Friesistik

Friesistik

Die Frisistik (oder Friesische Philologie, seltener Friesistik) ist die akademische Disziplin, die sich mit den friesischen Sprachen und Literaturen befasst. Häufig schließt das Fach auch Landeskunde und Kultur der Frieslande ein. In den Niederlanden ist ausschließlich der Begriff Frisistik bzw. Frisistiek üblich, da unter Philologie dort vor allem die Editionsphilologie verstanden wird.

Inhaltsverzeichnis

Forschung und Lehre

Deutschland

In Deutschland bestehen Friesisch-Professuren ausschließlich in Schleswig-Holstein, an den Universitäten in Kiel und Flensburg. In Kiel besteht die Professur für Friesische Philologie seit 1978. Seitdem kann dort das Fach "Friesische Philologie" studiert werden, zunächst im Rahmen eines Lehramts- oder Magisterstudiengangs im Haupt- und Nebenfach, seit 2007 als eines von zwei Hauptfächern mit dem Abschluss Bachelor. Bereits seit 1950 ist die Nordfriesische Wörterbuchstelle am Nordischen Institut der Universität Kiel angesiedelt. Das Fach Friesische Philologie und die Nordfriesische Wörterbuchstelle sind organisatorisch, aber nicht personell getrennt.[1]

An der Pädagogischen Hochschule Flensburg (seit 2000 Universität Flensburg) gab es mit Unterbrechungen seit 1963 zunächst Lehraufträge für Friesisch. Im Jahr 1988 wurde für das Fach eine reguläre Professur eingerichtet, die allerdings bereits 1996 im Zuge von Sparmaßnahmen wieder aufgehoben wurde. Der Lehrbetrieb des Friesischen Seminars wird seitdem wieder mit Lehraufträgen aufrecht erhalten. In Flensburg ist heute lediglich innerhalb des Germanistikstudiums im Lehramtsbereich ein Schwerpunkt Friesisch möglich, noch bis zum Jahr 1999 konnte Friesisch als eines von drei gleichwertigen Fächern studiert werden.

Eng mit der Universität Flensburg ist das Nordfriisk Instituut in Bredstedt im Kreis Nordfriesland verknüpft, das seit 1965 als unabhängige, aber staatlich unterstützte wissenschaftliche Einrichtung besteht. Zur Zeit der Flensburger Friesisch-Professur beinhaltete diese auch die Leitung des Nordfriisk Instituuts. Heute hat der Leiter des Instituts eine Honorarprofessur an der Universität Flensburg inne.[2]

All diese Institutionen in Schleswig-Holstein haben ihren Schwerpunkt in der Nordfriesischen Sprache und Literatur.

An der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bestand bis 2003 eine Arbeitsstelle Niederdeutsch und Saterfriesisch unter der Leitung von Marron Curtis Fort. Im Jahr 2008 wurde die neue Professur „Germanistische Linguistik: Linguistische Pragmatik und Soziolinguistik / Niederdeutsch“ an der Universität eingerichtet, der auch das Saterfriesische zugeordnet ist. [3] Auch in Oldenburg sollen Kurse zur Saterfriesischen Sprache innerhalb des Germanistikstudiums belegt werden können.

Niederlande

In den Niederlanden ist die Reichsuniversität Groningen die wichtigste Universität für die Frisistik. Dort kann die das Fach Friese Taal en Cultuur mit den Abschlüssen Bachelor und Master studiert werden. Der Schwerpunkt liegt auf der westfriesischen Sprache.[4] An den Universitäten Amsterdam und Leiden können Kurse aus dem Gebiet der Frisistik als Neben- und Wahlfächer belegt werden.[5] In Leeuwarden besteht mit der Fryske Akademy seit 1938 eine wissenschaftliche Einrichtung für die Erforschung der friesischen Sprache.

Berufsfelder

Außerhalb einer wissenschaftlichen Laufbahn werden Frisisten in Deutschland vor allem als Lehrer im Kreis Nordfriesland oder auf Helgoland in Schleswig-Holstein engagiert. Andere Berufsfelder wären beispielsweise Medienarbeit oder Gremienarbeit in friesischen Institutionen.

Geschichte

Von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert waren es vor allem gebildete Laien, die sich mit den einzelnen friesischen Dialekten befassten. Als Begründer der modernen Frisistik gilt der Germanist Theodor Siebs, der sich mit allen drei friesischen Sprachzweigen befasste. Siebs Habitilationsschrift aus dem Jahr 1889 trug den Namen "Zur Geschichte der englisch-friesischen Sprache". Als wegweisend für die Frisistik gilt seine Geschichte der friesischen Sprache in Hermann Pauls Grundriß der germanischen Philologie im Jahr 1901.

Einzelnachweise

  1. Ommo Wilts und Alastair Walker: Institutionen der Frisistik in Deutschland. In: Horst H. Munske (Hrsg.): Handbuch des Friesischen. Tübingen: Niemeyer 2001
  2. Ommo Wilts und Alastair Walker: Institutionen der Frisistik in Deutschland. In: Horst H. Munske (Hrsg.): Handbuch des Friesischen. Tübingen: Niemeyer 2001
  3. http://www.uni-oldenburg.de/presse/mit/2007/466.html
  4. http://www.rug.nl/let/onderwijs/talenenculturen/friesetaalcultuur/index
  5. http://www.uva.nl/actueel/persberichten.cfm/F4A6D867-1BBB-4A25-A6F1E864A75808E9

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