Fristentransformation

Fristentransformation

Die Fristentransformation ist eine der drei Funktionen, die Finanzintermediäre in einer Volkswirtschaft übernehmen. Die beiden übrigen Funktionen sind die Losgrößentransformation und die Risikotransformation.

Durch die Fristentransformation werden die unterschiedlichen Laufzeitinteressen von Schuldnern (Privatpersonen, Unternehmen, Staat) und Gläubigern (z. B. Sparern) in Einklang gebracht. Es sind zwei Arten von Fristentransformation zu unterscheiden:

  • Transformation von Kapitalbindungsfristen (Liquiditätsfristentransformation): Die Bindungsdauer des zur Verfügung gestellten Kapitals weicht von der Bindungsdauer des investierten Kapitals ab. Aus der Liquiditätsfristentransformation erwachsen Liquiditätsrisiken.
  • Transformation von Zinsbindungsfristen: Die Dauer, für die die Zinsen des zur Verfügung gestellten Kapitals festgelegt sind, weicht von der Dauer der Zinsbindung des investierten Kapitals ab. Hierdurch entstehen Zinsänderungsrisiken

Wenn langfristige Investitionen mit kurzfristigen Geldern finanziert werden, spricht man von positiver Fristentransformation, umgekehrt von negativer Fristentransformation. Der Normalfall ist die positive Fristentransformation.

Inhaltsverzeichnis

Volkswirtschaftliche Sicht

Durch die Fristentransformation werden die unterschiedlichen Laufzeitinteressen von Schuldnern (Privatpersonen, Unternehmen, Staat) und Gläubigern (z. B. Sparern) in Einklang gebracht.

Die bei der Fristentransformation bei Finanzintermediären entstehenden Risiken waren z. B. in der Krise der amerikanischen Sparkassen in den 1980er Jahren sowie in der Finanzkrise ab 2007 von wesentlicher Bedeutung.

Einzelwirtschaftliche Sicht

Aus Sicht eines einzelnen wirtschaftlichen Akteurs, z. B. einer Geschäftsbank, entspricht die Fristentransformation der unterschiedlichen Zins- und Kapitalbindungsfristen von aktiven und passiven Bilanzpositionen und außerbilanziellen Positionen. Im Normalfall führt eine Bankbilanz eine positive Fristentransformation durch: Langfristige Kredite, oft als Festzinsgeschäfte abgeschlossen, werden mit Kundengeldern refinanziert, die eine kürzere Kapitalbindungsdauer und oft auch variable Zinsbindung aufweisen. Die Fristentransformation ist eine Ertragsquelle für Banken. Der dadurch erwirtschafte Ergebnisbestandteil wird häufig als Strukturbeitrag bezeichnet.

Beispiele

  • Zur Finanzierung eines Eigenheims wird ein Kapitalbetrag von 100.000 EUR benötigt, der über die nächsten 10 Jahre getilgt werden soll. Als Finanzintermediär ist es Aufgabe eines Kreditinstituts, den Kapitalbedarf mit seiner spezifischen Fristigkeit durch Einlagen mit normalerweise kürzerer Laufzeitlänge abzudecken. Das Kreditinstitut trägt dabei ein Zinsänderungsrisiko und ein Liquiditätsrisiko.
  • Eine Firma benötigt einen Kredit, der in fünf Jahren fällig ist und für den ein fester Zinssatz bezahlt wird. Das Kreditinstitut beschafft das Kapital über fünfjährige Sparbriefe mit variablem Zinssatz. Die Kapitalbindungsfristen sind identisch (Fristenkongruenz), es entsteht für das Kreditinstitut aus der Fristentransformation nur ein Zinsänderungsrisiko, kein Liquiditätsrisiko.

Referenzen


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