - Der Tod schreibt schwarze Zahlen, Schillinger Verlag, 2006, ISBN 978-3-89155-325-1 . Ein Kriminalroman mit einer engen Beziehung zu diesem Totentanz.
Weblinks
- Wenn der Tod zum Tänzchen bittet, Hans Sigmund, Badische Zeitung, 24. Januar 2011
- Liste der Sakralbauten in Freiburg im Breisgau
Einzelnachweise
- ↑ Neuburg (Freiburg)
- ↑ Aus einem Ratsprotokoll "Das Gemälde am Rathus, des Todten, widerumb hinweg zu thundt und anstatt desselben die Histori des Königs Philippi Macedonie ze molen . . ." Peter Kalchthaler, 1. Juni 2008, Badische Zeitung
- ↑ Faller, S. 52
- ↑ http://www.katholische-kirche-freiburg.de/mitte/Dompfarrei/Kapellen/St.-Michael-Alter-Friedhof.html
- ↑ Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. 1898. Seite 382-385
- ↑ Quelle: In Richtung Paradies - Über den Tod im Bilde. Ausstellungskatalog zur Ausstellung vom 24. Oktober bis 12. Dezember im Regensburger Diözesanmuseum
48.0007417.856963Koordinaten: 48° 0′ 3″ N, 7° 51′ 25″ O
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