- Friedrich Imhoof-Blumer
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Friedrich Imhoof-Blumer (* 11. Mai 1838 in Winterthur; † 26. April 1920 ebenda) war ein Schweizer Numismatiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Imhoof-Blumer war der Sohn des Kaufmanns Friedrich Imhoof und dessen Ehefrau Sophie Hotze. Nach seiner Schulzeit durchlief er eine kaufmännische Lehre, um anschließend in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Bereits als Kind interessierte sich Imhoof-Blumer für Münzen, doch seinen sammlerischen Durchbruch erlangte er 1866, als er mit 28 Jahren dem Regierungsrat aus Bern, Emil Lohner dessen umfassende Sammlung schweizerischer Münzen abkaufen konnte. Zusammen mit seiner eigenen schenkte Imhoof-Blumer diese Sammlung 1871 dem Münzkabinett seiner Heimatstadt.
Durch das Import-Export-Geschäft seines Vaters konnte viele Kontakte in den Nahen Osten knüpfen. Speziell nach Griechenland und in die Türkei unternahm er mehrere Reisen, die er selbstverständlich auch zu erfolgreichen Ankäufen nutzte. Durch Sprach- und Geschichtsunterricht bei Hermann Hitzig gut vorbereitet, konnte Imhoof-Blumer sein Sammeln bald schon auf eine wissenschaftlich fundierte Basis stellen.
1862 heiratete er in Glarus Elisabeth Blumer. Mit ihr hatte er zwei Töchter. Anlässlich dieser Eheschließung änderte er seinen Namen „Imhoof“ in „Imhoof-Blumer“. Mit 32 Jahren zog sich Imhoof-Blumer 1870 völlig aus dem Familienunternehmen zurück und kümmerte sich bis an sein Lebensende nur noch um seine Sammlung. 1862 erwarb Imhoof-Blumer seine erste Münze und als er 1900 seine Sammlung an das Berliner Münzkabinett verkaufte, umfasste diese ca. 21.000 Exponate. Dieser Kauf kam durch Vermittlung des Historikers Theodor Mommsen zustande.
Mit dem Erlös gründete Imhoof-Blumer eine Stiftung, welche in Folge verschiedentlich Stipendien an junge Numismatiker, z.B. Kurt Regling und Behrend Pick vergab. In dieser Zeit begann Imhoof-Blumer auch mit seiner zweiten Sammlung. Nach seinem Tod erbte diese sein Schwiegersohn und Arzt Oskar Bernhard. 1927 konnte Kurt Regling daraus etwa 2000 Bronzemünzen für das Münzkabinett Berlin erwerben.
Fast en passant wuchs auch die Sammlung von Siegellackabdrücken griechischer Münzen, welche Imhoof-Blumer von seinen Reisen mitbrachte. Seine Enkelin Lily Sulzer fertigte davon mit den Jahren ca. 100.000 Gipsabdrücke an. Diese gelten noch heute als ein wichtiges Referenzinstrument.
Imhoof-Blumer konnte auf gekonnte Weise die Numismatik mit verwandten Fächern wie Griechische Mythologie, Philologie und Archäologie verknüpfen und es entstanden anhand seiner Sammlungen neue und noch heute gültige Forschungsmethoden. Damit zählt er bis heute zu den bedeutendsten Kennern der antiken Numismatik. Imhoof-Blumer war korrespondierendes Mitglied der Preußischen, der Bayerischen, der Niederländischen und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Im Alter von 82 Jahren starb Friedrich Imhoof-Blumer am 26. April 1920 in seiner Heimatstadt Winterthur.
Auszeichnungen
- 1870: Dr. phil. h.c der Universität Zürich
- 1895: Pour le mérite für Wissenschaft und Künste
Schriften
- Zur Münzkunde und Paläographie Böotiens. In: Numismatische Zeitschrift 3 (1871), S. 321 ff. (auch als Separatdruck Wien 1873).
- Die Münzens Akarnaniens, Wien 1878.
- Porträtköpfe auf römischen Münzen der Republik und der Kaiserzeit, Teubner, Leipzig 1879 (2. Aufl. 1922).
- Monnaies grecques, Leipzig; Paris 1883.
- Porträtköpfe auf antiken Münzen hellenischer und hellenisierter Völker, Teubner, Leipzig 1885.
- zus. mit Percy Gardner: A numismatic commentary on Pausanias, 3 Bde., London 1885–1887.
- als Hrsg.: Die antiken Münzen Nord-Griechenlands, unter Leitung von F. Imhoof-Blumer hrsg. von der Kgl. Akademie der Wissenschaften, Reimer, Berlin 1898 ff. (bis 1920 3 Bde.).
Literatur
- Hansjörg Bloesch: Imhoof-Blumer, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 156 f.
- A. Engeli: Friedrich Imhoof-Blumer, 1838–1920. Winterthur 1924 (258. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur).
- Hans-Markus von Kaenel: Friedrich Imhoof-Blumer (1838–1920) – ein bedeutender Winterthurer Gelehrter, Sammler und Mäzen. In: Winterthurer Jahrbuch 37, 1990, S. 81–95.
- Kurt Regling: Nachruf auf Friedrich Imhoof-Blumer. In: Zeitschrift für Numismatik 33, 1922, S. 134–139.
Weblinks
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Wikisource: Friedrich Imhoof-Blumer – Quellen und Volltexte
- Literatur von und über Friedrich Imhoof-Blumer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Digital Library Numis (DLN) Imhoof-Blumer Bücher und Artikel online abrufbar (englisch)
- Antike Münzen aus der Sammlung Imhoof-Blumer im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin www.smb.museum/ikmk
Kategorien:- Numismatiker
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