Freiburger Thesen

Freiburger Thesen

Die Freiburger Thesen wurden am 27. Oktober 1971 auf dem Bundesparteitag der FDP in Freiburg im Breisgau verabschiedet und orientierten die FDP in Richtung eines reformorientierten „Sozialen Liberalismus“. Sie entstanden, nachdem die FDP bei der Bundestagswahl 1969 nur noch 5,8% erreicht hatte. Die Freiburger Thesen wurden 1979 durch die eher wirtschaftsliberalen Kieler Thesen abgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Parteihistorischer Hintergrund

Die Freiburger Thesen stehen im Kontext der Gründung der ersten sozialliberalen Koalition 1969 auf Bundesebene unter maßgeblichem Einfluss des FDP-Parteivorsitzenden Walter Scheel, anschließend Außenminister, und Willy Brandts. Walter Scheel wirkte schließlich auch zusammen mit Präsidiumsmitglied Werner Maihofer und dem Generalsekretär Karl-Hermann Flach in der Programmkommission der FDP an der inhaltlichen Konzeption der Thesen mit. Ziel der Thesen war mitunter auch eine Emanzipation der FDP von ihrer Rolle als Mehrheitsbeschafferin im Dreiparteiensystem der damaligen Bundesrepublik, in der nach Auffassung der Programmkommission eine inhaltliche Programmatik hinter dem Image einer Funktionspartei zurückblieb.

Inhalt

Der Wirtschaftsliberalismus der 1950er und 1960er Jahre wurde durch einen gesellschaftspolitischen Reformliberalismus ersetzt. Liberalismus sollte nicht mehr nur politisch orientiert sein, sondern auch soziales Engagement ermöglichen. Der Freiburger Parteitag gab einem Freiheitsbegriff von Friedrich Naumann den Vorzug, nach dem die Fähigkeiten des Menschen zu selbstständigen Entscheidungen nicht im Widerspruch zu Gemeinschaft, Mitmenschlichkeit und demokratischer Partizipation stehen, sondern gerade erst in ihnen aufgehen. Die vier zentralen Thesen lauteten:

  • „Liberalismus nimmt Partei für Menschenwürde durch Selbstbestimmung“
  • „Liberalismus nimmt Partei für Fortschritt durch Vernunft“
  • „Liberalismus fordert Demokratisierung der Gesellschaft“
  • „Liberalismus fordert Reform des Kapitalismus

Zudem waren die Freiburger Thesen das erste Parteiprogramm der FDP, das einen Abschnitt zum Umweltschutz enthielt: „Umweltschutz hat Vorrang vor Gewinnstreben und persönlichem Nutzen.“ Des Weiteren erhob es die Forderung das Recht auf eine „menschenwürdige Umwelt“ in Artikel 2 des Grundrechtekatalogs des Grundgesetzes zu verankern. Damit nahm die FDP als erste der wesentlichen westdeutschen Parteien eine dezidierte Position zum Umweltschutz ein.

Im Großen und Ganzen betonte das Programm die Freiheit des Einzelnen, bezog aber gleichzeitig Stellung zu gesellschaftlichen Grundproblemen. Es wurde 1979 von den Kieler Thesen abgelöst.

Literatur

Weblinks

Siehe auch


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