Friesenpelz

Friesenpelz
Friesennerzgala

Der Friesennerz (auch: Ostfriesennerz) ist eine Regenschutzbekleidung, die ungefähr zwischen 1970 und 1985 beliebt war. Es handelt sich dabei ursprünglich um eine dauerhaft wasserdichte Textilie für Berufsfischer und den Segelsport. (Ölzeug). Sie zeichnet sich neben der Funktionalität durch große Sichtbarkeit aus (leuchtendes gelb, orange). Als Trägermaterial dient Polyester, die Wasserfestigkeit ergibt sich durch eine PVC-Beschichtung in unterschiedlichen Stärken je nach Beanspruchungsgrad.

Charakteristisch sind die große Kapuze, voluminöse Taschen mit Klappen und eine Frontleiste mit Druckknöpfen. Die Nähte sind entweder verschweißt oder, falls sie genäht sind, von innen verklebt.

Von der Küste kommend erlebte diese für maritime Zwecke gedachte Schutzkleidung einen Boom auf dem Festland. Die Beliebtheit des Friesennerzes wurde als „Verwirklichung des Kommunismus auf modischem Gebiet“ bezeichnet, da es wohl kaum jemanden gab, der diese Jacke nicht getragen hätte oder sich ihre Anschaffung nicht hätten leisten können. [1]

Inhaltsverzeichnis

Der klassische Friesennerz

Zum Erfolg beigetragen hat ein im Jahre 1968 von Jan E. Ansteen Nielsson (der Gründer von Jeantex), aus dem kleinen dänischen Ort Hörve, entworfenes Design, die beidseitig tragbare Regenwendejacke, welche heute als der klassische Friesennerz angesehen wird. Sie war vom Schnitt her einem Bundeswehr-Parka ähnlicher als dem einer Öljacke. In ihrer ursprünglichen Fassung wurde auf dem auch nach außen tragbaren Trägermaterial Viskose (Rayon, Acetat) eine Schicht aus synthetischem Kautschuk (gummiert) aufgetragen, die 1985 durch eine haltbarere PVC-Beschichtung abgelöst wurde. Neben der dominierenden Kombination (blaue Viskose/gelber Kautschuk oder PVC) gab es eine Reihe weitere Farbkombinationen. Neben den großen Taschen und der weiten Kapuze wurde an weitere sinnvolle Details gedacht, wie eine oder zwei Brusttaschen oder einen durch eine Knopfleiste verdeckten Reißverschluss und Ösen zur Belüftung am Ärmelansatz.

Friesennerz in der DDR

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Auch in der DDR war der Friesennerz von 1981 bis 1985 aktuell und wurde in Eigenproduktion hergestellt. Um patentrechtliche Auseinandersetzungen mit Jeantex zu vermeiden, erfuhr der DDR-Friesennerz (Marke "elpico", Hersteller: VEB Jugendmode) außer seiner Bezeichnung - er hieß offiziell "Wetterwendejacke" noch einige Änderungen: Es gab ihn in einer längeren und einer kürzeren Version. Die gelbe Regenseite bestand aus weichem PVC, die blaue Seite aus Nylon oder Mischgewebe. Er hatte auf der gelben Seite blanke Druckknöpfe: an den Taschen sowie einen zwischen Reißverschlussende und Saum. Die "Wetterwendejacke" war allerdings vom Material her nicht allzu robust und mit 120 Mark sehr teuer.

Bezeichnung und Popularität

Die Bezeichnung Friesennerz oder Ostfriesennerz für die Öljacken und ihre Varianten kam erst spät mit den Ostfriesenwitz auf und beendete auch die Trendwelle, hat aber bis heute in der Umgangssprache ihren festen Platz behalten. Allerdings kamen noch andere Faktoren dazu. Der technische Fortschritt ermöglichte atmungsfähigere Materialien. Des Weiteren war der Markt so weit gesättigt, dass sich eine Produktion und Vermarktung im großen Umfang nicht mehr lohnte und die nachwachsende Generation stieg auf Markenprodukte mit Statuscharakter um.

Obwohl der Friesennerz im Straßenbild nur noch selten anzutreffen ist, hat er im Internet eine stetig wachsende Fangemeinde, die in Foren und auf selbstgestalteten Webseiten dieses Kultkleidungsstücks gedenken. Obwohl er als Neuware sowohl in der alten Form als auch in neuem Design erhältlich ist, erzielen die gebrauchten gummierten Friesennerze hohe Preise bei Internetauktionen.

Belege

  1. Das Ende der Farbe Gelb - Warum die Alternativbewegung auf ihren Ostfriesennerz verzichtete. Eine Erinnerung (Von Sybille Simon-Zülch Mare No. 11 Wind & Wetter Dez. 1998/Jan. 1999).

Weblinks


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