Friedrich Böer

Friedrich Böer

Friedrich Böer (* 17. Januar 1904 in Hamburg; † 23. Juni 1987 Hamburg) war ein deutscher Autor und Illustrator, der durch Sachbücher für Kinder und Jugendliche bekannt wurde.

Das Grab von Friedrich Böer und seiner Frau auf dem Friedhof in Baden-Baden

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Böer wird als viertes von fünf Kindern des Apothekers Carl Böer und seiner Frau Gertrud, geb. Barkow, geboren. 1905 zieht die Familie nach Berlin, wo er seine Kinder- und Schuljahre verbringt. Schon früh zeigt Friedrich politisches Interesse und führte darüber Tagebuch, in dem er Fotos, Zeitungsausschnitte, Zitate und eigene Kommentare collagenartig verarbeitet. Damit bedient er sich bereits der Form, die später auch seine Bücher prägen sollte.

Nach dem Abitur beginnt er 1921 eine Buchhändlerlehre in Berlin. 1923 bekommt er eine Stelle bei der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung in Berlin. Hier arbeitet er in der Bildredaktion und ist auch selbst als Fotograf tätig. Ab 1928 arbeitet Böer am Bibliographischen Institut in Leipzig als Bildredakteur für "Meyers Lexikon". In dieser Zeit kommt er in Berührung mit den Ideen des Bauhauses.

Ab 1931 arbeitet Böer als freiberuflicher Bildredakteur in Berlin und entwickelt die Idee seines ersten Kinderbuches "Klaus und der Herr der Eisenbahnen", das 1933 mit dem Untertitel "mit Fotos, Bildmontagen und Zeichnungen" im Verlag Stuffer erscheint. Ein weiteres Buch in Collagetechnik erscheint: "3 Jungen erforschen eine Stadt". Bei dem darauf folgenden "Krischan der Bauernjunge" muss Boer auf Collagen verzichten, weil das nationalsozialistische Regime diese Technik als zu politisch einstuft und verbietet.

1935 heiratet Friedrich Böer Doris Puhonny, die Tochter des Marionettenmachers Ivo Puhonny. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor. Von 1940 bis 1945 leistet Böer Dienst bei der Luftwaffe, und kehrt unverwundet zurück.

1957 zieht die Familie in Böers Geburtsstadt Hamburg. Das von Böer bereits vor dem Krieg gestaltete "Schiffbuch" erscheint. Es beschreibt detailliert die Welt von Schiffen und Häfen. Es folgen weitere Bücher. Auch wird Böer Mit-Herausgeber der Kinder-Illustrierten "Buchfink". Für den Norddeutschen Rundfunk schreibt Böer Sachtexte und Hörspiele. Als bereits 70-jähriger widmet Böer seinem Lieblingsthema "Die Spielregeln des Alltags" zwei Bücher: "Die Reise in die Wirklichkeit" und "Tobys Tagebuch". Sein letztes Buch schließlich befasst sich 1984 wieder mit Schiffen und Seefahrt: "Alles über ein Containerschiff". Im gleichen Jahr wird in Blutenburg bei München eine Ausstellung über sein Lebenswerk gezeigt.

Am 23. Juni 1987 stirbt Friedrich Böer in Hamburg.

Werk

In seinem ersten Sachbuch "Klaus und der Herr der Eisenbahnen" (1933) setzt Friedrich Böer erstmalig die vom Bauhaus inspirierte Technik der Collage ein und schafft damit einen neuen Typus von Kinderbuch. Mit einer Kombination von Fotos, Zeichnungen und Text verbindet er die Vorstellungswelt von Kindern mit der realen Welt. Das Buch erzählt die Geschichte des Jungen Klaus, der von der symbolischen Figur "Herr der Eisenbahnen" in die Funktionsweisen und Abläufe des Zugverkehrs eingeführt wird. Im folgenden Buch führt er diesen gestalterischen Ansatz fort und lässt drei Jungen ihre Heimatstadt (zugrunde liegt Berlin) und ihre vielfältigen Funktionsweisen und Vernetzungen erforschen.

Böers elaborierte, sehr detaillierte Sach-Bücher über Schiffe und Häfen arbeiten ebenfalls mit Collagen, hier aus Fotos, Skizzen und technischen Zeichnungen. Für die Erstellung dieser Bücher recherchiert Böer intensiv, fährt wochenlang als Passagier auf hoher See mit und dokumentiert akribisch alle Bereiche und Arbeitsabläufe der Schiffe. Friedrich Böers Sachbücher über die Seefahrt wurden vielfach neu aufgelegt, teilweise übersetzt und gehören zu den Klassikern in ihrem Genre.

Böers zweites großes Thema, dass ihn schon seit früher Jugend interessierte, sind die "Spielregeln des Alltags". Damit sind alle kulturellen Regeln, Verhaltensweisen, Abmachungen, Umgangsformen und Gepflogenheiten von Menschen untereinander, aber auch Zeichen, Hinweise, Symbole und Verbote gemeint. Schon früh spielt er mit dem Gedanken, ein Buch zu gestalten, dass alle diese "Spielregeln" enthalten sollte.

Einen ersten Versuch in diese Richtung unternimmt er 1973 mit dem Buch "Die Reise in die Wirklichkeit". Darin begegnet ein Junge einem König, der in einer vergangenen Zeit lebt, und nimmt ihn mit in die moderne Welt. Das Buch ist aus der Sicht des Königs geschrieben. Er sieht fast alles zum ersten Mal, wundert sich über vieles und missversteht manches. Letztendlich zeigt ihm der Junge wie die moderne Gesellschaft als Ganzes funktioniert. Das Buch ist durchgängig mit vielen Bildern und "Bildesbildern" illustriert. Die Fotos entstehen in Hamburg.

Inhaltlich ähnlich, aber mit größerem Gewicht auf Text ist der Folgeband "Tobys geheimes Tagebuch" angelegt. Der Junge Toby (ein Spitzname Böers aus seiner Jugendzeit) beschreibt in seinem Tagebuch alles, was er sieht und erlebt und welche Gedanken er sich darüber macht. Wieder geht es darum, wie Alltag funktioniert und nach welchen Regeln sich Gesellschaften aufbauen.

Bibliographie

  • Klaus der Herr der Eisenbahnen, Berlin: Herbert Stuffer 1933
  • 3 Jungen erforschen eine Stadt, Berlin: Herbert Stuffer 1933
  • Krischan der Bauernjunge oder: Leben und Arbeit auf dem Lande, Berlin: Herbert Stuffer 1934
  • Das Schiffbuch, Berlin: Weidmannsche Verlagsbuchhandlung 1937
  • Sport macht Spaß, Berlin: Weidmannsche Verlagsbuchhandlung 1939
  • Der Hafen, Hamburg: Schiffahrts-Verlag "Hansa" C. Schroedter & Co. 1950
  • Alles über ein Schiff, Freiburg: Herder 1955
  • Die Reise in die Wirklichkeit oder: Jeder weiß mehr, als er weiß, Freiburg. Basel. Wien: Herder 1973
  • Tobys geheimes Tagebuch oder: Die Spielregeln des Alltags, Freiburg. Basel. Wien: Herder 1982
  • Alles über ein Containerschiff, Herford: Koehler 1984

Literatur

  • Barbara Murken: Friedrich Böer – Wegbereiter einer neuen Bildsprache im Kinderbuch, Internationale Jugendbibliothek München, 1984

Weblinks


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